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"Rotwein wichtiger": Diese Abrechnung nach der Leichtathletik-WM hat es in sich

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"Rotwein wichtiger": Diese Abrechnung nach der Leichtathletik-WM hat es in sich

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Diese Abrechnung hat es in sich

„Rotwein wichtiger als Training“, „Wissenschaftler analysieren zu Tode“: Ex-Zehnkämpfer Rico Freimuth stellt der deutschen Leichtathletik nach der WM ein teils vernichtendes Zeugnis aus.
Rico Freimuth gewann 2018 WM-Silber im Zehnkampf
Rico Freimuth gewann 2018 WM-Silber im Zehnkampf
© IMAGO/Eibner Europa
„Rotwein wichtiger als Training“, „Wissenschaftler analysieren zu Tode“: Ex-Zehnkämpfer Rico Freimuth stellt der deutschen Leichtathletik nach der WM ein teils vernichtendes Zeugnis aus.

Der ehemalige Zehnkämpfer Rico Freimuth hat nach dem Debakel bei der WM in Budapest heftige Kritik am Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geübt und den Verantwortlichen ein teils vernichtendes Zeugnis ausgestellt.

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„Man hat das Gefühl, dass der Rotwein mittlerweile wichtiger als die Trainingseinheiten ist. Und das zieht sich über die gesamte Führungsebene“, sagte der Vize-Weltmeister von 2017 bei Eurosport.

Der 35-Jährige führte aus: „Mittlerweile haben wir eine komische Kultur, die sich seit Jahren im DLV eingebürgert hat. Teilweise werden die Trainingslager danach ausgesucht, wo die Rotweingüter liegen - damit Trainer und Funktionäre dort abends Rotwein trinken können. Und das hat vielen Athleten bereits damals sauer aufgestoßen.“

Man brauche „ab sofort im Trainer-Dasein eine ganz andere Kultur. Die Trainer müssen sich besser und seriöser auf die Athleten konzentrieren und die Sportler brauchen mehr Geld, damit sie das Training seriöser angehen können. Der Sport muss zu 100 Prozent im Fokus stehen und nicht irgendein anderer Müll.“

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Freimuth sieht vieles ähnlich wie Robert Harting

Generell stünden wenig finanzielle Mittel zur Verfügung, sagte Freimuth - aber am Ende sei das nicht das einzige Problem, der Verband habe auch hausgemachte Probleme zu verantworten: „Selbst das Geld, das wir haben, wird einfach schlecht verteilt. Es kommt nicht bei den Trainern an, es kommt nicht bei den Athleten an.“

Die „föderalistischen Strukturen“ seien ein riesiges Hemmnis: „Man sollte Anreize setzen, dass die Trainer mehr Geld verdienen. Dann würden eventuell auch Leute wie ich wieder im Sport landen. Ein weiterer wichtiger Ansatz wäre, dass auch die Sportler mehr Geld verdienen.“

Auch inhaltliche Schwerpunkte müssen aus Freimuths Sicht überdacht werden, er schlug dabei in eine ähnliche Kerbe wie vor ihm der frühere Diskus-Star Robert Harting.

„Heutzutage wird mittlerweile viel zu viel darüber debattiert, smarter und nicht härter zu trainieren. Damit kommt man im Leistungssport aber nicht weit“, findet Harting: „Dort muss man härter trainieren und weniger analysieren. So war das in Roberts Karriere und in meiner ebenso. Deswegen würde ich mich der Ansicht anschließen. Alleine wenn ich mir die 4x100-Meter-Staffel angucke, laufen mittlerweile so viele Sportwissenschaftler nur wegen der Wechsel rum und analysieren das zu Tode - aber wir haben ja gesehen, wie die Wechsel am Ende aussehen.“

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Leichtathletik-WM: Freimuth versteht DLV nicht

In Budapest war die DLV-Mannschaft erstmals überhaupt ohne WM-Medaille geblieben, Freimuth fürchtet, dass auch künftig nur einzelne deutsche Athletinnen und Athleten mit der Weltspitze mithalten können.

Der DLV mit Präsident Jürgen Kessing und dem in diesem Jahr berufenen Sportdirektor Jörg Bügner hatte am Montag dennoch das Ziel kommuniziert, bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles wieder unter den Top Fünf zu sein.

„Eine derartige Aussage klingt so kurz nach einer solchen Weltmeisterschaft natürlich ein bisschen aberwitzig und unseriös“, sagte der 35 Jahre alte Freimuth: „Ich kann mir nicht vorstellen, was passieren soll, damit wir in fünf Jahren unter den Top-Fünf-Nationen landen.“

Freimuth sieht sich bestätigt in seiner vorab geäußerten Einschätzung, dass die WM ein „Desaster“ werden könne: „Am Ende sind Platzierungen in den Top 8 zwar schön, aber in der Öffentlichkeit wird man an den Medaillen gemessen - und aus dieser Perspektive haben wir die historisch schlechteste Ausbeute aller Zeiten stehen.“

Daher habe sich „alles, was ich gesagt habe, bewahrheitet. Da blutet einem das Leichtathletik-Herz. In der Gesamtheit ist es letztlich leider ein Desaster geworden. Natürlich gibt es einige Athleten, die wirklich toll performt haben. Aber man landet abends nur in der Sportschau, wenn man eine Medaille holt - das ist die Realität.“

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Leo Neugebauer: Freimuth prophezeit Olympia-Medaille

Hoffnung macht Freimuth der in Budapest zweitweise an Gold schnuppernde Zehnkämpfer Leo Neugebauer - der wie unter anderem auch Gina Lückenkemper und die verletzte Weitspringerin Malaika Mihambo nicht in Deutschland, sondern den USA trainiert.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nächstes Jahr in Paris zuschlagen wird“, prognostizierte Freimuth, nachdem Neugebauer - der kurz vor der WM den deutschen Rekord von Jürgen Hingsen gebrochen hatte - nun eine Medaille nach einem schwachen Start in seinen zweiten Wettkampftag verpasst hatte.

Freimuth fügte mit „felsenfester Überzeugung“ an, dass „Deutschlands nächster großer Leichtathletik-Star“ die erste deutsche Olympia-Medaille im Zehnkampf seit 1996 holen werde.

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Mit Sportinformationsdienst (SID)