Das war ein Ausrufezeichen von Yemisi Ogunleye bei der Leichtathletik-WM in Budapest! Die deutsche Kugelstoßerin verblüffte in der Qualifikation mit einem Stoß auf 19,44 Meter, womit sie nicht nur Dritte wurde, sondern auch ihre persönliche Bestmarke steigerte.
Eine begeisternde WM-Überraschung
Nach dem Sensationsstoß vollführte sie einen echten Jubeltanz und wird nun versuchen, im Finale noch einen draufzupacken und möglicherweise sogar um die Medaillen zu kämpfen.
Im anschließenden Interview, unter anderem mit SPORT1, spricht die gläubige Athletin über ihre schwere Zeit, als sie darüber nachdachte, die Karriere zu beenden, die Trendumkehr im Winter - und ihren Pastor, der die Reise nach Budapest auf sich nahm, um sie anzufeuern.
Frau Ogunleye, Sie kommen hier mit einem Lied auf den Lippen an. Welches Lied haben Sie geträllert?
Yemisi Ogunleye: ‚Danke Jesus‘, das war alles.
Ogunleye will im Kugelstoßen-Finale „ein Freudenfest feiern“
Sie haben nur einen Stoß gebraucht, um ins Finale zu kommen - und dann sogar Ihre persönliche Bestmarke geknackt. Wie haben Sie das gemacht?
Ogunleye: Ich habe die Ruhe bewahrt und darauf vertraut, dass ich gut vorbereitet bin. Ich bin in der Form meiner bisherigen Karriere und weiß, dass ich das abrufen kann.
Sie haben die Quali als Dritte abgeschlossen. Spüren Sie jetzt Druck?
Ogunleye: Nein. Ehrlich gesagt ist mir das komplett egal, weil ich gezeigt habe, dass ich mit Lockerheit und Ruhe stoßen kann. Und heute Abend werde ich es genauso wie heute Morgen machen: Spaß haben, mit meiner Familie ein Freudenfest feiern und hoffen, dass ich es nochmal wiederholen kann.
Aus der deutschen Mannschaft hat sich bislang wahrscheinlich kaum jemand so herzerfrischend gefreut. Was ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Sie die Weite erfahren haben?
Ogunleye: In der Vorbereitung für die Meisterschaften habe ich die ganze Zeit diese Zuversicht gehabt, dass es ein Freudenfest hier werden wird. Ich war so viele Jahre auf der Ersatzbank und habe im Fernseher zugeguckt, wie andere auf dieser Bühne performen durften. Allein hier zu sein, ist für mich so eine unglaubliche Freude. Und deshalb schreie ich das auch so aus, weil ich total dankbar bin.
Ogunleye „Stand vor einem Berg von Zweifeln“
Im vergangenen Jahr sah das noch ganz anders aus. Hätten Sie damals an solch eine Wendung geglaubt?
Ogunleye: Nein, nein, nein. Letztes Jahr zu dieser Zeit stand ich eher vor einem Haufen von Zweifeln als vor so einer Zuversicht, die ich jetzt habe.
Wie haben Sie den Turnaround geschafft?
Ogunleye: Ich glaube, dass es wichtig war, auf meine Trainer zu vertrauen. Die haben mich super drauf vorbereitet. Ich bin super dankbar, dass wir das heute Morgen so rocken konnten
Aber was genau hat im Winter den Kick gegeben?
Ogunleye: Ich stand vor einem Berg von Zweifeln. Soll ich den Weg überhaupt weitergehen? Soll ich mich vielleicht nicht lieber auf mein Studium konzentrieren? Ich mache den Bachelor nebenbei, habe aber irgendwie das Gefühl gehabt, da schlummert noch so viel mehr in mir. Und ich hätte vielleicht in den nächsten Jahren zurückgeschaut und die Entscheidung vielleicht bereut, wenn ich aufgehört hätte. Dann habe ich die Förderschule der Bundeswehr bekommen und das ist ja natürlich auch noch mal eine super Absicherung. Ich konnte in Ruhe mein Studium weiterführen und werde es bald abschließen.
Ogunleye überrascht vom Besuch ihres Pastors
Heute Abend geht‘s dann ins Finale. Wie werden Sie sich darauf vorbereiten?
Ogunleye: Ich werde mich jetzt erst mal ausruhen. Das ist für den Kopf und für den Körper total anstrengend. Aber ich versuche dann relativ früh wieder Stadion zu fahren und noch mal komplett zu resetten, alles auf Null zu stellen. Jetzt ist der Fokus voll auf dem Finale und ich versuche irgendwie noch mal in mich zu gehen, um neue Kraft zu schöpfen. Vor allem sehe ich gleich meine Familie. Das gibt mir noch mal ganz viel Kraft.
Wer aus dem familiären Umfeld wird Sie denn im Stadion unterstützen?
Ogunleye: Meine Mama, meine Oma, auch die Iris, meine Trainerin ist extra mit dem Bruder und Freunden gekommen. Und mein Pastor ist auch da. (ein Journalist zeigt ihr ein Bild des Pastors auf der Zuschauertribüne, Anm. d. Red.) Ooooh wie schön. mein Pastor! Unglaublich! Der kennt mich auch schon, seitdem ich klein bin. Er hat den Weg ein bisschen mitverfolgt und sieht mich jetzt auf der großen Bühne meines Lebens. Ja, ich war auch überrascht, aber ich wusste nicht, dass er kommt.