Die erste deutsche Medaille bei der Leichtathletik-WM in Budapest lässt weiter auf sich warten.
Bitteres WM-Aus: „Totaler Ausfall“
Über 35 km Gehen verpasste Christopher Linke die Podestplätze als Fünfter knapp. Während der Potsdamer und der auf einem ordentlichen neunten Rang platzierte Karl Junghannß (Erfurt) trotzdem zufrieden war, herrschte beim dritten deutschen Starter der pure Frust: Carl Dohmann (Baden-Baden) hatte von Beginn an Probleme und stieg in der zweiten Rennhälfte aus.
Dohmann: „Kann mich nur entschuldigen“
„Ich war sehr gut in Form, hatte mir viel vorgenommen“, ärgerte sich Dohmann: „Das ging heute gar nicht. Ich hatte Probleme mit der Schwüle und dem Kreislauf, aber das ist es am Ende nicht. Ich kann mich nur entschuldigen bei allen, die mich unterstützt haben.“ Sein Abschneiden sei „ein totaler Ausfall, der nicht zu erklären ist“.
Der traurige Dohmann schien auch bei ARD-Moderatorin und -Reporterin Maral Bazargani Mitleid zu erregen: „Da bohre ich dann auch gar nicht weiter, erhol dich gut“, beendete sie ihr Interview.
Vize-Europameister Linke, der fünf Tage nach seinem starken fünften Platz über die 20-km-Distanz, die deutsche Rekordzeit von 2:25,35 Stunden schaffte, war derweil happy: „Ich habe alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen. Eine erfolgreiche WM für mich.“
Christopher Linke kann Rekord nicht veredeln
Linke ging ein mutiges Rennen und mischte lange in der Spitzengruppe, die ein Tempo deutlich unter seiner Bestzeit anpeilte, mit. Als das Rennen rund fünf Kilometer vor dem Ziel noch einmal schneller wurde, konnte der Teamkapitän aber nicht mehr mithalten - dennoch reichte es zu einer Verbesserung seines deutschen Rekords um rund eineinhalb Minuten. Bereits über die 20 km hatte der Sportsoldat seine eigene nationale Bestmarke heruntergeschraubt.
Linke wartet trotz immer wieder vielversprechender Auftritte weiter auf seine erste Medaille auf Weltniveau. Bei der WM 2019 war er als Vierter nur um 19 Sekunden an Bronze vorbeigeschrammt. Bei Olympia 2021 wurde er Fünfter, 22 Sekunden hinter dem Drittplatzierten. Erst im Vorjahr hatte er seine erste wichtige Medaille gefeiert, als er bei der Heim-EM in München über 35 Kilometer zu Silber ging.
Doppel-Gold für Spanien
Gold sicherte sich am Heldenplatz wie am vergangenen Samstag über die „Kurzdistanz“ der Spanier Alvaro Martin (2:24,30). Silber gewann Brian Pintado (Ecuador/2:24,34) vor dem Japaner Masatora Kawano (2:25,12).
Maria Perez sorgte für den zweiten spanischen Doppelsieg. Die 27-Jährige holte ihr zweites Gold in Meisterschaftsrekord von 2:38:40 Stunden, Titelverteidigerin Kimberly Garcia Leon (2:40:52/Peru) holte Silber vor der Griechin Antigoni Ntrismpioti (2:43:22).
Aufgrund der frühen Startzeit um 7.00 Uhr herrschten in Ungarns Hauptstadt zunächst verhältnismäßig angenehme Temperaturen. Ein Großteil der Strecke lag im Schatten. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die immer präsenter werdende Sonne führten jedoch dazu, dass die Starter ihren Körper regelmäßig mit Wasser herunterkühlen mussten.
Deutschland ist seit nun 20 Jahren ohne WM-Medaille im Gehen. Zum bislang letzten Mal hatte Andreas Erm 2003 in Paris mit Bronze über die nicht mehr ausgetragene 50-km-Distanz das Podest bei einer WM erreicht.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)