Der US-Amerikaner Joe Kovacs hat in einem sensationellen Wettkampf Kugelstoß-Gold bei der Leichtathletik-WM in Doha gewonnen. Der Olympiazweite stieß im letzten Versuch 22,91 m und setzte sich damit vor Olympiasieger Ryan Crouser (USA) sowie dem neuseeländischen Titelverteidiger Tomas Walsh durch, die beide 22,90 m erzielten. Aufgrund des besseren zweitbesten Versuchs holte Crouser Silber.
Gold an USA nach Kugel-Spektakel
Im besten Kugelstoß-Wettkampf der Geschichte verpasste Kovacs den 29 Jahre alten Weltrekord seines Landmannes Randy Barnes nur um 21 Zentimeter und ist damit drittbester Kugelstoßer der Geschichte - nur Barnes und der deutsche Europarekordler Ulf Timmermann (23,06) waren jemals besser.
Walsch verliert Gold erst spät
Walsh, der in Jogginghose antrat, hatte seit dem ersten Durchgang mit 22,90 geführt, ehe erst Kovacs und schließlich noch Crouser im finalen Versuch vorbeizogen. Dass Darlan Romani aus Brasilien mit 22,53 m als Vierter ohne Medaille blieb, passte zu einem denkwürdigen Tag. Nie zuvor hatten auch nur drei Stoßer bei einer WM die 22-Meter-Marke geknackt.
Kovacs und Crouser holten den dritten Doppelsieg für die US-Stoßer nach 2001 und 2007. Ex-Weltmeister David Storl aus Leipzig war verletzungsbedingt nicht am Start.
Jetzt aktuelle Sportbekleidung bestellen - hier geht's zum Shop | ANZEIGE
US-Sprinter holen Gold
Die US-Sprinter um die Einzel-Weltmeister Christian Coleman und Noah Lyles haben Gold über 4x100 m gewonnen. Das amerikanische Quartett setzte sich in 37,10 Sekunden vor Titelverteidiger Großbritannien (37,36) durch, Bronze ging an Japan (37,43). Für die USA war es der erste WM-Erfolg in der Sprintstaffel seit Osaka 2007.
Coleman hatte in Katar Gold über 100 m geholt, Lyles die doppelte Distanz gewonnen. Zum amerikanischen Vierer gehörten zudem noch Altstar Justin Gatlin und Mike Rodgers. Die Besetzung wirft einen Schatten auf den US-Erfolg: Gatlin und Rodgers mussten bereits Dopingsperren abbrummen, Coleman war trotz drei verpasster Dopingtests im Vorfeld der WM nicht gesperrt worden - lediglich Lyles ist unbelastet.
Die Staffel des Olympiasiegers Jamaika, die von 2009 bis 2015 viermal in Folge triumphiert hatte, schaffte ohne den zurückgetretenen Superstar Usain Bolt nicht den Einzug ins Finale. Der achtmalige Olympiasieger hatte sich 2017 im Staffelfinale, dem letzten Rennen seiner Karriere, verletzt.
Die deutschen Männer waren wie schon 2017 im Vorlauf ausgeschieden. Der deutsche Rekordhalter Julian Reus (Erfurt), Joshua Hartmann (Köln), Roy Schmidt und Marvin Schulte (beide Leipzig) hatten im zweiten Rennen in 38,24 Sekunden nur Platz sieben belegt.
Hassan historisch gut
Bei den Frauen holte Sifan Hassan aus den Niederlanden erste Läuferin der Geschichte das Double über 1500 und 10.000 m. Eine Woche nach ihrem Triumph über die 25 Stadionrunden setzte sich die 26-Jährige über die kürzere Strecke mit dem Europarekord von 3:51,95 Minuten und einem Start-Ziel-Sieg gegen die chancenlose Konkurrenz durch.
Silber holte Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Faith Kipyegon aus Kenia, die in 3:54,22 immer noch deutlich unter dem alten Meisterschaftsrekord der Russin Tatjana Tomaschowa (3:58,22) blieb. Bronze ging an Gudaf Tsegay aus Äthiopien (3:54,38).
Hassan, die den 39 Jahre alten Europarekord der Sowjet-Läuferinnen Tatjana Kasankina (3:52,47) pulverisierte und nur 1,40 Sekunden über dem Weltrekord der Äthiopierin Genzebe Dibaba blieb, gehört dem umstrittenen Nike Oregon Project (NOP) an, dessen bisheriger Chefcoach Alberto Salazar am Dienstag wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln für vier Jahre gesperrt worden war.
Die deutsche Meisterin Caterina Granz (Berlin) war im Vorlauf ausgeschieden. Deutschlands Topläuferin Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen), die ebenfalls beim NOP trainiert, hatte sich in Doha für einen Start über 5000 m entschieden.
Rojas verteidigt Titel
Yulimar Rojas aus Venezuela hat ihren Weltmeistertitel im Dreisprung erfolgreich verteidigt. Die 23-Jährige setzte sich mit hochklassigen 15,37 m souverän vor Shanieka Ricketts aus Jamaika (14,92) durch. Olympiasiegerin Caterine Ibargüen (Kolumbien), die 2013 und 2015 WM-Gold geholt hatte, kam mit 14,73 m auf Platz drei.
Rojas, die in ihrer spanischen Wahlheimat beim Leichtathletik-Team des FC Barcelona unter Vertrag steht, war als klare Favoritin in den Wettbewerb gegangen. Anfang September hatte sie den Weltrekord von Inessa Krawez (Ukraine/15,50) aus dem Jahr 1995 nur um neun Zentimeter verpasst.
Die deutsche Rekordlerin Kristin Gierisch hatte ihre WM-Teilnahme absagen müssen. Die EM-Zweite laboriert an Fußbeschwerden.