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Tod einer Schach-Ikone: Sein größtes Duell bewegte die Welt

Tod einer Ikone, die die Welt bewegte

Spasski war von 1969 bis 1972 Weltmeister, ehe er sein viel beachtetes Duell mit dem Amerikaner Bobby Fischer während des Kalten Krieges verlor.
Schach-Legende Boris Spasski im Jahr 1971
Schach-Legende Boris Spasski im Jahr 1971
© IMAGO/ITAR-TASS
Spasski war von 1969 bis 1972 Weltmeister, ehe er sein viel beachtetes Duell mit dem Amerikaner Bobby Fischer während des Kalten Krieges verlor.

Der legendäre Schachgroßmeister Boris Spasski ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Dies teilte der russische Verband am Donnerstag mit.

Spasski war nach seinem Sieg über Tigran Petrosjan 1969 bis 1972 der zehnte Schachweltmeister, ehe er sein viel beachtetes Duell mit dem Amerikaner Bobby Fischer verlor.

„Eine große Persönlichkeit ist von uns gegangen, Generationen von Schachspielern haben seine Spiele und sein Werk studiert und studieren es noch immer. Das ist ein großer Verlust für das Land“, wurde der Präsident des russischen Schachverbandes, Andrei Filatow, von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zitiert.

Zu den Umständen des Todes wurden zunächst keine Informationen bekannt. Spasski saß zuletzt nach zwei Schlaganfällen im Rollstuhl.

Legendäres Duell mit Bobby Fischer

Spasski ist vor allem für das „Match des Jahrhunderts“ gegen Fischer bekannt, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen Sowjetunion und USA in ähnlichem Maße beachtet und symbolisch aufgeladen wie der Wettlauf ins All einige Jahre zuvor.

In der isländischen Hauptstadt Reykjavik krönte sich der 2008 verstorbene Fischer am 1. September 1972 als erster US-Amerikaner zum Schach-Weltmeister - unter großer öffentlicher Anteilnahme aufgrund der weltpolitischen Lage und auch der Schlagzeilen, die Fischer produzierte.

Mehrfach stand das Duell gegen den exzentrischen Fischer vor dem Abbruch, die zweite Partie wurde wegen Nichtantretens kampflos gegen Fischer gewertet. Fischer hätte den WM-Kampf nach Konflikten um Preisgeld, TV-Einnahmen und andere Details sogar fast ganz platzen lassen - es ging so weit, dass US-Außenminister Henry Kissinger intervenierte uns Fischer zur Räson brachte.

Der Zweikampf zog weltweit Menschen in seinen Bann, die sich ansonsten wenig für Schach interessierten.

Spasski siedelte 1975 in den Westen über

20 Jahre später standen die alten Rivalen nochmal im Fokus: 1992 kam es auf der jugoslawischen Insel Sveti Stefan zu einem Rückmatch - inmitten des Bürgerkriegs. Die Annahme des Siegespreisgelds brachte Fischer einen US-Haftbefehl ein, da er gegen das Wirtschaftsembargo gegen Jugoslawien verstieß.

Das Leben Spasskis stand im Westen nicht so im Blickpunkt wie das seines Rivalen, war aber ebenfalls bewegt: Der als geniale, aber bisweilen auch etwas faul bekannte Ausnahmespieler war dreimal verheiratet, 1975 siedelte er wegen seiner Ehe mit der Französin Marina in den Westen über, wurde französischer Staatsbürger. 2012 kehrte er nach Moskau zurück.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)