An seine erste Sendung im Aktuellen Sportstudio denkt Dieter Kürten nur ungern zurück. „Die möchte ich mir ehrlich gesagt nicht mehr so oft ansehen“, verriet er vor rund zwei Jahren im Interview mit der Sport Bild über seine Premiere am 21. Oktober 1967.
ZDF-Legende wird 90: "Eine Ikone, ein Vorbild"
Eine Legende des Sport-TV wird 90
Doch Kürten lernte schnell dazu - und wurde dank 375 Auftritten in der ZDF-Kultsendung zu „Mr. Sportstudio“. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag.
Dieter Kürten war „Mr. Sportstudio“ des ZDF
„Dieter Kürten hat Maßstäbe gesetzt, was die Moderation von Sport-Sendungen betrifft“, adelt ZDF-Sportchef Yorck Polus den langjährigen Reporter und Moderator. Das Aktuelle Sportstudio sei „wesentlich durch Kürten zu der Marke geworden, die wir bis heute verlässlich pflegen.“
Kürten selbst möchte anlässlich seines Ehrentags lieber nicht mit Medien sprechen. Dabei gäbe es viel zu erzählen für den Mann, der in den 33 Jahren bis zu seiner letzten Sendung am 30. September 2000 zum Gesicht des Sportstudios wurde - etwa über die Unterschiede zur heutigen Zeit.
Im TV-Studio sei es „damals eine andere Welt“ gewesen, berichtete Kürten einst - in positiver Hinsicht. „Entspannter, gemütlicher, nicht so hektisch wie heute“, so empfand es Kürten, der ab März 1963 beim ZDF unter Vertrag stand - und dort selbst zum Lehrmeister späterer Reporter-Größen avancierte.
Ein Leitbild für viele
„Er war mein erster Chef beim ZDF, er hat mich eingestellt“, erinnert sich Béla Réthy im Gespräch mit dem SID. „Das war schon verrückt, er war ja eine Ikone, ein Fernsehstar, ein Vorbild“, denkt der langjährige ZDF-Kommentator an seine Berufsanfänge zurück.
Kürten habe eine „gewisse Leichtigkeit verkörpert“, erklärt Réthy. „Das ist die Botschaft, die Dieter hinterlässt mit seinen 90 Jahren. Vielleicht sollten sich ein paar Kollegen einmal einige Sendungen mit ihm bei YouTube anschauen, nur um zu sehen, wie Journalismus auch geht“, beschreibt der 68-Jährige, der nach der Weltmeisterschaft 2022 in Katar in den Ruhestand ging, seinen einstigen Vorgesetzten.
Auch für Florian König, Moderator des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1, ist Kürten erklärtermaßen ein Leitbild. Das von Kürten geprägte Sportstudio habe für ihn „immer einen besonderen Stellenwert“ gehabt, sagte er vor einigen Jahren Sports Illustrated. Auch der langjährige Dopa-Moderator Jörg Wontorra nannte Kürten „mein großes Vorbild“.
Beckenbauer adelte Kürten vor seinem Tod
Zu manchen seiner prominenten Gäste im Sportstudio hielt Kürten engen Kontakt. Vor einigen Jahren bekam er einen Anruf des damals bereits schwer erkrankten Franz Beckenbauer.
„Ich wollte wieder mal mit einem reden, der keine Ahnung vom Fußball hat“, habe der „Kaiser“ zu ihm gesagt - so erzählte es Kürten im ZDF-Interview kurz nach dem Tod Beckenbauers vor gut einem Jahr.
Auch aus manchen seiner Weggefährten beim Mainzer Sender sind in gut vier Jahrzehnten Freunde geworden. „Wir wohnen nur 500 Meter voneinander entfernt und spielen manchmal Skat miteinander“, erzählt Réthy: „Ich halte Dieter für einen sehr wertvollen Menschen.“