Ricciardo - Der schnelle Sunnyboy
Geburtstag: 1. Juli 1989
Geburtsort: Perth (Australien)
Formel-1-Debüt: Großer Preis von Großbritannien 2011
WM-Titel: -
Bisherige Rennställe: HRT, Torro Rosso, Red Bull, Renault
Startnummer: 3
Wenn im Paddock lautes Gelächter zu hören ist, ist einer meist nicht weit entfernt - Daniel Ricciardo. Der Australier verkörpert das Sunnyboy-Image wie kein Zweiter im aktuellen Fahrerlager. Selbst der traditionellen Siegesfeier nach einem Formel-1-Rennen hat der 30-Jährige schon seine ganz persönliche Note verpasst. Beim Großen Preis von Deutschland zeigte er den ersten "Shoey" auf einem Formel-1-Podest.
Dabei handelt es sich um ein Siegritual, bei dem Champagner aus einem Schuh getrunken wird. Mittlerweile hat sich die Formel 1 den Begriff "Shoey" sogar markenrechtlich schützen lassen. Ricciardo hat sich also auf seine ganz eigene Art schon in der Formel 1 verewigt.
Der harte Weg durch den Kart-Sport
Allerdings wäre dem sympathischen Australier ein Eintrag in die Weltmeisterliste wohl lieber. Vor allem, weil es die Krönung eines langen Kampfes wäre. Ricciardo war nicht von Beginn an der Überflieger wie einige seiner jetzigen Kollegen. Er musste sich jeden Schritt Richtung Formel 1 hart erarbeiten.
Mit neun Jahren begann er seine Motorsport-Karriere im Kart-Bereich. Allerdings verhinderte sein unterlegenes Material, dass er auf sich aufmerksam machen konnte. Als er 2005 doch endlich die Chance auf einen nationalen Titel hatte, ging Ricciardo in der letzten Runde volles Risiko - und verlor.
Nach einem kurzen Gastspiel in der asiatischen Formel BMW wagte er 2007 den großen Schritt Richtung Europa und durchlief dort die üblichen Formelserien. Seine Leistungen stabilisierten sich und er erreichte dank besseren Materials regelmäßig das Podium. In der italienischen Formel Renault wurde er 2007 sechster in der Gesamtwertung, 2008 wurde er hinter Valtteri Bottas Vizemeister im Formel Renault 2.0 Eurocup.
2009 - Aufstieg in die Formel 3
Neben der Vizemeisterschaft fuhr Ricciardo 2008 auch seinen ersten Titel ein. In der westeuropäischen Formel Renault schnappte er sich den Meistertitel vor Roberto Merhi. Dieser Erfolg machte den Rennstall Carlin Motorsport auf ihn aufmerksam, der Ricciardo ein Cockpit in der britischen Formel-3-Meisterschaft 2009 gab. Dieses Vertrauen zahlte der Australier mehr als zurück.
Mit drei Siegen aus den ersten vier Rennen zeigte er sich zum ersten Mal in seiner Karriere als Schnellstarter und lag von Beginn an auf Titelkurs. Mit drei weiteren Erfolgen machte er den Formel-3-Triumph bereits ein Rennwochenende vor Saisonschluss perfekt und holte so in seiner ersten Formel-3-Saison direkt den Titel.
Damit ist er der erste Australier seit seinem legendären Landsmann David Brabham, der diesen prestigeträchtigen Titel erringen konnte. Zu dieser Zeit wurde er bereits im Nachwuchsprogramm von Red Bull gefördert.
Zeit als Test- und Ersatzfahrer
Bereits beim Young-Driver-Test 2010 in Abu Dhabi machte er nachhaltig auf sich aufmerksam. Mit 1,3 Sekunden Vorsprung pulverisierte er die Pole-Position-Zeit des Großen Preis von Abu Dhabi. Diese hatte niemand Geringeres als Sebastian Vettel, der in diesem Jahr zu seinem ersten Weltmeistertitel fuhr, aufgestellt. Dank seiner Performance beförderte Red Bull den schnellen Australier zum Test- und Ersatzfahrer.
Der Auftakt der Konkurrenz zwischen Ricciardo und Vettel, die in der Zukunft den Red-Bull-Rennstall und die Formel 1 selbst einige Jahre prägen sollte.
2011 - Das erste Cockpit in der Formel 1
Ursprünglich wollte Red Bull das Talent im eigenen Haus ausbilden. Daher war Ricciardo 2011 bei Toro Rosso als Ersatz für Jaime Alguersuari vorgesehen. Da sich der Spanier in seiner Leistung aber stabilisierte, wurde Ricciardo bei HRT zwischengeparkt. Für den Australier selbst hatte dieses Engagement bei dem Hinterbänkler-Team keine große Bedeutung. Aber er hatte einen Fuß in der Tür zur Formel 1 und wollte diese ganz aufstoßen.
