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Das befleckte Vermächtnis einer 100-Meter-Legende

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Eine 100-Meter-Legende mit Makeln

Der ehemalige Sprint-Star Linford Christie wird 65. Er war einer der erfolgreichsten Sprinter der Geschichte - sein Vermächtnis ist jedoch durch Doping-Schatten belastet.
Linford Christie ist einer der erfolgreichsten Sprinter der Geschichte
Linford Christie ist einer der erfolgreichsten Sprinter der Geschichte
© IMAGO/HJS
mhoffmann
Der ehemalige Sprint-Star Linford Christie wird 65. Er war einer der erfolgreichsten Sprinter der Geschichte - sein Vermächtnis ist jedoch durch Doping-Schatten belastet.

Er war einer der erfolgreichsten Sportler Großbritanniens, einer der schillerndsten, einer der umstrittensten.

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Linford Christie - als Olympiasieger, Welt- und Europameister über 100 Meter einer der meistdekorierten Sprinter der Leichtathletik-Geschichte – wird am Mittwoch 65 Jahre alt. Zum Leben des einstigen Superstars gehören aber auch mehrere Doping-Affären.

Olympiasieger und zwei Gold-Coups in Stuttgart

Der Stern von Christie, geboren am 2. April 1960 im jamaikanischen Saint Andrew und als Kind nach London gezogen, ging 1986 in Stuttgart auf: Nachdem er 1984 die Olympischen Spiele in Los Angeles wegen schwacher Leistungen noch verpasst hatte, gewann er zwei Jahre später völlig überraschend EM-Gold über 100 Meter – und setzte sich auch in den Jahren darauf in der Weltspitze fest.

Bei der WM 1987 in Rom wurde Christie Vierter, bei Olympia in Seoul Dritter – und rückte nachträglich jeweils um einen Platz nach vorn, nachdem Sieger Ben Johnson 1988 spektakulär als Doper aufflog.

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Weiter große Triumphe folgten: In Abwesenheit von Superstar Lewis holte der damals 32-Jährige Christie 1992 in Barcelona Olympia-Gold als bis heute ältester 100-Meter-Sieger der Geschichte. Der WM-Sieg in Stuttgart 1993, vier weitere EM-Titel (Freiluft und Halle), dreimal Gold bei den in England vielbeachteten Commonwealth Games und viele weitere Medaillen kamen hinzu – Makel allerdings auch.

Erster Doping-Wirbel 1988 in Seoul

Schon bei Olympia in Seoul geriet neben Johnson auch Christie ins Zwielicht, als er nach den Vorläufen über 200 Meter positiv auf das verbotene Stimulans Pseudoephedrin getestet wurde.

Ein damals zuständiges Komitee des IOC ließ Christie jedoch mit knapper 11:10-Mehrheit ohne Strafe davonkommen – Christie versicherte, dass er die geringe Konzentration der Substanz, die in seinem Urin gefunden wurde, unbeabsichtigt mit einem Ginseng-Tee eingenommen hätte.

Die Affäre Christie war eines von mehreren Fragezeichen, die in dem legendären Olympia-Finale 1988 zurückblieben: Sieger Carl Lewis war – wie Jahre später herauskam – im Vorfeld der Spiele ebenfalls positiv auf Pseudoephedrin und zwei andere unerlaubte Substanzen getestet worden. Lewis blieb straffrei, weil die geringe Konzentration keine automatische Sperre nach sich zog. Der US-Verband sprach Lewis frei und machte den Fall nicht öffentlich.

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Auch Christies Karriere ging ungebremst weiter - bis er im Februar 1999 erneut auffällig wurde.

Zweite Affäre sorgt für lebenslangen Olympia-Bann

Der damals 38-Jährige war schon dabei, seine Karriere ausklingen zu lassen, als er 1999 bei einem Meeting in Dortmund positiv auf das Steroid Nandrolon getestet wurde.

Christie beteuerte erneut seine Unschuld, ein längeres, wendungsreiches Verfahren entspann sich: Während der britische Leichtathletik-Verband Christie glaubte und ihn freisprach, intervenierte diesmal der Weltverband IAAF und verhängte eine Zwei-Jahres-Sperre.

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Was Christie noch härter traf: Das britische Olympia-Komitee BOA sperrte ihn auf Lebenszeit und verweigerte ihm fortan die Akkreditierung für alle Olympischen Spiele. Christie blieb auch 2012 in der Wahlheimat London unerwünschte Person und durfte nicht die Fackel tragen.

Ironie der Geschichte: Sechs Monate vor einem Positivtest hatte Christie erfolgreich den Journalisten John McVicar auf Schadenersatz verklagt. McVicar hatte in einem Satiremagazin suggeriert, dass Christies später Aufstieg nur durch Doping zu erklären sei.

Dschungelcamp und ungewollte Schlagzeilen

Christie stand auch jenseits des Sportlichen oft in der Öffentlichkeit: Er hatte zahlreiche große Werbe-Engagements – legendär: seine Puma-Kontaktlinsen bei Olympia 1996. Nach seiner Karriere war er Moderator mehrerer BBC-Shows, 2010 Kandidat im englischen Dschungelcamp, 2023 bei The Masked Singer.

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Nicht über jede Form von Öffentlichkeit freute sich der Modellathlet: Der britischen Sun nahm er übel, als sie aus seinem hautengen Laufanzug und den dadurch sichtbaren Konturen seines Unterleibs ein Thema machte („Linford’s Lunchbox“).

Spannungen gab es auch mit dem früheren Hürden-Star Colin Jackson, mit dem er 1993 - im Jahr, in dem beide WM-Gold in Stuttgart holten - eine Sport-PR-Firma gründete, aus der Jackson später nach Unstimmigkeiten ausstieg.

Das bewegte Leben des achtfachen Familienvaters Christie war im vergangenen Jahr auch Thema einer abendfüllenden BBC-Dokumentation.