Sie sind die Dominatoren der Extreme E: Mikaela Ahlin-Kottulinsky und Johan Kristoffersson. Die beiden Schweden fahren für Nico Rosbergs Team RXR – und sie siegen die Konkurrenz in Grund und Boden.
Die schnellste Lady des Motorsports?
So auch am Wochenende auf Sardinien. In Rennen eins verhinderte nur die Strafe nach einer Kollision mit Carlos Sainz Sr. den Sieg.
Im zweiten Lauf sorgte Ahlin-Kottulinsky für das entscheidende Überholmanöver gegen Jutta Kleinschmidt. In der Meisterschaft führt Rosberg mit 80 Punkten vor Chip Ganassi Racing (43) und Lewis Hamiltons Team X44 (41).
Nico Rosberg ist happy - vor allem aber, weil seine Mannschaft auf der Rallyepiste auch gesellschaftliche Zeichen setzt: „Dieses Wochenende war unsere Frau im Team, Mikaela, der absolute Superstar“, lobt er bei SPORT1.
Großer Erfolg für Ahlin-Kottulinsky
Hintergrund: Im Qualifying hat die blonde Schwedin Rallycross-Champion Timmy Hansen abgekocht, im Supersektor war sie Vierte. Nur Teamkollege Kristoffersson, Dakar-Sieger Nasser Al-Attiyah (Abt-Cupra) und Hansen (Andretti) waren schneller.
Ein großer Erfolg für das vermeintlich schwache Geschlecht im Motorsport.
Hintergrund: Die Elektro-Rennserie rast nicht nur gegen den Klimawandel, sondern auch für mehr Gleichberechtigung. Pro Auto sind ein Mann und eine Frau Pflicht. So fuhr sich die schnelle Mikhaela in den Fokus der Motorsportwelt.
„Die Extreme E hat eine Plattform geschaffen, auf der Frauen gemeinsam mit den besten männlichen Fahrern antreten können“, sagt sie zu SPORT1. „Wir können von ihnen lernen, aber eben auch gegen sie fahren. Und wir bekommen wie die Männer das bestmögliche Material.“
Extreme E leistet Beitrag für Frauen
Die Serie, in der die Pilot*innen mit bis zu 550 PS starken Elektro-SUV durchs Gelände donnern, leistet so aktiv einen wichtigen Beitrag für mehr Frauen im Motorsport.
Ahlin-Kottulinsky: „Wir können jungen Mädchen zeigen, dass wir Frauen es im Motorsport mit den Männern aufnehmen können. Das ist inspirierend - auch für mich.“
Und für ihren Teampartner: „Wichtig ist, dass es keine Eintagsfliege ist“, betont Kristoffersson. Die Frauen fahren ein, zwei, drei Saisons in einem Team und können sich stetig steigern. Diese Chance bekommen sie sonst selten.“
Kristoffersson lernt von Kollegin
Der Schwede, immerhin viermaliger Rallycross-Weltmeister, gibt zu: „Auch ich lerne von Mikaela, denn jeder Fahrer macht gewisse Dinge anders. Sich austauschen zu können, ist hilfreich. Und da spielt es auch keine Rolle, dass sie eine Frau ist. Ich arbeite mit ihr wie mit jedem anderen Teamkollegen auch.“
Das gilt auch umgekehrt. „Der Vorteil ist, dass wir uns ein Auto teilen“, erklärt die Schwedin. „In der Extreme E ist der Teamkollege also nicht der erste Gegner, sondern der wichtigste Partner.“
Das hilft enorm beim Kampf um mehr Gleichberechtigung.
Fest steht: Die Rennserie kann und will mit solchen Beispielen junge Mädchen für den Motorsport begeistern. Denn ohne Vorbild fehlt die Motivation.
Zu spät für die Formel 1
Bei Ahlin-Kottulinsky war es eine Familien-Affäre, die sie in den Rennwagen Auto gebracht hat.
„Mein Großvater (Freddy Kottulinsky; Anm. d. Red.) ist so ziemlich alles gefahren außer Formel 1″, erzählt sie. „Mein Vater war Rallyefahrer, mein Bruder auch. Ich hatte also keine Wahl. Ohne meine Familie hätte ich diesen Sport aber nicht angefangen. Deshalb ist die Extreme E wichtig, denn ich habe keine Frauen Rennen fahren sehen, als ich acht oder neun Jahre alt war.“
In Tourenwagenserien wie dem VW Scirocco R-Cup, dem Audi Sport TT-Cup oder der skandinavischen Tourenwagenmeisterschaft feierte Ahlin-Kottulinsky Erfolge.
Allein: Für die Formel 1 ist es im Fall der flotten Schwedin nun zu spät. „Ich fokussiere mich auf die Extreme E und kann mir auch Rallycross gut vorstellen“, sagt sie.
„Aber wenn man in Zukunft Mädchen in die Formel 1 bringen will, muss man schon im Kart anfangen. Die Formel-1-Teams nehmen 20 Jungs unter Vertrag und fördern sie, aber kein Mädchen. Das muss sich ändern.“