Victoria Carl strahlte wieder einmal über das ganze Gesicht. Diesmal war es aber nicht ein Weltcup-Triumph, über den sich die Skilanglauf-Olympiasiegerin so derbe freute - sondern der verpasste Finaleinzug beim Sprint zum Auftakt der Tour de Ski in Toblach. „So konnte ich vielleicht ein paar Körner für die kommenden Tage sparen“, sagte Carl lachend: „Und mit Platz zwölf bin ich superhappy, das war ein Top-Einstieg.“
Carl auch als Zwölfte „superhappy“
Bei der Ouvertüre zur 18. Auflage des traditionellen Etappenrennens, das in einem Jahr ohne WM und Olympia den Saisonhöhepunkt darstellt, durfte nicht nur Carl zufrieden sein. Noch besser war Sprint-Spezialistin Coletta Rydzek, die als Siebte ihr bestes Weltcup-Resultat nur um einen Platz verpasste.
„Mir ist die Power nicht verloren gegangen, ich bin auch taktisch gut gelaufen“, sagte die Schwester von Kombinations-Olympiasieger Johannes Rydzek.
Hennings Auftakttag endet früh
Den Auftaktsieg und damit die erste Gesamtführung sicherte sich Linn Svahn vor Olympiasiegerin Jonna Sundling (beide Schweden) und der Norwegerin Kristine Staavas Skistad.
Für Katharina Hennig, die gemeinsam mit Carl bei Olympia 2022 in Peking Teamsprint-Gold gewonnen hatte, war der Auftakttag nicht unerwartet nach der Qualifikation beendet. Die 27 Jahre alte Oberwiesenthalerin verpasste als 37. das Viertelfinale der besten 30. Allerdings gehört der Sprint nicht zu den Stärken Hennigs, die zumal mit Trainingsrückstand nach einer Corona-Infektion angetreten war.
Bundestrainer nimmt den Druck
„Wir dürfen nicht zu viel von ihr erwarten“, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Hennig geht damit ohne Bonussekunden in die zweite Etappe am Sonntag, ein 10-km-Klassikrennen für Frauen (12.15 Uhr) und Männer (15.00). In dieser Disziplin hatte Carl bei der Tour-Generalprobe in Trondheim ihren ersten Weltcupsieg gefeiert. „Und die Form habe ich über Weihnachten gerettet, ich freue mich auf den Sonntag“, sagte sie.
„Es war saugeil“
Bei den Männern sorgte Marius Kastner für eine Überraschung. Bei seinem erst zweiten Weltcup nach Dresden 2021 (Platz 64) wurde der 21-Jährige in der Qualifikation 15. und ließ dabei sogar Teamsprint-Weltmeister Paal Golberg aus Norwegen hinter sich. Platz vier in seinem Viertelfinale reichte zwar nicht zum Einzug ins Halbfinale, als 17. sammelte Kastner aber erstmals Weltcup-Punkte.
„Es war saugeil. Ich wollte die Top 30 knacken, und dann wurde es gleich Top 15″, meinte Kastner. Der Sieg ging an den Franzosen Lucas Chavanat.
Schwerster Anstieg wartet
Nicht am Start war Topfavorit Johannes Hösflot Klaebo. Der Weltcup-Rekordsieger aus Norwegen hatte sich eine Grippe eingefangen und war deshalb abgereist. „Ich lag sechs Tage lang mit Fieber in Bett“, sagte der 27-Jährige, dem nun die Chance entgeht, die Tour als erster Läufer zum dritten Mal in Serie zu gewinnen.
Die Tour macht noch in Davos (3./4. Januar) und Val di Fiemme (6./7. Januar) Station, wo zum Abschluss mit der Kletterpartie an der Alpe Cermis der schwerste Anstieg im Langlauf-Weltcup auf dem Programm steht.