Ein großer Showdown ihrer beiden wichtigsten Wrestlerinnen, als Höhepunkt ihrer wichtigsten TV-Sendung: Selten hat die WWE ihren weiblichen Stars einen prominenteren Programmplatz gewährt als zu Beginn dieser Woche.
WWE verstört mit Story um Flairs toten Sohn
Die Konfrontation zwischen Divenchampion Charlotte und ihrer Herausforderin Paige hat bei vielen Zuschauern allerdings einen bitteren Beigeschmack hinterlassen - unter anderem bei Charlottes Vater, der Ringlegende Ric Flair.
"Ich habe angefangen zu weinen, als ich es gesehen habe", berichtete Flair in seinem Radio-Podcast.
Freudentränen waren es nicht. Es war die Anspielung auf eine sehr reale Familientragödie, die ihn bewegte.
Beleidigung des verstorbenen Flair-Sohns
Charlotte erwähnte in der Show ihren Bruder Reid Flair, der selbst eine Wrestlingkarriere angestrebt hatte, 2013 aber mit nur 25 Jahren an einer Überdosis Drogen und Medikamenten verstorben war.
Paige antwortete in ihrer Funktion als Heel, als die Böse also: "Dein kleiner Bruder hatte nicht genug Kampfgeist in sich." Auf den Satz folgte die Prügelei.
Es war ein geplantes Segment, trotzdem verstörte die Beleidigung eines verstorbenen Familienmitglieds zu Promo-Zwecken. Noch deutlicher als Ric Flair brachte das Charlottes und Reids Mutter zum Ausdruck: "Dermaßen faule WWE-Schreiber", twitterte die von Flair geschiedene Elizabeth Fliehr: "Widerlich, respektlos, grausam, traurig."
WWE: Charlotte war einverstanden
Man muss wissen: Die Stars der WWE spielen in der Show zwar eine Rolle, dabei aber oft vor allem sich selbst - mit dem Einfließen realer Geschehnisse werden Storys oft gewürzt und vorangetrieben.
Auch reale Tragödien hat die Liga schon mehrmals verarbeitet, um Fan-Emotionen zu wecken und sich damit jedesmal Gegenwind eingehandelt. Auch diesmal gab es einen Wutsturm.
Während Paige bei Twitter ihre Rolle zunächst weiterspielte ("Redet weiter über mich. So komme ich in die Trends"), reagierte die WWE am Donnerstag schließlich mit einem Statement auf die anhaltende Kritik: "So ein persönliches Thema wird nur als Resultat starker Fürsprache der Darsteller selbst abgesegnet. Nichtsdestotrotz ist die WWE letztendlich verantwortlich für das, was sie in ihrem Programm ausstrahlt."
Mit anderen Worten: Charlotte sei einverstanden mit dem Segment gewesen. Man kann es sogar so lesen, dass sie es selbst vorangetrieben hätte.
Vater Ric wurde nicht gefragt
Diverse US-Medien, die sich in der Szene auskennen, bezweifeln das. Selbst wenn Charlotte - die in dem Segment sichtbar mit nicht gespielt wirkenden Tränen rang - sich einverstanden erklärt hätte: Sie sei bei der WWE schlicht nicht in der Position, ernsthaften Widerstand gegen einen solchen Vorschlag zu leisten.
Mit Ric Flair, bis heute für PR-Auftritte unter Vertrag mit der Liga, war er in jedem Fall nicht abgesprochen. Niemand habe sich bei ihm gemeldet, berichtete er, "was darauf hindeutet, dass sie wohl einfach annehmen, dass das gut so ist."
Offener mochte Flair seine Gedanken über das Segment mit seiner Tochter nicht bekunden: "Ich habe eine Meinung, fürchte mich aber sie auszusprechen. Ich will nicht, dass es ihre Karriere beeinträchtigt."