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Extreme E: Jutta Kleinschmidt spricht bei SPORT1 über Frauen im Motorsport

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Extreme E: Jutta Kleinschmidt spricht bei SPORT1 über Frauen im Motorsport

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Kleinschmidt stichelt gegen Rennfahrer

An diesem Wochenende fährt die Extreme E in Südengland ihr Finale. Abt-Cupra-Pilotin Jutta Kleinschmidt zieht Bilanz – und spricht über Frauen im Motorsport.
Claudia Hürtgen sorgt für einen Schreckmoment und überschlägt ihren Rennwagen beim Qualifying in Saudi Arabien mehrfach. Die Fahrerin bleibt unverletzt.
An diesem Wochenende fährt die Extreme E in Südengland ihr Finale. Abt-Cupra-Pilotin Jutta Kleinschmidt zieht Bilanz – und spricht über Frauen im Motorsport.

Jutta Kleinschmidt gelang Einmaliges in der Männerdomäne Motorsport. Die heute 59-Jährige gehört zu den erfolgreichsten Frauen in der PS-Welt und errang als erste Frau einen Etappen- und Gesamtsieg bei der Rallye Paris-Dakar. Heute ist die gebürtige Kölnerin Präsidentin der Cross Counrry Rally Commission der FIA und nebenbei in der Extreme E unterwegs.

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Im SPORT1-Interview spricht Kleinschmidt über Frauen im Motorsport, die Extreme E und deren Zukunft. (Alles Wichtige zum Motorsport)

Jutta Kleinschmidt über das Extreme-E-Auto

SPORT1: Jutta Kleinschmidt, wie sehr hallt Ihr gutes Ergebnis mit Platz zwei zuletzt in Sardinien noch nach?

Jutta Kleinschmidt: Ich bin extrem froh, dass das Glück nach all unseren Problemen endlich auch mal auf unserer Seite war. Die Performance war sowieso immer da, aber wir haben es nie ins Finale geschafft. Es war toll, wir freuen uns drüber und hoffen natürlich, dass das hier beim Finale in England noch einmal klappt.

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SPORT1: Wenn Sie nach der Premierensaison ein Fazit ziehen müssten: Hat sich das Konzept der Serie bewährt?

Kleinschmidt: Ja. Das erste Jahr ist immer schwierig, weil die Autos noch technische Kinderkrankheiten haben, die wir aber nach und nach aussortieren. Da gibt es noch Nachholbedarf, vor allem was das Fahrwerk angeht. Aber insgesamt hat die Serie gezeigt, was für ein Potenzial sie hat.

SPORT1: Sie sind ja schon viele Geländewagen in ihrem Leben gefahren: Wo würden sie das Extreme-E-Auto einordnen? Zuletzt nannten Sie es eine Bestie.

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Kleinschmidt: (lacht) Es ist schlicht und einfach das Fahrwerk, das noch verbessert werden muss. Deshalb nenne ich es manchmal auch „Bestie“. Manchmal ist es beispielweise bei Sprüngen oder Kuhlen ein wenig hinterlistig … Fahrerisch ist das natürlich anspruchsvoll. Bei Cross Country-Rallyes wie der Dakar hast du 500 Kilometer vor dir. Wenn da mal eine Kurve nicht so sitzt, ist es nicht so schlimm. Hier liegst du gleich hinten.

SPORT1: Sie sind beim zweiten Rennen kurzfristig für Claudia Hürtgen eingesprungen. Wie stolz macht Sie ihre bisherige Leistung und vor allem, dass Sie von Anfang an auf Tempo waren?

Kleinschmidt: Ich bin definitiv stolz: Man weiß ja vorher nicht, wo man steht und ist nicht in der Übung. Die letzten Jahre bin ich relativ wenig gefahren, vielleicht nur ein oder zweimal im Jahr, weil ich bei der FIA (als Präsidentin der Cross Country Rallye Kommission; Anm. d. Red.) sehr beschäftigt war, um die neuen Regeln für den Cross Country Sport innovativ zu gestalten.

Kleinschmidts Anfänge in der Wüste

SPORT1: Die Extreme E setzt sich nicht nur für Nachhaltigkeit sondern auch für Gleichberechtigung ein. In jedem Auto sitzen ein Mann und eine Frau. Wie wichtig ist es, dass eine Rennserie so ein Konzept verfolgt?

Kleinschmidt: Sehr wichtig. Hier bekommen viele Frauen eine Chance, ihr Potenzial zu zeigen. Und die Rechnung geht auf: Es steigert ihren Bekanntheitsgrad und sie finden das Budget, um auch in anderen Serien zu fahren – was bei den Männern ja normal ist. Laia Sanz und Molly Taylor fahren deswegen zum Beispiel beide die Dakar. Eigentlich kam Laia vom Motorrad und ist in der Extreme E mehr oder weniger unvorbereitet reingesprungen ins Auto. Das ist eine harte Nummer. Aber man sieht die Steigerung extrem.

