Neue Regeln, ein neuer Besitzer - eine neue Formel 1? Das künftige Aerodynamik- und Reifenreglement könnte das Feld 2017 durcheinanderwirbeln und die Dominanz von Mercedes beenden.
Wem nützt die Macho-Kur der Formel 1?
Promoter Bernie Ecclestone bringt das aktuelle Kernproblem der Formel 1 dabei auf den Punkt: "Seriensieger sind nicht gut für das Produkt. Im Moment weiß jeder, wer gewinnt."
Das ist Mercedes. Auch im dritten Jahr der Hybrid-Ära waren die Silberpfeile allen Konkurrenten weit voraus, der neue Weltmeister Nico Rosberg und Lewis Hamilton fuhren seit 2014 51 Siege in 59 Rennen ein. So überlegen war selbst Ferrari in der Ära von Michael Schumacher nicht.
Autos werden deutlich schneller
Durch das neue Reglement, das Züge einer "Macho-Kur" trägt, könnte die Vormachtstellung von Mercedes jedoch bröckeln. Die Autos werden 2017 um 20 Zentimeter breiter, die Reifen um 25 Prozent, der Heckflügel schließt deutlich tiefer ab.
Und die imposanten Boliden werden nicht nur schnell aussehen. Laut Berechnungen der Teams werden die Rundenzeiten um bis zu fünf Sekunden sinken.
Die Rennen sollen so spektakulärer werden. Skeptiker werfen allerdings ein, dass das Überholen durch zusätzliche Luftverwirbelungen künftig schwerer fallen könnte.
Red Bull und Ferrari könnten profitieren
"Die neuen Regeln sind für jeden wie ein leeres Blatt Papier", sagt Christian Horner, dessen Red-Bull-Team eine treibende Kraft der "Macho-Kur" war: "Wir sind optimistisch, dass es für uns nach vorne geht."
Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel hofft nach einer katastrophalen Saison mit Ferrari ebenfalls auf den nächsten Schritt, meint aber auch: "Alle haben die gleiche Chance, einen größeren Schritt zu tun als die Konkurrenz."
So ganz stimmt das nicht. Der Kreis der möglichen Profiteure dürfte sich wohl auf Ferrari, Red Bull und Renault beschränken. Denn die Formel 1 funktioniert bekanntlich nach dem System, welches die großen Teams immer noch reicher macht.
Dominanz wie der FC Bayern
Ungewollt könnte man durch die Regeländerungen aber auch Mercedes in die Karten spielen. So erlebt der FC Bayern in der Bundesliga gerade, wie sehr drei Jahre totale Dominanz ermüden können.
Ein ähnliches Schicksal droht Mercedes. Schließlich müssen die 1500 Mitarbeiter Jahr für Jahr wieder die Bereitschaft und Motivation finden, alles aus sich herauszuholen, um die Vormachtstellung zu behaupten.
"Wir sind alle total fertig", gab Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am letzten Rennwochenende offen zu - mit den Regeländerungen sorgt die Formel 1 nun dafür, dass die Angestellten der Silberpfeile für 2017 einen neuen Anreizpunkt erhalten.
Übernahme der Formel 1 erst 2017
Ändern könnte sich daran erst etwas, wenn der US-Unterhaltungsriese Liberty Media die Übernahme der Formel 1 abgeschlossen hat. Das soll allerdings erst im Frühjahr nach der Prüfung durch die Kartellwächter der Fall sein.
In Abu Dhabi zeigte sich der designierte Formel-1-Vorstand Chase Carey erneut im Fahrerlager, doch die konkreten Pläne von Liberty Media sind weiter unklar.
Mehr Unterhaltung, mehr Digitalität und die Stärkung des zuletzt darbenden Formel-1-Kernmarktes Europa - Stichwort: Hockenheim-Aus 2017 - sind vage Vorstellungen, die durchgesickert sind.
Stehender Start nach Safety Car
Fix ist aber nichts, auch nicht die Zukunft des mittlerweile 86-jährigen Ecclestone. Den halten längst nicht mehr alle Teamchefs für den richtigen Steuermann.
Losgelöst von Liberty Media wollen auch die aktuellen Entscheidungsträger die Attraktivität der Serie erhöhen, in der kommenden Woche steht daher eine neue Idee zur Abstimmung.
Demnach soll nach jeder Safety-Car-Phase stehend gestartet werden. Dadurch würden in zahlreichen Rennen mehr Spannungsmomente geschaffen - und das Feld ziemlich sicher durchgemischt.