Timo Glocks Brandrede für die DTM begann schon kurz nach der Zieldurchfahrt. Der Sieger von Hockenheim brüllte vor Freude in den Boxenfunk, feierte den Triumph "im besten und verrücktesten Rennen" seines Lebens - um sich dann sofort den Aussteigern zu widmen: "Mercedes, verdammt noch mal, ihr seid bescheuert. Ihr könnt diese Serie doch nicht verlassen."
Glock wettert gegen Mercedes
Der Abschied der Schwaben zum Jahresende steht fest, das drückt seit Monaten auf die Stimmung, die DTM muss um ihre Existenz bangen. Der Saisonauftakt war nun aber beste Werbung für den Sport, und der frühere Formel-1-Pilot Glock war die prägende Figur. Nach zwei Läufen und dem Sieg im spannendsten Rennen der jüngeren Vergangenheit führt der 36-Jährige die Fahrerwertung an und darf sich nun, zu Beginn seiner sechsten Saison, endlich zu den großen Titelkandidaten zählen.
Enges Duell mit Paffett
Über mehrere Runden hatte der BMW-Fahrer Gary Paffett im Mercedes niedergerungen, beide sorgten für Szenen, wie sie in der modernen DTM selten geworden sind. Zahlreiche Führungswechsel, Rad-an-Rad-Duelle, aggressive Manöver und teilweise grenzwertige Berührungen. "Das war wie ein Boxkampf, in dem beide andauernd Haken austeilen und nicht zugeben wollen, dass sie kurz vor dem Knockout stehen", sagte Glock.
Am Ende stand er als strahlender Sieger auf der Motorhaube seines gelben BMW. Paffett musste seine Reifen im Duell dagegen derart fordern, dass er den zweiten Rang letztlich noch an Ex-Meister Mike Rockenfeller im Audi verlor.
In der Fahrerwertung liegt Glock nach Platz drei im ersten Rennen am Samstag und dem Triumph am Sonntag einen Punkt vor Paffett, der den Auftakt gewonnen hatte. Insgesamt war es erst der fünfte DTM-Sieg für Glock, der zur Saison 2013 aus der Formel 1 gekommen war. Allerdings zeigte seine Tendenz Jahr für Jahr nach oben. "Mein Chef sagt, ich bin wie ein guter Rotwein, ich werde immer besser", sagte Glock, "vielleicht wird 2018 ja meine Saison."
Mercedes mit starkem Auto
Mercedes demonstrierte indes, wie stark das eigene Auto auch in der Abschiedssaison noch ist. Am Samstag hatte der Österreicher Lucas Auer hinter Paffett sogar für einen Doppelsieg gesorgt, Mercedes will mit einem Titel abtreten. Ab dem kommenden Jahr schließt sich der erfolgreichste Hersteller dann der Elektro-Meisterschaft Formel E an. Ein Ersatz ist weiterhin nicht gefunden.
Audi hatte am Samstag noch komplett enttäuscht, Titelverteidiger Rene Rast war zum Auftakt als bester Ingolstädter Neunter. Am Sonntag wurde Rast immerhin Siebter, gemeinsam mit Rockenfeller sorgte er damit für einen versöhnlichen Abschluss des Wochenendes und für Hoffnung bei seiner Marke. Trotz allem scheint das neue Aerodynamik-Reglement mit reduziertem Abtrieb aber besonders Audi Probleme zu bereiten.