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Jackie Stewart: Das private Drama einer Formel-1-Ikone

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Jackie Stewart: Das private Drama einer Formel-1-Ikone

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Das private Drama einer F1-Ikone

Jackie Stewart ist der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister mit großen Verdiensten als Vorkämpfer für Sicherheit. Ein persönlicher Schicksalsschlag hat ihm eine neue Lebensaufgabe beschert.
Jackie Stewarts Frau Helen (hier ein Bild aus aktiven Zeiten 1970) leidet an Demenz
Jackie Stewarts Frau Helen (hier ein Bild aus aktiven Zeiten 1970) leidet an Demenz
© Imago
Andreas Reiners, Martin Hoffmann
Jackie Stewart ist der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister mit großen Verdiensten als Vorkämpfer für Sicherheit. Ein persönlicher Schicksalsschlag hat ihm eine neue Lebensaufgabe beschert.

Die Ehrlichkeit ist beeindruckend. Ungewöhnlich. Vor allem ist sie entwaffnend. Aber so ist Jackie Stewart immer gewesen.

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Geradeaus. Direkt. Deutlich. Kein Hin und Her. Auch wenn es unbequem war. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

"Ich wäre ein beliebterer Weltmeister gewesen, hätte ich immer gesagt, was die Leute hören wollen. Ich wäre dann vielleicht tot, aber mit Sicherheit beliebter", sagte Stewart einmal. Seit 2001 "Sir" Jackie Stewart.

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Denn der Schotte, der heute 84 Jahre alt wird, war nicht nur einer der besten Rennfahrer der 60er und 70er Jahre. Er war auch Kämpfer und Vorreiter für mehr Sicherheit in der Formel 1.

„Ich habe Morddrohungen dafür bekommen, aber es war meine größte Leistung“, blickte Stewart im Interview mit The Times auf sein bewegtes Leben zurück - das seit einigen Jahren von einem persönlichen Schicksalsschlag geprägt ist.

Stewart wurde in einer Zeit der Königsklasse groß, in denen das Sterben in den Autos noch zum Alltag gehörte.

Er hatte vor Jahren mal nachgerechnet: 59 tödliche Unfälle von Kollegen und Freunden musste er miterleben. Er selbst erlebte die damaligen Schattenseiten am eigenen Leib, überlebte, wollte aber nichts mehr dem Zufall überlassen und setzte sich fortan vehement für die Sicherheit ein.

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Er ist nach dem Tod von John Surtees 2017 der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister, er verpasste der Nürburgring-Nordschleife den Spitznamen „Grüne Hölle“, er war und ist immer noch charismatisch, einer mit Witz und Charme, guten Sprüchen und einer klaren Meinung. Ein Playboy wie andere aus seiner Generation war er aber nie.

Dreimal Weltmeister in der Formel 1

Sein Markenzeichen früher: Seine Koteletten und die ausgefallenen modischen Experimente. Heute ist es vor allem die karierte Baskenmütze. Und die immer noch fixe Kodderschnauze. Immer noch klare Kante. Immer noch freundlich und auskunftsfreudig.

Und er war immer bodenständig. Seine Helen heiratete er bereits 1962 - eine Sandkastenliebe. Sein privater Fuhrpark? Im Mittelklassebereich angesiedelt. Seine Bescheidenheit wird auch in der eigenen Garage zur Schau gestellt.

Zum Motorsport kam Stewart, der es als Jungspund im Tontaubenschießen fast zu den Olympischen Spielen 1960 geschafft hätte, zum Großteil auch durch Ken Tyrrell. Der Ex-Rennfahrer brachte den jungen Stewart in der Formel 3 unter, wo er durchstartete und im Rekordtempo das Interesse der halben Formel 1 auf sich zog.

1965 feierte er sein Debüt, acht Jahre später war er nach 99 Rennen und 27 Siegen für B.R.M., Matra, March und Tyrrell dreimaliger Weltmeister (1969, 1971 und 1973), ehe er aufhörte. Er hatte genug vom Tod.

Legasthenie hilft

1973 gewann er zwar den Deutschland-Grand-Prix auf der Nordschleife, er sei sich aber „nie sicher gewesen, ob er nach Hause zurückkehre“, sagte Stewart später. Seinen Freund Jochen Rindt hatte er bereits zu Grabe getragen, und als dann auch noch Francois Cevert sein Leben ließ, zog Stewart das Karriereende vor. Zwar nur ein Rennen vor dem geplanten Schlusspunkt, womit er aber auf seinen 100. Lauf verzichtete.

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Kurios: Erst mit 42 Jahren wurde bei ihm Legasthenie diagnostiziert. Ihm hat die Lernschwäche stets geholfen. Denn: "Wenn man als Legastheniker etwas findet, worin man gut ist, dann bemüht man sich mehr als jeder andere. Man kann nicht so denken wie die cleveren Leute, also denkt man immer etwas unkonventionell und geht Wege, die niemand geht."

Comeback als Teambesitzer

1997 feierte er ein Comeback als Teambesitzer. Zusammen mit Sohn Paul trat er mit Stewart Grand Prix drei Jahre lang in der Königsklasse an, dank Johnny Herbert gewann das Team ein Rennen. Der weitere Werdegang: Übernahme durch Ford, danach als Jaguar-Racing am Start, später wiederum als Red Bull Racing.

Was seine Formel-1-Karriere betrifft, kennt Stewart allerdings keine Bescheidenheit. Die ist für ihn stets zum Greifen nah. "Ken Tyrrell hat mir den 003 geschenkt, mit dem ich 1971 Weltmeister geworden bin", sagte er. Den Tyrrell 006 von 1973 habe er gekauft. "Und ich habe sechs der Stewart-Grand-Prix-Autos. Der Matra von 1969 gehört einem sehr netten, reichen französischen Herrn, der ihn mir nicht verkaufen will. Aber ich kann ihn haben, wann immer ich ihn brauche."

Aber wie es so oft ist im Leben: Man kann nicht alles haben.

Kampf gegen Demenz ist jetzt Stewarts Lebensthema

Seit 2016 beschäftigt Stewart ein privates Drama - ein zweites, nach dem Tod seines lange alkoholkranken Bruders Jimmy 2008: Seine Frau Helen wurde 2014 mit Demenz diagnostiziert, ihr Mann hat den Einsatz für eine bessere Erforschung der Krankheit zum neuen Thema seines Lebens gemacht, gründete die Stiftung „Race Against Dementia“.

„Das ist mein größter Kampf“, betonte Stewart, der mit seiner Frau in der Schweiz lebt. Eine Klinik ist direkt um die Ecke, seine Frau bekommt die bestmögliche Betreuung. Eine Heilung bleibt aber utopisch.

„In den vergangenen 30 Jahren sind wir einer Antwort nicht wirklich nähergekommen“, sagte Stewart, der hofft, Anstöße aus seiner alten Profession geben zu können, die das ändern: „In den modernen Zeiten haben vier Leute den Sport tatsächlich verändert: Gordon Murray, Ross Brawn, John Barnard und Adrian Newey. Es hat nur vier Leute gebraucht, um das zu schaffen. Im Geschäftsleben waren es Bill Gates oder Steve Jobs. Man braucht nur andere Ideen, einen anderen Ansatz. Beim Wettlauf gegen Demenz ist es nicht anders.“

Im Umfeld des Monaco-GP wurde vergangenes Jahr ein Film über Stewarts Leben vorgestellt, Regisseur der Doku „Stewart“ ist Sohn Mark, die Einnahmen steckt die Familie in die Demenzforschung.