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Die größte Gefahr für den Sport? Enhanced Games wollen Doping legalisieren und lösen heftige Kritik aus

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Die größte Gefahr für den Sport? Enhanced Games wollen Doping legalisieren und lösen heftige Kritik aus

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Doping-Irrsinn! Bolt-Rekorde Geschichte?

Die Verantwortlichen der Enhanced Games wollen die Fabelrekorde von Usain Bolt pulverisieren. Dafür erlauben sie nicht nur den Einsatz von Doping, sondern es ist ausdrücklich gewünscht. Das stößt wenig überraschend auf große Kritik im Sport.
Alica Schmidt macht bei den Deutschen Meisterschaften sportlich auf sich aufmerksam. Währenddessen ist das Thema Doping aktuell wieder en vogue in der Leichtathletik, zum Leidwesen von Schmidt.
Die Verantwortlichen der Enhanced Games wollen die Fabelrekorde von Usain Bolt pulverisieren. Dafür erlauben sie nicht nur den Einsatz von Doping, sondern es ist ausdrücklich gewünscht. Das stößt wenig überraschend auf große Kritik im Sport.

Höher, schneller, weiter.

Diese drei Wörter haben den Sport in den vergangenen Jahrzehnten geprägt und waren sogar lange Zeit das offizielle olympische Motto.

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Diese Gier nach sportlichen Höchstleistungen wird jedoch immer weiter auf die Spitze getrieben. Das jüngste Beispiel dafür sind die neu ins Leben gerufenen Enhanced Games.

Bei dem Wettkampf sind jegliche Formen von Leistungssteigerungen wie Doping erlaubt. „Wir glauben, dass die Wissenschaft die Menschheit - und den Sport - besser und fairer macht“, heißt es auf der Startseite der Homepage.

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Aron D´Souza gründet die Enhanced Games

Initiator der neuen Wettkampf-Form ist Aron D‘Souza. Der gebürtige Australier studierte an der Oxford Universität Rechtswissenschaft und arbeitete jahrelang als Anwalt.

Dabei trat er auch schon im Wrestling-Kosmos auf. So war er einer der Anwälte von WWE-Legende Hulk Hogan bei dessen Klage gegen einen Blog, der ein Sex-Video von Hogan veröffentlich hatte. Dabei schlugen sie einen Schadenersatz von 115 Millionen Euro für ihren Klienten raus.

Darüber hinaus gründete er ein Technologie-Infrastrukturunternehmen für die Renten- und Pensionsbranche, das hauptsächlich in der Region Asien-Pazifik aktiv ist. Mittlerweile agiert der einstige Generalkonsul von Moldawien in Australien als Investor.

Seine Motivation beschreibt er im Interview mit The Guardian wie folgt: „Menschen, die erwachsen sind und ihre freie und informierte Zustimmung gegeben haben, sollten mit ihrem Körper machen können, was sie wollen.“

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Kuriose Vergleich zu den Enhanced Games

Der ehemalige Dozent, der von Men‘s Style 2014 zu einem der einflussreichsten Männer Australiens gekürt wurde, vergleicht seine Initiative mit dem Kampf zur Akzeptanz von Homosexualität.

„Wenn man 50 Jahre zurückdenkt, war das Leben eines schwulen Mannes so, wie es für einen enhanced Sportler heute ist. Es wird stigmatisiert, ausgegrenzt und ist in gewisser Weise illegal“, meint D‘Souza, der selbst schwul ist.

Deswegen ist es in seinen Augen nun an der Zeit, das System aufzubrechen und eine neue Realität zu schaffen. Es bedarf „einer Bewegung von Menschen, einer Revolution von Menschen, die sich um eine Idee der Akzeptanz scharen“.

Dieser Neuanfang soll bei der Premiere 2024 in der Leichtathletik, im Schwimmen, Turnen, Gewichtheben und Kampfsport stattfinden.

Olympiasieger Schoeman unterstützt Enhanced Games

An seiner Seite befinden sich fünf, teils durchaus prominente Sportler, die ihn bei seinem Vorhaben unterstützen. Der bekannteste ist Schwimmer Roland Schoeman. Der Südafrikaner holte bei den Olympischen Spielen in Athen Gold mit der 4x100m-Freistil-Staffel und stellte ein Jahr später gleich zwei neue Weltrekorde über 50m Schmetterling auf.

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Doch der 43-Jährige hat auch die harten Seiten des Sports kennengelernt. So wurde er 2019 gesperrt, weil bei ihm ein verbotenes Hormon festgestellt wurde.

Öffentlich zu der Idee hat er sich bisher noch nicht geäußert, dafür aber seine Mitstreiter „Es gibt eine Revolution, die stattfinden muss, und ich denke, das geschieht jetzt“, glaubt Brett Fraser. Der Ex-Schwimmer von den Cayman Inseln nahm an den Olympischen Spielen 2008 und 2012, verpasste über 100m und 200m Freistil aber einen Finaleinzug.