Beim Großen Preis von Großbritannien stand er zum ersten Mal in einer Formel-1-Startaufstellung. Allerdings hatte er mit dem spanischen Team keinerlei Chancen auf Erfolge. Am Ende der Saison stand er ohne WM-Punkt da. Red Bull hatte ihn weiter beobachtet und beförderte ihn mit einigen Monaten Verspätung. Ab 2012 sollte er im Toro Rosso auf Punktejagd gehen.
2012: Der zweite Blitzstart seiner Karriere
Beim Juniorteam von Red Bull gelang ihm direkt beim ersten Rennen der Saison, seinem Heimrennen in Melbourne, eine Platzierung in den Punkterängen. Von Position zehn startend landete er am Ende auf Rang neun und heimste seine ersten beiden WM-Punkte ein. Insgesamt fuhr er in dieser Saison sechs Mal unter die ersten Zehn und hatte am Ende zehn WM-Punkte auf seinem Konto. Das teaminterne Duell entschied allerdings Jean-Eric Vergne mit 16:10 für sich.
In der zweiten Saison drehte Ricciardo den Spieß um. Mit 20:13 Punkten hatte er diesmal die bessere Bilanz aufzuweisen und überzeugte Red Bull endgültig von seinen Fähigkeiten.
2014: Die Zeit bei Red Bull
Nach seinem furiosen Auftritt 2010 bei den Young-Driver-Tests hatten die Experten schon lange auf ein direktes Duell zwischen Ricciardo und Vettel gewartet. Zur Saison 2014 war es nun soweit: Ricciardo übernahm das Cockpit neben dem Heppenheimer und forderte den vierfachen Weltmeister heraus.
Auf der Strecke überholte er seinen Teamkollegen mehrfach und überzeugte die Fachwelt mit seinem aggressiven, aber reifenschonenden Fahrstil. Am Ende landete er mit drei Siegen auf Rang drei in der Gesamtwertung. Teamkollege Vettel, der in dieser Saison sieglos blieb, hatte mit Rang fünf und 238:167 Punkten mehr als deutlich das Nachsehen.
Nach der Saison wechselte der entnervte Vettel zu Ferrari und Ricciardo wurde zum ersten Mal in seiner Karriere Nummer-1-Fahrer. Die Saison stand allerdings unter keinem guten Stern für den Australier. Er konnte keinen einzigen Sieg einfahren und landete nur zweimal auf dem Podest. Dazu verlor er auch noch das Duell gegen seinen Teamgefährten Daniil Kwjat (92:95).
2016 - Verstappen als neuer Teamgefährte
Red Bull baute weiter auf den Sunnyboy. Vor allem, nachdem Kwjat nach vier Rennen der Saison 2016 zu Toro Rosso degradiert wurde, sah alles danach aus, dass Ricciardo jetzt wieder die unangefochtene Nummer eins sein würde. Aber mit Max Verstappen bekam er nun einen jungen Wilden neben sich gesetzt, der schon seit langem als Wunderkind galt.
Zwar lag Ricciardo am Ende der Saison vor Verstappen, aber viele Experten sahen diesen Erfolg nur darin begründet, dass der Niederländer die ersten vier Rennen im unterlegenen Toro Rosso gefahren war. 2017 bewies Ricciardo, dass er das Wunderkind auch über eine gesamte Saison hinweg schlagen kann. Mit 32 Punkten vor dem Niederländer beendete er die Gesamtwertung auf den fünften Platz, Verstappen musste sich mit dem sechsten Rang begnügen.
2018 stand erneut im Zeichen des teaminternen Duells mit Verstappen. Beide Fahrer beanspruchten den Status als Fahrer Nummer eins, weshalb das Duell mit äußerster Intensivität geführt wurde. Negativer Höhepunkt war der Crash zwischen Ricciardo und Verstappen beim Großen Preis von Aserbaidschan.
Dazu musste er sich mit 170:249 dem Niederländer klar geschlagen geben.
2019: Wechsel zu Renault
Ricciardo hatte nicht das Gefühl, dass Red Bull weiterhin vollkommen von ihm überzeugt ist. Daher entschied er sich zur Saison 2019 zu einem Wechsel zum Team Renault. Sein Grundspeed und die Fähigkeit, sich schnell an neue Autos anzupassen, dürften ihm bei seiner neuen Aufgabe helfen. Allerdings war er bisher immer in funktionierende Teams gekommen und daher noch nie als Krisenmanager gefragt.