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Mick Schumacher holt Titel - nun greift er in der Formel 1 an

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Mick Schumacher holt Titel - nun greift er in der Formel 1 an

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Der neue Sohn der Nation

Mick Schumacher steigt mit dem Titel in der Formel 2 in die Formel 1 auf. Der Hype ist riesig, wie geht der Sohn von Michael Schumacher damit um?
Es galt für Mick Schumacher, seine 14 Punkte Vorsprung zu verteidigen. In einem nervenaufreibenden Rennen hat er das geschafft. Ein 18. Platz in Bahrain reicht dem zukünftigen Formel 1-Piloten zum Titel
Mick Schumacher steigt mit dem Titel in der Formel 2 in die Formel 1 auf. Der Hype ist riesig, wie geht der Sohn von Michael Schumacher damit um?

Deutschland hat nach dem Sommermärchen 2006 ein Wintermärchen bekommen, das vom kollektiven Virus-Blues ablenkt: Wir sind nicht mehr Papst, wir sind jetzt Eltern.

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Denn der Sohn der Nation, Mick Schumacher ist nicht nur künftiger Formel-1-Pilot im Haas-Team. Er ist seit Sonntag auch Meister der Formel 2. Ein Titel übrigens, den sein Vater Michael nie geholt hat – weil er gar keine komplette Saison in der damals noch Formel 3000 heißenden Meisterschaft gefahren ist. (SERVICE: Fahrerwertung)

Mick dagegen rast auf direktem Weg in die Formel 1, ohne Schikanen, ohne Abkürzungen, aber mit viel Erfolg, und löst damit eine kollektive Euphorie aus.

Deutschland hat jetzt wieder eine Schumania.

Mick Schumacher will sein eigenes Ding machen

Dabei ist sich der Sohn eines der größten deutschen Sport-Helden aller Zeiten gar nicht des großen Drucks bewusst, der auf seinen noch jungen Schultern lastet. Er verdrängt gekonnt die Verantwortung und die übertriebene Erwartungshaltung.

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Obwohl mehr in der Obhut als im Schatten des großen Vaters aufgewachsen, bleibt er bescheiden und will sein eigenes Ding machen. Die starke Frau an seiner Seite ist Mutter Corinna. "Ich mache mir keine Gedanken um Mick", sagt sie, "er liebt seinen Vater, er bewundert ihn, aber er vergleicht sich nicht mit ihm."

Das tun nur die anderen. Wenn er nach dem Titelgewinn in Bahrain am Bordfunk schluchzt ("Ich habe keine Worte"), dann klingt er wie einst sein Vater Michael bei seinem erstem Ferrari-WM-Titel in Suzuka 2000.

Wenn er als frischgebackener Meister hadert mit dem schlechten Rennens und Platz 18, statt den Moment zu genießen, dann bricht sich dieser unbändige Schumacher-Ehrgeiz Bahn. "Ich bin nicht zufrieden mit meiner Performance", sagt Mick in der Meister-Pressekonferenz. "Vielleicht war ich gestresst, vielleicht war es der Druck. Keine Ahnung."

Marko lobt Schumacher: "Riesen-Job gemacht"

Dabei bekommt er Lob von höchster Stelle, wenn es um seine Leistung im Jahr 2020 geht.

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"Er hat unter dem großen Druck des Nachnamens einen Riesen-Job gemacht", sagt Red Bull-Juniorscout Helmut Marko zu SPORT1. Der Grazer ist gnadenlos, wenn es um die Bewertung des Rennsport-Nachwuchs geht. Doch auch sein eigener vielversprechender Junior Yuki Tsunoda ist dem jungen Schumacher in diesem Jahr unterlegen.

"Normalerweise fahre ich sehr überlegt, habe eine gute Übersicht, was passiert", beschreibt der F2-Champion selbst seinen Fahrstil. "Er zuckt nicht lange und legt sich seine Gegner höchst professionell zurecht", erklärt der frühere Mercedes-Sportchef Norbert Haug den kompromisslosen Überholer. Und perfekte Starts ließen die Gegner 2020 fast verzweifeln.

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Schumacher braucht Geduld - Test verschoben

Trotzdem brauchte Schumacher Geduld. Erst zur Saisonhälfte in Monza holte der Deutsche den ersten von zwei Siegen. Auch sein erster offizieller Formel-1-Freitagstest musste wegen schlechten Wetters verschoben werden.

Dabei wäre die Geschichte zu schön gewesen. Denn fast auf den Tag genau war es am Nürburgring mit dem Schumacher-S 20 Jahre her, dass sein Vater im fernen Suzuka den ersten von fünf Ferrari-Titeln in Folge feiern konnte.

