Er ist eine der prägendsten Figuren in der Rallye-Geschichte.
Ein Idol verneigt sich vor Vettel
Sébastien Ogier gewann in seiner ruhmreichen Karriere bereits achtmal den Weltmeistertitel und stellte jüngst neue Siegrekorde in Monte Carlo und Mexiko auf.
Zwar ist der 39-Jährige mittlerweile nur noch Teilzeitkraft, dennoch will er mit seinem geliebten Sport noch nicht aufhören, wie er im exklusiven SPORT1-Interview verdeutlicht.
Zudem redet der Franzose über ein mögliches Comeback von Sebastian Vettel, die Zukunft von Mick Schumacher und seinen neuen Lieblingsklub.
Ogier kann sich Vettel-Comeback vorstellen
SPORT1: Monsieur Ogier, Sie waren achtmal Rallye-Weltmeister, eigentlich auch schon zurückgetreten, sind inzwischen aber doch wieder als Teilzeit-Fahrer aktiv - und haben dieses Jahr zwei Rennen gewonnen. Was ist Ihr Antrieb, Ihrer langjährigen Berufung immer noch treu zu bleiben?
Sébastien Ogier: Ich glaube, man sollte einfach Spaß daran haben. Dieser Sport war immer mein Traum als Kind. Ich genieße jede Minute, die ich in einem Rennauto verbringe. Ich habe auch die Chance immer für ein Top-Team zu fahren, das ist natürlich immer wichtig im Motorsport. Wie gesagt, ich habe wahrscheinlich weniger Druck heute. Ich habe natürlich noch vor, ein paar Rennen zu gewinnen, wenn ich kann, aber ich habe keinen Druck der Meisterschaft mehr als „Parttimer“. Ich bin sehr glücklich mit der Balance, die ich gefunden habe in meinem Leben. Ich habe mehr Zeit für meine Familie, für mein Kind. Die Hauptsache ist, einfach Spaß daran zu haben.
SPORT1: In der Formel 1 hat Sebastian Vettel im vergangenen Jahr den Schnitt gemacht. Comeback-Diskussionen gab es quasi sofort, gerade auch von Kollegen geschürt, die sagen: „Der kommt wieder.“ Ist es schwer, vom Racing loszukommen?
Ogier: Ja, ich glaube es ist für jeden Sportler schwer. Wenn du für ein paar Jahre ein Profi bist, ist der Schritt in ein anderes Leben kompliziert. Das ist eine Chance für mich, weil ich immer noch ein paar Rennen machen kann, zwar nicht Vollzeit, aber immerhin. Ich habe mehr Zeit zuhause und für meine Familie. Ich weiß nicht, was Sebastian momentan darüber denkt. Er genießt grade etwas die Ruhe, nachdem er so viele Jahre immer unterwegs war. Das ist für ihn bestimmt positiv. Aber ich denke auch, dass er das, was er sein ganzes Leben gemacht hat, auch etwas vermisst. Ich bin gespannt, wie es für ihn in Zukunft weitergeht. Es gibt auch viele Beispiele von Sportlern und Rennfahrern, die nach ein paar Monaten oder Jahren wieder zurückkommen. Ich bin gespannt.
Ogier macht Schumacher Hoffnung
SPORT1: Sie haben eine persönliche Verbindung mit Vettel, der Sie quasi mit Ihrer Frau verkuppelt hat. Wie eng ist der Kontakt, wie sehr halten Sie sich auf dem Laufenden?
Ogier: Ehrlich gesagt habe ich ihn, seitdem er aufgehört hat, nicht wirklich gesehen. Ich finde den Typen cool. Für mich war er einer meiner „Heros“ in der Formel 1. Ich respektiere auch sehr seine Idee von Familie oder der Natur. Er ist ein kluger Mensch und das finde ich gut. Ich hoffe, dass wir in Zukunft vielleicht mehr Zeit zusammen verbringen.
SPORT1: Wie sehr verfolgen Sie die Formel 1? Glauben Sie, dass Max Verstappen der Titel zu nehmen ist?
Ogier: Ich glaube, dass Red Bull mit Max dieses Jahr sehr stark ist. Die Chance ist wirklich da, aber im Motorsport weiß man nie, was wirklich passiert. Aber ja, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Max das schafft.
SPORT1: Glauben Sie an ein Comeback von Mick Schumacher in der Formel 1?
Ogier: Ich glaube, Mick hat eine schwierige Zeit in der ersten Saison der Formel 1 gehabt. Trotzdem hat er schon viel Erfahrung gesammelt. Jetzt ist es gut für ihn, diese Rolle mit Mercedes zu haben. Mercedes ist das erfolgreichste Team dieser Sportart. Die Chance auf eine große Zukunft für ihn ist da. Manchmal ist es gut, erstmal einen Schritt zurückzugehen, um dann wieder einen größeren nach vorne zu machen. Ich denke, es ist definitiv möglich, ihn wieder in der Formel 1 zu sehen.
Ogier mit großem Bezug zu Deutschland: „Bin Bayern-Fan geworden“
SPORT1: Durch Ihre langjährige Partnerschaft mit Andrea Kaiser ist Ihr persönlicher Bezug zu Deutschland inzwischen groß. Verfolgen Sie auch deutschen Sport abseits des Motorsports?
Ogier: Ja, mehr und mehr würde ich sagen. Wir wohnen hier in München auch schon zwei Jahre. Damit bin ich sehr glücklich. Dadurch bin ich auch ein Bayern-Fan geworden. Ich habe schon immer viel Sport im Fernsehen verfolgt. Ich liebe einfach professionellen Sport auf Top-Niveau. Hier gibt es ganz viele coole Sachen zu schauen. Mein Herz schlägt aber natürlich immer noch für Frankreich. Zum Beispiel Fußball: Mein Lieblingsklub ist Olympique Marseille - schon seitdem ich ein Kind war. Manchmal kann das aber schwierig werden. Zum Beispiel, wenn Frankreich gegen Deutschland spielt, da bin ich dann zwiegespalten.
SPORT1: Da dürfte es schön für Sie sein, dass beim FC Bayern mehrere französische Spieler aktiv sind.
Ogier: Ja, ein paar sehr gute. Ich gehe manchmal ins Stadion und freue ich mich immer sehr, mal zuzuschauen. Ich verfolge den Fußball sonst nicht so sehr, wie andere es tun, aber ich genieße es. Es ist cool, nur ein paar Kilometer entfernt von einem der besten und größten europäischen Klubs entfernt zu wohnen.