SPORT1: Ist es für Laia Sanz auch ein Vorteil, in einem Team mit Carlos Sainz Sr. viel von einem alten Rallye-Hasen lernen zu können?

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Kleinschmidt: Natürlich! Gerade die Frauen, die noch nicht so viel Erfahrung haben oder so viel im Rallyesport unterwegs waren, können sehr viel von den Stars lernen. Aber das gilt für mich auch, ich kann auch noch ganz viel von Mattias (Ekström; Teamkollege, Anm. d. Red.) lernen.

SPORT1: Heute gibt es viele Initiativen für Frauen im Motorsport. Wie sah das aus, als Sie angefangen haben?

Kleinschmidt: Ehrlich gesagt habe ich mir darüber gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich wollte diesen Sport machen und habe ja auch mit dem Motorrad angefangen. Die Diskussion, ob die Männer mich anerkennen oder nicht, gab es für mich nicht. Ich bin da einfach aufgeschlagen und habe versucht, mein Bestes zu geben. Natürlich habe ich mich mit den Jungs verglichen. Aber ich habe versucht, meinen eigenen Weg zu gehen.

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SPORT1: Wie kamen Sie auf die Idee, sich auf ein Motorrad zu setzen und durch die Wüste zu fahren?

Kleinschmidt: Abenteuerlust. Ich fand Motorräder schon relativ früh super cool. Die Straße war mir irgendwann zu langweilig, also ging‘s weiter ins Gelände und schließlich habe ich von der Rallye Dakar gehört. Die hat mich von Anfang an fasziniert. Für mich war das das größte Abenteuer.

Jutta Kleinschmidt über Frauen im Motorsport

SPORT1: Wie wichtig war Ihr Sieg im Jahr 2001 für ihre Karriere?

Kleinschmidt: Super wichtig. Seitdem war ich eine Dakar-Siegerin. Diesen Titel kann dir keiner nehmen. Dass ich auch noch die erste Frau und die erste Deutsche war, hat mir sehr geholfen. So ergab sich zum Beispiel die Möglichkeit, dass ich zusammen mit VW ein Team aufbauen durfte. Es hat sehr viele Türen geöffnet und im Prinzip lebe ich ja heute noch davon.

SPORT1: Wie schwer war es trotzdem, sich in dieser Männer-Macho-Welt durchzusetzen?

Kleinschmidt: Sehr schwer. Wenn du in einem Team mit mehreren Männern fährst, hast du am Anfang das Problem, dass du nicht das beste Material bekommst – einfach weil man doch nicht so ganz an dich glaubt wie an die Männer. Und nicht zu unterschätzen: Für die Herren ist es immer noch bisschen peinlich, wenn sie langsamer sind. Deswegen kämpfen sie gegen dich noch härter. Cross Country ist bezüglich Gleichberechtigung aber der perfekte Sport, denn du fährst ja nicht direkt gegeneinander. Es ist also nicht so, dass die Herren die Damen ständig von der Strecke schubsen.

SPORT1: Der Kampf um Sponsoren und Hersteller-Plätze dürfte dafür umso härter sein…

Kleinschmidt: Sicher. Man sagt ja immer: Frauen haben es leichter, Sponsoren zu finden. Aber das stimmt nur bedingt. Sicher: Wenn du top bist, hast du es vielleicht leichter. Aber wenn nicht, dann bekommst du auch keine Geldgeber. Es ist also gleich schwer für Männer und Frauen, Budget aufzutreiben. Da braucht man viel Ausdauer, Geduld und Kontakte.

SPORT1: Müssen Frauen besser sein als Männer?

Kleinschmidt: Ich würde das anders formulieren: Ich glaube eher, dass sich Frauen besser vorbereiten, weil sie wissen: Auf sie wird ganz besonders geschaut. Wenn du die einzige Frau in der Sportart bist, dann bist du das Aushängeschild. Wenn du dann aber einen Fehler machst, stehst du auch mehr im Mittelpunkt, als wenn ein Junge mal das Auto wegwirft.

SPORT1: Inwiefern hat sich die Einstellung zu Frauen im Motorsport heute verändert?

Kleinschmidt: Ich glaube, im Motorsport sind schnelle Frauen immer gern gesehen. Es gibt genug Unterstützer, die auch Frauen fördern möchten. Aber du musst schnell sein und damit umgehen können, dass du mehr im Mittelpunkt stehst. Wenn du Fehler machst, wirst du schneller mal dafür abgestraft.

SPORT1: Wissen Sie schon, wie es nächstes Jahr weitergeht?

Kleinschmidt: Nein. Ich weiß, dass Abt und Cupra weitermachen, das Fahrer-Duo ist aber noch nicht fixiert. Wir wollen zunächst mal die Saison abschließen und dann schauen, wie es weitergeht.