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Formel 1: Teams, Fahrer, Liberty Media und FIA streiten wegen Regeln

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Formel 1: Teams, Fahrer, Liberty Media und FIA streiten wegen Regeln

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Der skurrile Zoff um die F1-Zukunft

In der Formel 1 versuchen sich Fahrer, Teams und FIA auf neue Regeln zu einigen. Hamilton und Verstappen fordern Änderungen, doch ein Team hat Sonderstatus.
In der Formel 1 brodelt es aktuell gewaltig
In der Formel 1 brodelt es aktuell gewaltig
© SPORT1-Montage:Veith Nurtsch/Getty Images/iStock
In der Formel 1 versuchen sich Fahrer, Teams und FIA auf neue Regeln zu einigen. Hamilton und Verstappen fordern Änderungen, doch ein Team hat Sonderstatus.

"Ich könnte hier zwei oder drei Rennen am Stück fahren! So sollte die Formel 1 nicht sein. Es ist ein Männersport. Aber es kommen so viele Youngster und fahren einfach mit, weil sie leicht damit klarkommen."

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Die Worte, die Weltmeister Lewis Hamilton in Bezug auf die Königsklasse wählt, sind eindeutig: es brodelt!

Aktuell lodern in der Formel 1 so viele Brandherde wie selten zuvor – und bei sehr vielen Themen herrscht Uneinigkeit.

Regeländerung für 2021 geplant

Im Mittelpunkt der Konflikte stehen die angestrebten Regeländerungen für das Jahr 2021. Bis Ende Juni wollen Teamchefs, Weltverband und Eigentümer Liberty Media ein Gerüst mit Ideen präsentieren. Nun wackelt dieser Zeitplan - und das nicht nur aufgrund des Todes von Renndirektor Charlie Whiting.

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Für die Fahrer ist das Hauptproblem klar. "Die Formel 1 muss eine Fahrer-Weltmeisterschaft sein und keine Team-Weltmeisterschaft", beklagt Racing-Point-Pilot Sergio Perez. In anderen Sportarten würde die Leistung des einzelnen Sportlers einen Unterschied machen, in der Königsklasse nicht.

"In der Formel 1 weiß jeder schon vorher, wo er ins Ziel kommen wird. Du bist komplett davon abhängig, welches Potenzial dein Auto hat", so Perez weiter.

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Hamilton will sich mehr anstrengen müssen

Der fünffache Weltmeister Lewis Hamilton fordert eine Rückkehr zu normal angetriebenen Motoren und manuellen Getrieben: "Es sollte körperlicher sein, nicht mehr so viel Servolenkung zum Beispiel. Tennisspieler sind am Ende des Spiels auch fertig, Radfahrer müssen nach der Tour de France tot sein. So sollte das sein."

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Auch wenn Perez und Hamilton mit ganz unterschiedlichen Problemen kämpfen, am Ende vereint sie dennoch der Wunsch nach Veränderung und einer Rückkehr zu echtem Racing.

An diesem Punkt kommt eine Hauptforderung der Fahrer ins Spiel: Überholmanöver sollen leichter werden. Auch die Teams und Liberty Media hätten gerne spannendere Rennen - doch der dafür nötige Weg erscheint wenig attraktiv.

Denn helfen würden aerodynamisch weniger komplizierte Autos, die nicht so eine enorme Luftverwirbelung erzeugen. Damit könnte man leichter an den Vordermann heranfahren, diesen rundenlang unter Druck setzen und so zu Fehlern zwingen.

Zurück zu langsameren Autos?

In der heutigen Formel 1 ist dies fast unmöglich, weshalb man für ein Überholmanöver je nach Strecke ein bis zwei Sekunden schneller als der Vordermann sein muss, um diesen sofort mit einer Attacke hinter sich lassen zu können.

Doch eine weniger komplizierte Aerodynamik macht die Wagen langsamer - und bedroht die Vormachtstellung der großen Teams. Für Firmen wie Mercedes und Ferrari, die nach dem Motto "Win on Sunday, sell on Monday" auch deshalb an der Formel 1 teilnehmen, um Autos zu verkaufen, ein schwieriger Grad.

