Großer Teamgeist bei den deutschen Speerwerfern: Der Potsdamer Bernhard Seifert verzichtet zugunsten von Julian Weber (Mainz) auf seinen Startplatz bei der Leichtathletik-WM in Doha (27. September bis 6. Oktober).
Seifert gibt WM-Startplatz ab
Der 26 Jahre alte Seifert zog damit die Konsequenz aus einem deutlichen Leistungsabfall seit der Nominierung Anfang August.
"Trotz fortlaufend intensiven Trainings konnte die zu Beginn der Wettkampfsaison dargestellte Leistungsfähigkeit nicht wieder erreicht werden. Für diese Entwicklung haben wir bisher alle noch keine Erklärung", sagte Bundestrainer Boris Obergföll: "Ich habe absolute Hochachtung vor der Entscheidung von Bernhard Seifert. Das ist eine Geste, die nicht alltäglich ist."
Auch Idriss Gonschinska, Generaldirektor Sport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), lobte den Schritt Seiferts. "Diese Entscheidung respektiere ich mit großer Wertschätzung. Er bringt sich dabei mit bemerkenswertem Fairplay und Teamgeist im Sinne des Erfolges der DLV-Nationalmannschaft ein. Seine Entscheidung ist zudem ein Ausdruck der besonderen Atmosphäre im DLV-Speerwurfteam", sagte Gonschinska.
Seifert war zum Zeitpunkt der Nominierung mit bereits im Mai erzielten 89,06 Metern Nummer zwei der deutschen Bestenliste. Bei der DM Anfang August belegte er allerdings nur Platz vier, Weber wurde Zweiter.
Emotionaler Social Media Post
Julian Weber zollt Bernhard Seifert auf seinem Social Media Account großen Respekt: "... und ich bin doch dabei! Der DLV hat mich für die WM in Doha nominiert. Ich freue mich sehr darüber. Möglich wurde dies neben der Normerfüllung auch dadurch, dass @bernhard.seifert auf seinen Startplatz verzichtet. Großen Respekt für dieses Fair Play. Die Saison hatte ich bereits beendet, mir bleibt nur wenig Zeit, mich auf meine ersten Weltmeisterschaften vorzubereiten. Coach Mark Frank und ich geben unser Bestes um fit an den Start zu gehen."
Die Nominierung Seiferts als vierter WM-Starter neben Olympiasieger Thomas Röhler (Jena), London-Weltmeister Johannes Vetter (Offenburg) und dem deutschen Meister Andreas Hofmann (Mannheim) war nicht unumstritten. Der zunächst nicht berücksichtigte Weber wies schon zur Zeit der DM die deutlich bessere Form auf.
"Aber die Nominierung war eine ganz saubere Nummer, das ist ganz klar und transparent", sagte Obergföll damals der Süddeutschen Zeitung. Demnach habe der DLV die vier Kriterien Saisonbestweite, Konstanz, Vergleich bei direkten Duellen und DM als Grundlage genommen, dabei lag Seifert knapp vorne. "Ich kann ja auch nicht von einem Wettkampf aufs ganze Jahr schließen", sagte Obergföll.