Chefbundestrainerin Annett Stein und Verbandspräsident Jürgen Kessing haben ein ernüchterndes Fazit des deutschen Abschneidens bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene gezogen.
DLV: Schlechteste WM der Geschichte
„40 bis 45 Prozent der Athleten und Athletinnen haben ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen“, sagte Stein vor den letzten Wettkämpfen am Sonntagabend: „Mit dem Ausgang der WM sind wir nicht zufrieden, das haben wir so nicht erwartet.“ Wenig später musste man bilanzieren: Die Medaillenausbeute war die schlechteste in der deutschen WM-Gesichte.
Die Wettkämpfe von Paris hatten 2003 die bisher den Negativrekord bedeutet, damals sprang einmal Silber und dreimal Bronze raus.
Kessing meinte: „Die Situation kann man nicht schönreden. In der Theorie hat alles gut funktioniert, aber der Faktor Mensch ist schwer zu greifen. Wir haben nicht allzu viele Medaillenkandidaten. Von denen sind dann vor der WM ein Drittel bis die Hälfte abhanden gekommen. Dann wird es schwer.“ Der DLV-Präsident versicherte, dass „wir mit Hochdruck daran arbeiten, das abzustellen.“
Mihambo „hübscht Bilanz ein wenig auf“
Das Weitsprung-Gold von Malaika Mihambo zum Abschluss und die Bronzemedaille der Frauenstaffel über die 4x100 m waren die einzigen Medaillen für das deutsche Team, ein historisch schlechtes Ergebnis bei Weltmeisterschaften.
Am letzten Wettkampftag holten die Stabhochspringer Oleg Zernikel (5.) und Bo Kanda Lita Baehre (7.) sowie Zehnkämpfer Niklas Kaul (6.) zumindest noch drei weitere Top-Platzierungen. Zuvor hatten sich nur Julian Weber (Speer/4.) und Claudine Vita (Diskus/5.) unter den besten Acht platzieren können.
Der Sieg von Mihambo, sagte Kessing „hübscht die Bilanz ein wenig auf, löst aber das Problem nicht“. Auch eine erfolgreiche EM, die kurz nach der WM in München (15. bis 21. August) ansteht, würde das schlechte Abschneiden in Eugene nicht relativieren. „Der Vergleich mit der Weltspitze ist das eigentliche Ziel“, sagte Stein.