Doch die Historie ist ein Schlawiner, hat sie die nächste Parallele schon parat: 2021 wird es 30 Jahre her sein, dass Michael Schumacher in Spa sein Formel-1-Debüt gab. Schumacher junior wird dann 21 Jahre alt sein, exakt wie Michael damals.

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Haas erstaunt über "bedingungslose Konzentration"

Fest steht: Obwohl Mick anders als sein Vater nicht in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen ist und sich keine gebrauchten Kart-Reifen aus der Mülltonne fischen musste, erinnert seine Einstellung trotzdem an ihn.

Sein künftiger Teamchef ist schon erstaunt "über die bedingungslose Konzentration auf seinen Sport, dem er alles unterordnen will." Das stellte Haas-Boss Günther Steiner bereits fest, obwohl er noch nicht viele Gespräche mit Mick Schumacher führen konnte.

Was erstaunlich daran ist: Für Micks Vater war der Motorsport der Ausweg aus der Bedeutungslosigkeit, der eine Familie am unteren Ende der Mittelschicht ausgeliefert ist. Er tat alles dafür, sich selbst und seiner eigenen Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.

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Dafür ging er manchmal über seine persönlichen Grenzen, über die Grenzen seines Umfeldes, über die Grenzen seiner Gegner.

Michael Schumacher: "Wissen, dass man demütig bleibt"

Schumacher junior hätte diesen Aufopferungsbereitschaft gar nicht nötig. Er wuchs als Sohn eines Multimillionärs auf, behütet und privilegiert. Sein Vater wusste das auch und war glücklich darüber. Einmal sagte er zu SPORT1: "Meinen Kindern geht es besser als Ralf und mir früher. Aber wichtig ist, dass sie wissen, dass man demütig bleibt und sich fernab jeder Herkunft alles im Leben hart erarbeiten muss."

Das war immer der rote Leitfaden im Erziehungsprogramm der Eltern von Gina-Maria und Mick. Oder wie Ex-Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sagt: "Anständiger Nachwuchs kommt von anständigen Eltern."

Vater Michael wollte sowieso nicht, dass Mick in seine Fußstapfen tritt. "Eigentlich wäre mir lieber, dass er Fußball oder Tennis spielt oder ganz etwas anderes macht. Weil es schwierig ist, 'der Sohn von' zu sein. Wichtig ist aber, dass ich ihn bei allem unterstützen werde, was er macht."

Allein: So ganz konnte der Vater dann doch nicht aus seiner Haut. Schon im Kleinkindalter baute er seinem Sohnemann eine Art Seifenkiste, an die er vorne ein Seil spannte. Dann zog er den kleinen Mick, der kaum laufen konnte, wild durch die Gegend. Der Junior lenkte instinktiv immer in die richtige Richtung, die ihm der Vater durch das Ziehen vorgab. Diese frühen Kindheitserlebnisse haben ihn dann wohl doch geprägt.

Mick Schumacher die Hoffnung einer Nation

Jetzt ist es eh zu spät. Schumacher junior ist die Hoffnung einer ganzen Nation. Die Geschichte von 1991 wiederholt sich.

Was aber anders ist: Die Verantwortung haben jetzt Fans und die heimischen Medien. Denn anders als bei seinem Vater, der schon ab seinem zweiten Rennen mit Benetton in einem Spitzenteam Unterschlupf fand, muss Mick mit Haas erst mal lernen. (Steiner im SPORT1-Interview: Das erwartet Haas von Schumacher)

Den Anfang macht der Große Preis von Abu Dhabi am kommenden Wochenende. Da holt Mick das nach, was ihm am Nürburgring noch verwehrt blieb: das erste Freitagstraining in der Königsklasse. Gemeinsam auf einer Strecke mit Sebastian Vettel, Max Verstappen und Co. "In der Formel 1 will ich als Fahrer wachsen und mich schnell ins Team integrieren", sagt er pflichtbewusst.

Fernziel bleibt Ferrari in der Formel 1

Das Fernziel bleibt Ferrari, der Traditionsrennstall, mit dem sein Vater zur Legende wurde. "Was die Zukunft bringt, müssen wir sehen", bleibt der Junior bescheiden: "Viele Leute bei Ferrari haben schon mit meinem Vater gearbeitet. Es ist also auch ein emotionales Band, was wir haben."

Auch Ex-Präsident di Montezemolo betont: "Jeder Ferrari-Fan bekäme feuchte Augen, wenn er den Namen Schumacher wieder auf einem Ferrari sehen würde. Es darf aber kein Marketing-Schachzug sein. Allein der Name macht Mick nicht so schnell wie seinen Vater."

Wichtig ist bis dahin deshalb auch, dass der große Name nicht zum Fluch wird. Fans und Medien müssen dem Sohn der Nation alle Zeit der Welt geben, auch wenn es mal nicht so läuft. Wie sich das für gute Eltern gehört.