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Formel 1: Chaos vor Absage in Melbourne - Ross Brawn nennt Gründe

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Formel 1: Chaos vor Absage in Melbourne - Ross Brawn nennt Gründe

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Das Chaos-Protokoll von Melbourne

Die Formel 1 gibt bei der Absage des Rennens von Melbourne kein gutes Bild ab. Motorsportchef Ross Brawn rechtfertigt das zögerliche Handeln in der Corona-Krise.
Der Auftakt der Formel-1-Saison in Melbourne findet nicht statt. Doch bis die Entscheidung steht, gibt es unterschiedliche Meinungen.
Markus Bosch
Die Formel 1 gibt bei der Absage des Rennens von Melbourne kein gutes Bild ab. Motorsportchef Ross Brawn rechtfertigt das zögerliche Handeln in der Corona-Krise.

Das Image der Formel 1 hat in den letzten zwei Tagen enorm gelitten.

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Während die größten Sportligen in aller Welt ihren Betrieb wegen der Corona-Pandemie einstellten, versuchte die Formel 1 zu lange an ihrem ersten Rennen des Jahres festzuhalten - es wurde zum PR-Debakel, ausgetragen auf dem Rücken der Fans.

Und das obwohl sich ein Mechaniker des McLaren-Teams mit COVID-19 infiziert hatte. Der Rennstall sagte daraufhin schon am Donnerstag für den Saisonstart ab. Von den Formel-1-Bossen gab es keine Reaktion dazu.

Erst am Freitagmorgen (Ortszeit), als bereits die ersten Fans vor den Toren des Albert Parks in Melbourne standen und auf den Einlass zum Training warteten, gab es eine Reaktion. Der Saisonauftakt wurde abgesagt.

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SPORT1 zeichnet die chaotischen Entwicklungen nach und beantwortet die wichtigsten Fragen:

Das Protokoll der Formel-1-Absage

Donnerstag, 12. März, 16.30 Uhr (Ortszeit in Melbourne): Weltmeister Lews Hamilton findet deutliche Worte für die ungewisse Situation nach dem Corona-Fall. Er sei "überrascht", dass das Rennen stattfinden soll und es sei "schockierend, dass wir alle in diesem Pressekonferenz-Raum sind", teilte er mit. Sein Fazit: "Cash ist König." Etwas diplomatischer drückte sich Sebastian Vettel aus. "Wie Lewis gesagt hat, ist es angemessen zu fragen, warum man hier ist."

Donnerstag, 12. März, 22.22 Uhr: Der McLaren-Rennstall gibt bekannt, dass sich ein Teammitglied mit dem Coronavirus infiziert hat und sie daher beim ersten Rennen der Saison nicht an den Start gehen werden. Die betroffene Person sei bereits in Quarantäne und werde von lokalen Gesundheitsbehörden behandelt. Außerdem erklärt das Team, dass man bereits die Formel-1-Bosse über diesen Schritt informiert hat.

Freitag, 13. März, 5.15 Uhr: Mehrere internationale Medien berichten, dass das Rennen abgesagt ist. Angesprochen auf diese Berichte erklärt der australische Promoter des Rennens allerdings, dass es stattfinden soll – nur ohne Zuschauer. Zeitgleich kursieren aber weitere Berichte, dass unter anderem Vettel und Kimi Räikkönen die Strecke bereits verlassen haben sollen.

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Freitag 13. März, 10.08 Uhr: Während bereits zahlreiche Fans auf Einlass warten, um die erste Trainingseinheit um 12 Uhr zu verfolgen, veröffentlicht die FIA ein Statement und sagt den Grand-Prix in Australien ab.

Warum dauerte die Absage so lang?

Die Teams verfingen sich wie so oft in Diskussionen. Es waren sich nicht alle Teams einig, dass das Rennen wirklich abgesagt werden soll. Mercedes, Ferrari und Renault waren klar gegen die Ausrichtung des Rennens, während die kleineren Teams und auch Red Bull fahren wollten.

Nach den Diskussionen in der Nacht auf Freitag sei "eine Mehrheit der Teams der Ansicht" gewesen, dass das Rennen nicht stattfinden soll, hieß es in der Stellungnahme der Formel 1. Letztlich mussten sich die kleineren Teams beugen, da sie die "Kundenteams" von Ferrari oder Mercedes sind und von diesen ihre Motoren beziehen.

Formel-1-Motorsportchef Ross Brawn versuchte das Desaster zu erklären. "Wir haben uns mit den Teams beraten, mit den Gesundheitsbehörden, mit der FIA und dem Promoter vor Ort. Ich war die ganze Nacht wach. Ich habe vielleicht eine Stunde geschlafen", meinte er beim Portal Formula 1.com.

Er ergänzte: "Wir hatten so viele Probleme auf einmal. Wir mussten die Teams wieder alle zurückholen an einen Tisch und ein Meeting abhalten. Das braucht alles Zeit. Das ist hier keine Autokratie, man kann nicht einfach eine Entscheidung fällen."

Warum meldeten sich die Formel-1-Bosse so lange nicht?

Die Tage von Melbourne bleiben ein Kommunikationsdesaster auf Seiten der Formel-1-Bosse, das dem Image der Formel 1 nachhaltigem Schaden zugefügt haben könnte.

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Denn selbst am Freitagmorgen war den Teams noch nicht klar, wie es weitergeht. "Wir sind aufgestanden, zur Strecke gefahren und wussten noch nicht, wo die Reise hingeht", erklärte Haas-Teamchef Günther Steiner nach der Absage.

Das Problem: Man musste auch mit der FIA und deren Präsidenten Jean Todt sprechen - deren Sitz ist in Europa, was die Angelegenheit durch die resultierende Zeitverschiebung zusätzlich erschwert habe, erklärte Brawn.

Zudem sei Formel-1-Boss Chase Carey in diesem Zeitraum von Vietnam nach Australien geflogen und habe daher auch nicht immer zur Vefügung gestanden, betonte der F1-Motorsportchef, der trotz allem von einem "ziemlich guten Job" in dieser Angelegenheit sprach. Eine Meinung, die er trotz der schwierigen Umstände wohl ziemlich exklusiv hat.

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F1-Boss Carey sprach - als er dann angekommen war und sich zu Wort meldete - nach der Absage im Fahrerlager von "schwierigen Zeiten".

Wann geht es weiter?

Die Absage des Rennens in Melbourne war nur der Anfang. Im Laufe des Tages gaben die F1-Bosse bekannt, dass auch die Großen Preise von Bahrain und Vietnam abgesagt sind. Wann es voraussichtlich wieder weitergeht, da waren sich FIA und F1 nicht so ganz einig.

In der FIA-Mitteilung hieß es, dass die Saison Stand jetzt Anfang Mai in Europa beginnen soll. Somit stünde als erstes das Rennen in den Niederlanden (4. Mai) an. Man werde die Situation um Corona jedoch weiterhin im Blick behalten und auf Veränderungen reagieren.

Auf dem offiziellen Twitter-Kanal der Formel 1 hieß es dagegen, dass die Saison Ende Mai anfangen soll. Dies würde bedeuten, dass auch die Rennen in Zandvoort, Barcelona (10. Mai) und Monaco (24. Mai) gefährdet sind. Die mangelhafte Kommunikation der Königsklasse des Motorsports hält also an.