„Mafia-ähnlich!“ Heftige Kritik am IOC

Mit dem US-Amerikaner Luke Pechman und dem Schweizer David Karasek befinden sich zwei weitere Schwimmer in der „Beratenden Kommission für Athleten“.

Zu ihnen zählt mit Christina Smith auch eine Bobfahrerin, die in Kanada eine der Pionierinnen ihres Sports ist. „Ich würde mich freuen, in einer Organisation zu sein, die ihre Athleten nicht ausbeutet“, schildert sie ihre Beweggründe.

Darüber hinaus eint die Ex-Sportler und D‘Souza die Ablehnung gegenüber dem IOC, die laut dem Gründer „mafia-ähnlich“ agiert. „Sie haben acht Milliarden Dollar an Einnahmen, die alle vier Jahre fließen. Thomas Bach fliegt in einem Privatjet um die Welt, er benimmt sich wie ein Staatsoberhaupt, er lebt buchstäblich in einem Palast, der vom IOC bezahlt wird. Doch die Athleten der Welt erhalten keinen einzigen Cent“, sagte der Australier dem Schwimm-Portal SwimSwam.

Auf der Webseite haben sie daher auch eine Liste mit Leuten erstellt, die laut den Enhanced Games „Feinde der Wissenschaft“ sind. Neben Bach sind dort unter anderem der ehemalige WADA-Präsident Sir Craig Collins Reedie, die Chefs der australischen und US-amerikanischen Anti-Doping-Agenturen, und der Test-Direktor der WADA, Tim Ricketts gelistet.

Brechen die Enhanced Games die 9-Sekunden-Marke über 100 Meter?

Einen ersten Eindruck von der neuen Leistungsfähigkeit der „enhanced athletes“ (zu Deutsch: „verbesserten Sportler“) gab es bereits.

Ein anonymer Mann behauptet, dass er den 100m-Rekord von Usain Bolt gebrochen hat. „Ich bin der schnellste Mann der Welt“, behauptet er und ergänzt, „die olympischen Spiele hassen mich.“

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Wenn es nach D‘Souza geht, will er über die Strecke neue Maßstäbe setzen. „Es geht nicht nur darum, ob wir die 100 Meter unter neun Sekunden laufen können, ich bin sicher, dass wir das schaffen“, erklärte er bei Associated Press in Australien.

„Ich glaube nicht, dass es kurzfristig machbar ist, die Neun-Sekunden-Marke zu brechen. Und kurzfristig bedeutet für mich in den nächsten zehn Jahren oder länger“, kontert Doping-Experte Fritz Sörgel im SPORT1-Interview und fügt hinzu, „man muss schließlich eine Vorstellung haben, welche Substanzen helfen können. Und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sehr gut beurteilen, dass es diese Substanzen nicht gibt.“

Schmidt, Weber und Co. kritisieren Enhanced Games

Auch im deutschen Sport stößt diese Idee nicht auf Gegenliebe. Zahlreiche Sportler*innen haben das Vorhaben im Rahmen der deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am SPORT1-Mikrofon kritisiert.

„Das Thema ist brutal. Wenn man sich als Leistungssportler wirklich täglich in den Kopf ruft: ‚Hey, es gibt vielleicht Leute, die nicht clean an den Start gehen und ich habe einfach keine Chance dagegen.‘ Dann ist das halt wahnsinnig frustrierend und demotivierend“, erläutert 400-m-Sprinterin Alicia Schmidt.

Speerwerfer Julian Weber wollte die Idee der Enhanced Games nicht wahrhaben. „Das ist eine hypothetische Frage, oder? Das findet nicht wirklich statt?!“ hakte er ungläubig nach, um dann zu erklären: „Regeln müssen sein, und das Konzept hat keine Zukunft.“

Enhanced Games „moralisch korrekt“?

Diese drastischen Worte dürften D´Souza, zu dessen Ehre sogar ein Preis von der Oxford Universität ausgelobt wurde, jedoch nicht von seinem Weg abringen.

Im kommenden Jahr soll die erste Ausgabe an einem nicht näher genannten Division-1-College in den USA stattfinden. Dabei wollen sie auf die bestehenden Sportstätten zurückgreifen und sich so von den Olympischen Spielen abgrenzen, bei denen alle vier Jahre neue Stadien gebaut werden.

„Wir sind bereit für einen Kampf. Ich weiß, dass sie (das IOC, Anm. d. Red.) schmutzig spielen werden. Ich weiß, dass sie uns drohen werden. Aber letztendlich wissen wir, dass wir moralisch korrekt sind“, schickt der Australier eine Kampfansage an den größten Sportverband der Welt.

Schließlich könne nun endlich jeder selbst bestimmen, was er nimmt. Sörgel meint dagegen sarkastisch: „Jeder Mensch hat das Recht, seinen Körper kaputt zu machen.“

Das Motto „Höher, schneller, weiter“ hat nun jedenfalls eine neue Dimension erreicht.