Romain Grosjean ist schon wieder guter Dinge und macht Späßchen außerhalb des Krankenbetts - auch wenn der Formel-1-Pilot nach seinem Feuer-Unfall beim Großen Preis von Bahrain vorsichtshalber noch eine weitere Nacht im Krankenhaus von Sakhir verbringen muss.
Grosjean erwägt Karriere-Ende
"Hätte nie gedacht, dass mich ein paar Kniebeugen mit Körpergewicht glücklich machen würden", postete Grosjean am Dienstag bei Instagram und stellte ein Foto dazu, das ihn mit dick bandagierten Händen bei leichten Fitnessübungen zeigt. "Der Körper erholt sich gut von dem Aufprall. Hoffentlich auch bald die Verbrennungen an meinen Händen."
Der Franzose vom Team Haas hatte bei seinem Horror-Crash am Sonntag wie durch ein Wunder nur Verbrennungen an den Handrücken erlitten, war anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden.
Der Anblick des Feuer-Crashs ließ weit Schlimmeres vermuten und auch Grosjean spricht nun offen darüber, dass er in Todesangst war.
"Nach diesem Unfall bin ich glücklich, am Leben zu sein", sagte er den französischen TV-Sendern TF1 und LCI: "Ich bin 28 Sekunden in den Flammen geblieben, aber das erschien mir viel länger, während ich dreimal versucht habe, mich aus dem Sitz zu befreien."
Seine Gedanken in diesen Schreckensmomenten? Kreisten unter anderem um den folgenschweren Crash des im vergangenen Jahr verstorbenen Niki Lauda 1976: "Ich wollte nicht so enden. Ich musste rauskommen, für meine Kinder. Ich hatte am meisten Angst für meine Angehörigen, für meine Kinder in erster Linie, aber auch für meinen Vater und meine Mutter, ich hatte wirklich nicht Angst um mich. Ich habe den Tod kommen sehen, ich hatte keine andere Möglichkeit, als da rauszukommen."
Trotz beziehungsweise gerade wegen seiner Erfahrung wolle er nun alles an ein schnelles Comeback setzen: "Auch wenn das schwierig für meine Angehörigen ist, ist es notwendig für mich, wieder in einen Formel-1-Wagen zu steigen, um zu sehen, wo ich stehe, ob ich weiter fahren kann." Mit anderen Worten: Auch ein Karriere-Ende steht als Option im Raum, sollte die Rückkehr nicht laufen wie erhofft.
Haas-Boss Steiner: Heilung bei Grosjean wie geplant
Teamchef Günther Steiner gab zuvor bei einer Video-Konferenz nun ein Update zum Gesundheitszustand seines Piloten, der an diesem Wochenende beim zweiten Bahrain-Rennen (So., ab 18.10 Uhr im Liveticker) durch den Brasilianer Pietro Fittipaldi ersetzt wird, Enkel des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi: "Es hat keinen Rückschlag gegeben."
Die Heilung verlaufe wie geplant, hieß es weiter. Steiner fügte an, "nicht in Eile" zu sein, zumal angesichts der Verbrennungen ein Einsatz für Grosjean an diesem Wochenende ohnehin nicht möglich gewesen sei. (SERVICE: Fahrerwertung)
Der 34 Jahre alte Fahrer, der Haas zum Jahresende verlassen muss, bereitet sich vielmehr auf das Saisonfinale am 13. Dezember vor. "Er versucht, in Abu Dhabi wieder im Auto zu sein", sagte Steiner. "Das ist jetzt sein Ziel."
Wie heftig der Crash mit mehr als 220 km/h iwar, unterstrich der Teamchef nun mit weiteren Details: Kräfte von 53g hätten bei dem Einschlag in die Leitplanke auf den Piloten gewirkt, dessen Bolide dabei zweigeteilt wurde in Flammen aufging.
Zum Vergleich: In Formel-1-Autos wirken in Kurven schon mal 5g auf die Fahrer. g-Kräfte nennt man die physikalische Belastung, die unter anderem auf einen Körper einwirkt, wenn sich die die Richtung der Geschwindigkeit stark ändert. Dabei entspricht 1g der normalen Erdbeschleunigung.
Zu starke g-Kräfte können zu gravierenden Durchblutungs- und damit Bewusstseinsstörungen führen - zum Beispiel, wenn der Fahrer in den Sitz gedrückt wird, hierbei das Blut in die Beine versackt.
Steiner berichtete zudem, Grosjean könne sich daran erinnern, sich nach 27 Sekunden aus dem brennenden Rennwagen selbst befreit zu haben. Allerdings sei dem Franzosen der genaue Unfallhergang noch immer nicht ganz klar.