Bei Olympia in Tokio waren sie noch tragische Heldinnen - nun gab es einen emotionalen Jubelsturm und kollektive Tränen der Freude.
Denkwürdige Szenen nach WM-Coup
Die deutsche Frauen-Staffel mit Gina Lückenkemper hat bei der Leichtathletik-WM in Eugene den Medaillenbann gebrochen und sich überraschend Bronze über 4x100 m gesichert. (NEWS: Alles zur Leichtathletik-WM)
Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt, Lückenkemper und Rebekka Haase mussten sich in 42,03 Sekunden nur den USA (41,14) und Jamaika (41,18) geschlagen geben. Die famose Schlussläuferin Haase konnte auf der Zielgeraden den Angriff der Nigerianerin Nzubechi Nwokocha abwehren - es folgten rauschende Freudenszenen.
„Es ist unglaublich, ich bin unfassbar stolz auf uns alle. Ich wusste, was mein Job ist - schepper‘ das Ding einfach runter“, freute sich Haase - und auch Lückenkemper verneigte sich in ihrer unnachahmlichen Art: „Das sah so geil aus. Als ich Becki den Stab in Hand gedrückt habe, wusste ich, was möglich ist. Ich habe so einen Adrenalinschub bekommen, dass ich am liebsten Hand in Hand mit ihr weiter gestürmt wäre.“
Am Mikrofon von Norbert König im ZDF sprach Lückenkemper in einem denkwürdigen, gemeinsamen Siegerinnen-Interview vom „Glück der Tüchtigen“ und stieß hervor, noch immer mit Glückshormonen geladen: „Endlich! Endlich!“
Gina Lückenkemper: „Ich war fassungslos“
Für alle vier war es nach sieben gemeinsamen Jahren als Staffel die erste WM-Medaille, für Lückenkemper der größte Erfolg seit dem EM-Silber 2018, für Burghardt der zweite große Höhepunkt in diesem Jahr nach dem Olympia-Silber im Winter als Bob-Anschieberin von Mariama Jamanka. Bei der Heim-EM in München nehmen die Bronze-Sprinterinnen nun Gold ins Visier.
Die deutsche Staffel trat in Eugene in derselben Besetzung an wie bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr: Damals kostete ein Wechsel-Patzer - der hinterher auch für Irritationen zwischen Lückenkemper und Pinto sorgte - das greifbare Edelmetall, am Ende wurde es Platz 5.
Zuletzt hatten die deutschen Sprinterinnen 2009 in Berlin ebenfalls WM-Bronze geholt - das damalige Quartett bestand aus Marion Wagner, Anke Möllinger, Cathleen Tschirsch und Verena Sailer.
Verletzung spielt deutscher Staffel in die Karten
Die deutsche Mannschaft profitierte davon, dass sich die britische Topläuferin Dinah Asher-Smith auf dem dritten Teilstück verletzte, die Mitfavoritinnen wurden damit nur Sechste.
„Seit Jahren versuchen wir da ran zu kommen, heute stand das Glück auf unserer Seite. Wir freuen uns unheimlich. Es fühlt sich an wie ein Traum gerade, ich hoffe, ich wache nicht auf“, sagte Startläuferin Pinto: „Als ich am Start stand, war das für mich klar. Wir waren mental auf diese Bronzemedaille vorbereitet.“
Die USA setzten sich überraschend gegen das jamaikanische Starensemble mit den Einzel-Weltmeisterinnen Sherry-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson durch.
Das Männer-Finale gewannen überraschend die Kanadier in 37,48 Sekunden vor den Topfavoriten aus den USA (37,55) und Großbritannien (37,83). Die deutsche Staffel war im Vorlauf ausgeschieden.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)