Bittere Ratlosigkeit bei Konstanze Klosterhalfen, Tränen über Tränen bei Gesa Felicitas Krause, Frust pur bei Diskus-Ass Kristin Pudenz: Die deutsche Leichtathletik-Auswahl hat trotz eines Star-Aufgebots zu Beginn der zweiten WM-Halbzeit in Eugene den nächsten ernüchternden Tag erlebt.
„Im Moment kann ich es mir nicht erklären“
Das DLV-Team wartet weiter auf die erste Medaille - selbst das historische Minus-Ergebnis von Paris 2003 (viermal Edelmetall) ist kaum noch erreichbar. (Alle Infos zur Leichtathletik-WM)
Klosterhalfen verpasst Finale über 5000 Meter
„Ich hätte gerne gezeigt, dass ich wieder zurück bin“, sagte die deutsche Top-Läuferin Klosterhalfen, die völlig erschöpft das Ziel erreichte, nach ihrem klaren Vorlauf-Aus über 5000 m: „Wir müssen jetzt herausfinden, woran es lag. Im Moment kann ich es mir nicht erklären.“
In einem brutalen Hitzerennen hatte die 25 Jahre alte Leverkusenerin deutlich hinter den Besten des ersten Vorlaufs in 15:17,78 Minuten Platz acht belegt - zum Finale fehlten der WM-Dritten von 2019 rund 17 Sekunden.
Auch Alina Reh als Zehnte und Sara Benfares, die einen Hitzekollaps erlitt, als 18. des zweiten Vorlaufs verpassten das Finale am Samstag.
„Ich wusste nicht, wo ich stehe“, sagte Klosterhalfen, die in der WM-Vorbereitung mit einer Corona-Infektion zu kämpfen hatte und im Training zwei Wochen lang kaum etwas machen konnte: „Aber so wie im Rennen habe ich mich noch nicht oft gefühlt.“
Krause im 3000 Meter-Finale Letzte
Europameisterin Krause kam im Hindernis-Finale abgeschlagen als Letzte ins Ziel. Nach einem von Verletzungen und Krankheiten geprägten Jahr war die Endlauf-Teilnahme für die zweimalige WM-Dritte schon ein Erfolg.
Dass Krause dann aber schon in der zweiten Runde hoffnungslos zurückfiel und in 9:52,66 fast eine Minute hinter Weltmeisterin Norah Jeruto (Kasachstan/8:53,02) lag, nahm die 29-Jährige doch mit.
„Es war ein wirklich schlechter Lauf, eine Qual“, sagte Krause: „Ich war von Anfang an müde und kraftlos.“ Immerhin zeigte sie großen Sportgeist und lief das Rennen zu Ende.
„Das ist dann auch mein Anspruch“, sagte Krause, die sich auch mit Blick auf die Heim-EM in München im August Mut machte: „Ich weiß, dass es wieder besser wird.“
Olympiazweite Pudenz enttäuscht im WM-Finale
Die größten Chancen auf die erste Medaille besaßen die deutschen Diskuswerferinnen um die Olympiazweite Pudenz: Gleich zu dritt waren sie ins Finale eingezogen. Dort aber überstand die in dieser Saison so verlässliche Pudenz als Elfte wie auch Shanice Craft (Neunte) nicht einmal den „Cut“ mit Platz acht nach drei Durchgängen.
„Ich habe mich gut eingeworfen. Ich weiß nicht, was danach passiert ist“, sagte die 29 Jahre alte Pudenz, die mit 59,97 meilenweit unter den angestrebten 66 Metern blieb: „Es ist gerade ein bisschen schwierig, ich bin schon sehr enttäuscht.“
Für einen Lichtblick sorgte immerhin Claudine Vita, die als Fünfte die Erwartungen erfüllte und für das bislang beste deutsche Eugene-Ergebnis sorgte. „Ich wollte endlich mal eine Top-8-Platzierung schaffen. Da ist einige Last abgefallen“, sagte die frühere U23-Europameisterin.
Zu Bronze fehlten Vita in einem Finale auf überragenden Niveau aber mehr als vier Meter. Die 68,30 m der drittplatzierten Olympiasiegerin Valarie Allman wären wohl für keine der drei deutschen Werferinnen möglich gewesen - das aber war für Pudenz nur ein schwacher Trost.