Nach dem Krieg der Sterne zwischen Lewis Hamilton und dem zurückgetretenen Weltmeister Nico Rosberg droht jetzt auch das Duell zwischen dem Briten und Ferrari-Star Sebastian Vettel zu eskalieren.
Titelkampf in Formel 1 eskaliert
Die Kollision zwischen den beiden mehrmaligen Weltmeistern und die anschließende Rache-Aktion von Vettel war aber bei Weitem nicht der einzige Aufreger in einem turbulenten Rennen in Baku.
SPORT1 nimmt die brisantesten Szenen des Grand Prix von Aserbaidschan unter die Lupe.
WM-Duell eskaliert: Hamilton und Vettel kollidieren
Während der Safety-Car-Phasen hielt Hamilton wiederholt reichlich Abstand zum Safety Car, über dessen geringes Tempo er sich beschwert hatte. Als Hamilton in Kurve 14 nicht wie von Vettel erwartet aus Kurve 15 beschleunigte - oder bremste er sogar? -, krachte der dicht dahinter fahrende Ferrari-Pilot in den Boliden des Briten.
Vettel war darüber so erbost, dass er seinen Ferrari links neben den Boliden seines Rivalen setzte, mit der linken Hand in Richtung Hamiltons gestikulierte und ihn anschließend sogar rammte.
Die Rennleitung belegte den viermaligen Weltmeister dafür mit einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe, was dieser nicht nachvollziehen konnte. "Er ist auf die Bremse gestiegen, ich konnte nirgendwo hin und bin ihm in die Kiste gefahren. Wenn ich bestraft werde dafür, sollte er auch bestraft werden", sagte Vettel.
Für Hamilton war die Strafe für Vettel hingegen noch zu wenig. Bereits im Rennen funkte er an die Adresse von Rennleiter Charlie Whiting: "Zehn Sekunden dafür sind ein Witz. Du weißt das, Charlie."
Nach dem Rennen teilte Hamilton kräftig in Richtung Vettel aus: "Er hat die Konzentration verloren und ist mir reingefahren. Dann noch neben mich zu fahren und mich absichtlich zu rammen, ist eine Schande. Wenn er sich als Mann beweisen will, soll er es außerhalb des Autos machen, von Angesicht zu Angesicht."
Finnen-Streit: Räikkönen schimpft über Bottas
Ferrari versus Mercedes, die Zweite: Zwischen Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen krachte es in Baku nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Räikkönen, der kurz vor Ende des Rennens aufgab, war nach dem Unfall ziemlich aufgebracht: "Das war komplett sein Fehler. Er hat wieder zu früh in die Kurve gebremst. Ich hatte keine Möglichkeit etwas anderes zu machen." Sein finnischer Landsmann Bottas sprach dagegen von einem Rennunfall.
Der Mercedes-Pilot schleppte sich danach zurück in die Box und lag nach dem Stopp bereits eine Runde hinter dem Rest des Feldes. Dank der Safety-Car-Phasen konnte er sich allerdings zurückrunden und holte dank zahlreicher Strafen und Ausfälle - aber auch tollen Überholmanövern - doch noch Platz zwei.
Team-Zoff: Force India bringt sich um Sensation
Noch eine Stufe weiter in Sachen Eskalation sind die Force-India-Piloten Esteban Ocon und Sergio Perez. Nachdem sie sich bereits in Kanada bereits heftig bekriegt hatten, kam es diesmal zum Crash der Teamkollegen.
Dem Mexikaner Perez platzte nach dem Rennen der Kragen: "In meiner ganzen Karriere hatte ich immer Teamkollegen, die hart gefahren sind, aber Platz gelassen haben. Was heute passiert ist, ist für das Team absolut inakzeptabel."
Ocon hat eine völlig andere Sicht auf die folgenschwere Kollision: "Ich wollte Rang vier angreifen, aber nach der ersten Kurve hat er mich ein wenig rausgedrückt. Ich weiß nicht, ob er mich gesehen hat. In Kurve 2 waren wir dann nebeneinander und sind kollidiert."
Zumindest in einer Sache sind sich die beiden Streithähne einig: Durch den Crash haben sie die Sensation des Jahres aus der Hand gegeben. Denn begünstigt durch das Chaos rund um Mercedes und Ferrari wäre sogar ein Doppelsieg für die Pink Panther möglich gewesen. Während Perez ausschied, reichte es für Ocon trotz des durch die Berührung verursachten Plattfußes noch zu Rang sechs.
Die Gewinner: Mister Zuverlässig und Rookie-Sensation
Kein Fahrer ist bei Patzern der Konkurrenz zuverlässiger zur Stelle als Daniel Ricciardo. Das stellte er mit dem Sieg in Baku einmal mehr unter Beweis. Dabei lag er nach einem unplanmäßigen Boxenstopp - ein paar Trümmerteile waren in die Bremse geraten - nach wenigen Runden auf Rang 17.
Doch Ricciardo ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, spulte weiter seine Runden ab und verbesserte sich dank des Chaos auf der Strecke Platz um Platz. Sein Meisterstück gelang dem Red-Bull-Piloten nach einem Re-Start, als er bei einer Aktion gleich drei Piloten überholen konnte, was ihm letztlich den Sieg brachte.
Wer vor dem Rennen auf einen Podestplatz von Lance Stroll gesetzt hätte, ist jetzt wohl ein reicher Mann. Ausgerechnet der als Crashkid verschriene Rookie ließ sich von dem Chaos rund um ihn nicht anstecken und zeigte ein fehlerfreies Rennen. Kein Wunder, dass er von den Fans zum Fahrer des Rennens gewählt wurde.
Mit Platz drei in Baku stellte Stroll zudem einen neuen Rekord auf. Noch nie war ein Rookie bei seinem ersten Formel-1-Podium jünger. "Mir fehlen die Worte. Aber ich bin cool geblieben, und das Team hat mich am Funk beruhigt. Wir haben uns bis zum Ende aus allem Ärger herausgehalten", sagte ein überglücklicher Stroll.