Charles Leclerc hat Ferrari die Pole-Position beim Heimrennen in Monza gesichert, allerdings kam sein Erfolg unter umstrittenen Umständen zustande.
Schuldige der Trödel-Farce ermittelt
Der Monegasse drehte im am Ende chaotischen Qualifying zum Großen Preis von Italien (Formel 1: GP von Italien, So. ab 15.10 Uhr im LIVETICKER) in 1:19,553 Minuten die schnellste Runde und verwies Weltmeister und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (Großbritannien) sowie dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas (Finnland) auf die Plätze zwei und drei. Sebastian Vettel im zweiten Ferrari startet nur von Rang vier in das 14. von 21 Saisonrennen.
Der Entscheidung vorausgegangen war eine kollektive Fehlleistung des beinahe gesamten Feldes. Beim Einrollen für die letzte schnelle Runde des Qualifyings fuhren die Piloten ungewöhnlich langsam, da niemand die entscheidende Runde auf der Highspeedstrecke ohne Windschatten angehen wollte.
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Die Piloten verzettelten sich jedoch, das Gros der Fahrer erreichte den Zielstrich nicht mehr rechtzeitig, eine zweite schnelle Runde war daher auch für Vettel nicht mehr möglich. Die Uhr tickte jedoch längst herunter, letztlich schaffte es nur Leclerc noch rechtzeitig über die Linie. Der Monegasse hatte beim ersten Versuch allerdings schon die beste Zeit geholt, nun konnte keiner seiner Konkurrenten mehr zurückschlagen. Vettel war vor allem deshalb bedient, weil er auf seiner zweiten schnellen Runde den Windschatten seines Teamkollegen hätte bekommen sollen.
Vettel: "Das sieht schwachsinnig aus"
"Meine erste Runde war super, aber ich hatte keinen Windschatten, und da fehlen dann eben vier bis fünf Zehntelsekunden", sagte er bei RTL: "Das Positionsspiel am Ende sieht dann natürlich schwachsinnig aus, aber ohne Windschatten die Quali-Runde in Monza zu starten, macht eben keinen Sinn. Ich hatte in dieser Phase niemanden vor mir, die Absprache war intern ein bisschen anders."
Auch die Freude seines Teamkollegen über die schnellste Zeit war nicht ungetrübt. "Natürlich freue ich mich über die Pole-Position, auch wenn es gegen Ende hin ziemlich drunter und drüber ging", sagte der Monegasse: "Ich weiß nicht, ob ich wirklich klug war oder nur am wenigsten dumm."
Zwischenzeitlich musste Vettel sogar noch Sanktionen fürchten. Die Rennkommissare hatten untersucht, ob er in Kurve 11 unrechtmäßig von der Strecke gekommen war. Dies konnte jedoch nicht eindeutig belegt werden. Eine Strafe war damit vom Tisch.
Hamilton vermutet Taktik von Ferrari
Mercedes-Star Hamilton vermutet hinter der Farce Absicht von Ferrari. "Interessante Taktik, um die Pole-Position zu sichern - einfach die nächste Runde nicht fahren", kritisierte er die Scuderia. Die habe Mercedes "ins Leere laufen" lassen, um seine Position auf der Strecke zu verteidigen.
Der Brite übte aber auch allgemeine Kritik. "Das System, das wir haben, ist verrückt. Jeder nimmt Tempo raus, versucht sich in Position zu bringen. Die Aufwärmrunde ist gefährlich für alle. Manche machen langsam und du weißt nicht, wer neben dir ist. Das ist einfach nur riskant", sagte der fünfmalige Weltmeister.
Nico Hülkenberg (Emmerich) im an diesem Wochenende starken Renault holte Startplatz sechs gleich hinter seinem Stallrivalen Daniel Ricciardo (Australien). Für Leclerc ist es die vierte Pole Position seiner Karriere. Der 21-Jährige hatte Ferrari am vergangenen Sonntag in Spa den ersten Saisonsieg beschert. Die Scuderia wartet seit 2010 auf einen Heimerfolg in Monza. (Teamwertung der Formel 1)
Rennleitung untersucht Bummelei
Die Rennleitung hat nach dem Qualifying eine Untersuchung gegen alle Piloten eingeleitet, die in Q3 nicht mehr rechtzeitig über die Linie gefahren sind. (Fahrerwertung der Formel 1)
Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko hält eine Strafe für die "Schleicher" für angemessen: "Wenn man so offensichtlich blockiert, war das nicht erfreulich. Ich hoffe, das hat die nötigen Konsequenzen. Das Mindeste ist eine entsprechende Rückversetzung ans Ende der Top 10 oder Top 8", forderte er im ORF.
Ganz teilten die Rennkommissare die Meinung von Marko nicht. Sie machten zwar das Trio Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Lance Stroll als Schuldige aus und erklärten sie des "unnötig langsamen Fahrens" für schuldig, beließen es aber bei einer Verwarnung.
Raikkönen und Verstappen bestraft
Wegen des Unfalls von Räikkönen (Alfa Romeo) musste das Qualifying im dritten Abschnitt unterbrochen werden.
Max Verstappen im Red Bull muss den Italien-GP von der letzten Position aus in Angriff nehmen, weil er die Anzahl der erlaubten Motoreneinheiten für die Saison bereits überschritten hat. Auch Raikkönen, der nach seinem Unfall ein neues Getriebe braucht, wurde nach hinten versetzt. Er startet von Position 15 aus ins Rennen.