Nico Hülkenberg konnte sich vor Gratulanten kaum retten.
Vettel stichelt gegen Ferrari
Red-Bull-Star Max Verstappen und sein früherer Renault-Teamkollege Daniel Riccardo stürmten regelrecht zum Racing Point mit der Startnummer 27, Weltmeister Lewis Hamilton gratulierte dem Ersatzmann der Pink Panther frech: "Nicht schlecht für einen Rentner." (Das Qualifying zum Nachlesen im LIVETICKER)
Die Corona-Vertretung des Mexikaners Sergio Perez sicherte sich mit einem Husarenritt Startplatz drei beim Jubiläums-Grand-Prix der Formel 1 in Silverstone (Formel 1: 70th Anniversary Grand Prix in Silverstone, Rennen Sonntag ab 15.10 Uhr im SPORT1-Liveticker).
Hülkenberg von Rang drei überrascht
Damit könnte sich der 32-Jährige im 178. Anlauf endlich den Traum vom ersten Podium erfüllen. Ein zunehmend resignierender Sebastian Vettel startet dagegen im Ferrari als Elfter erneut aus dem Niemandsland. Vettel profitierte dabei sogar noch von einer Strafe gegen Ocon, ansonsten wäre der Deutsche von Rang zwölf aus gestartet. (Rennkalender 2020 der Formel 1)
"Ich bin etwas überrascht, hier zu stehen. Ich habe ein gewaltiges Lächeln im Gesicht", sagte Hülkenberg, der vor Wochenfrist wegen eines Schadens am Getriebe um sein Comeback-Rennen gebracht wurde: "Es wird ein bisschen schmerzen, dass ich keine Rennerfahrungen mit dem Auto habe."
Vor Hülkenberg, der beste Werbung für ein Stammcockpit betrieb, stehen erwartungsgemäß die beiden Mercedes - überraschend allerdings ist die Reihenfolge: Weltmeister, WM-Spitzenreiter und Silverstone-Spezialist Hamilton musste die Pole um 63 Tausendstelsekunden seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas überlassen.
Hamilton selbstkritisch
"Das war von mir nicht die perfekte letzte Runde. Valtteri hat einen super Job gemacht", sagte der siebenmalige Silverstone-Sieger Hamilton. Für Bottas, der in der WM bereits 30 Punkte hinter dem Briten liegt, war es die 13. Pole.
Der viermalige Weltmeister Vettel hingegen wirkt zunehmend antriebslos und versinkt im Mittelfeld. Zum zweiten Mal in dieser Saison verpasste der Heppenheimer das Q3, sein Teamkollege Charles Leclerc holte Rang acht. Schlechter war Ferrari zuletzt 2014.
"Das war alles, was ich hatte. Das war alles, was drin war im Auto", funkte Vettel recht emotionslos an seine Box. Am Sky-Mikrofon fügte er hinzu: "Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meinen Runden. Mehr war heute nicht drin mit dem Auto. Ich versuche jedes Mal, den Reset-Knopf zu drücken und mein Bestes zu geben."
Nach dem Motorschaden an Vettels SF1000 in der Schlussphase des Freitagstrainings tauschte Ferrari auch am Boliden von Leclerc als Vorsichtsmaßnahme die komplette Power Unit aus. Eine Verbesserung war allerdings nicht festzustellen. (DATENCENTER: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Großer Streit wegen Racing Point
Während sich auf der Strecke die Machtverhältnisse zementieren und Mercedes unter normalen Umständen unschlagbar erscheint, geht es in Silverstone auf sportpolitischem Parkett weiter rund: Fünf der zehn Rennställe haben ihre Absicht bekundet, gegen das Urteil in der Kopier-Affäre um Racing Point in Berufung zu gehen. Dies sind Ferrari, McLaren, Williams, Renault und auch Racing Point selbst.
Sie haben bis Mittwoch 10.30 Uhr MESZ Zeit, diese Absicht zu bestätigen. Der Fall, in dessen Zentrum bislang der illegale Designprozess technisch legaler Bremsbelüftungen steht, würde vor dem internationalen Berufungsgericht der FIA verhandelt. Dies würde Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.
Racing Point wurde am Freitag mit einer Geldstrafe von 400.000 Euro und dem Abzug von 15 WM-Punkten in der Konstrukteurswertung belegt. Das Team fühlt sich zu Unrecht bestraft. Den weiteren beteiligten Parteien geht die Strafe nicht weit genug, zumal Racing Point die fraglichen Bremsbelüftungen, die unerlaubterweise dem Design von Mercedes entsprechen, weiterhin einsetzen darf.