Die "Entkomplizierung erfordert Einigkeit vor der zukünftigen Festlegung der Reglements. Suchen Sie ein Iglu in der Sahara – da haben Sie höhere Chancen auf Erfolg, als Einigkeit zwischen zehn Formel-1-Teams, der Sportbehörde FIA und dem Rechteeigentümer Liberty Media zu schaffen", sagte Ex-Mercedes-Boss Norbert Haug dem Tagesspiegel.

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Zu Beginn der letzten Saison hatte die FIA bereits mit diversen Regeländerungen versucht, das Überholen wieder einfacher zu machen. Simplere Front- und Heckflügel machten die Boliden aber nur noch schneller und verfehlten ihr Ziel komplett.

Fans befürchten Verlust der Wurzeln

Für mehr Spektakel haben die immer schneller werdenden Autos nach Meinung von Red-Bull-Pilot Max Verstappen ohnehin nicht gesorgt. "Wenn man immer schneller und schneller werden möchte, kann man auch einen Roboter ins Auto setzen. Aber dem Fan muss es auch Spaß machen."

Denn von der Meinung der Anhänger hängt vieles ab. Vor allem die von Liberty geplanten Änderungen in Richtung einer "grüneren" Formel 1 werden von den Fans heiß diskutiert. Im Zuge des gestiegenen Umweltbewusstseins will man in Zukunft auf CO2-neutralen Kraftstoff setzen.

Auch beim Thema Elektroantrieb will man ganz vorne mitspielen und sich mehr an der Formel E orientieren. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff geht fest davon aus, "dass es einen Wechsel vom klassischen Verbrennungsmotor hin zu mehr Hybridkomponenten geben wird."

Damit einher gehen würde aber auch eine Veränderung des von vielen Anhängern innig geliebten Motoren-Sounds. Stimmen, die einen Verlust der Wurzeln befürchten, gab es in der Vergangenheit immer wieder. "Der Sound ist etwas, über das wir zumindest sprechen müssen", weiß auch Wolff um die Problematik.

Fahrer werden kaum gefragt

Die Fahrer wurden bei der Frage nach dem künftigen Reglement bisher kaum berücksichtigt. "Leider werden die Regeln von den Leuten mit Macht und Geld gemacht und wir haben generell wenig zu sagen", beklagte sich jüngst Lewis Hamilton.

Nach dem Kanada-Grand-Prix bekamen die Piloten aber immerhin die Chance, in einem Meeting mit FIA-Präsident Jean Todt ihre Ansichten vorzustellen. Für Hamilton ein Schritt in die richtige Richtung.

"Wir wissen, wie sich das Rennfahren anfühlt, kennen also die Herausforderungen und Limits. Deshalb sind wir sehr offen ein Teil davon zu sein und mit unseren Ideen beizutragen. Wir können da für die Zukunft helfen", zeigte sich der Brite zuversichtlich.

Um Änderungen zu beschließen, muss sich in der zuständigen Kommission aus Teams, FIA und Liberty Media eine Mehrheit bilden. Bei den vielen Interessen ohnehin kein leichtes Unterfangen.

Ferrari hat Veto-Recht

Doch selbst wenn sich Fahrer, Verband, Eigentümer und die Mehrzahl der Teams einigen, die Ablehnung nur eines einzigen Rennstalls könnte alles zunichte machen.

Denn seit den 80er Jahren besitzt Ferrari bei Reglement-Änderungen ein Veto-Recht. Die Scuderia machte zwar bisher davon keinen Gebrauch, die Möglichkeit besteht aber nach wie vor, doch auch dagegen regt sich Widerstand.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezeichnete das Veto-Recht als "ziemlich verstaubt", Claire Williams findet es "nur albern". Und auch Renault-Teamchef Cyril Abiteboul hat Bedenken: "Ich halte es nicht für gut, wenn Fortschritt einseitig blockiert werden kann."

Bis die Königsklasse ein neues innovatives Regelpaket präsentiert, dürfte es jedenfalls noch einige Zeit dauern.