Home>Leichtathletik>

"Er schwebte förmlich": Tod eines vergessenen deutschen Lauf-Mythos

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Tod eines deutschen Lauf-Mythos

Das frühere DDR-Mittelstrecken-Ass Klaus Richtzenhain ist tot. Ein Olympia-Coup 1956 und sein eleganter Stil sind Legende - er selbst schwelgte ungern in Erinnerungen.
Klaus Richtzenhain bei seinem Olympia-Silber 1956 in Melbourne
Klaus Richtzenhain bei seinem Olympia-Silber 1956 in Melbourne
© IMAGO / United Archives International
SPORT1 Angebote | Anzeige
Das frühere DDR-Mittelstrecken-Ass Klaus Richtzenhain ist tot. Ein Olympia-Coup 1956 und sein eleganter Stil sind Legende - er selbst schwelgte ungern in Erinnerungen.

Vor 69 Jahren gelang ihm eine der bis dato größten deutschen Überraschungen bei Olympia.

{ "placeholderType": "MREC", "placement": "rectangle", "placementId": "rectangle" }

Er schlug die größten Lauf-Stars seiner Zeit, Kollegen bewunderten ihn für seinen eleganten, als fast schwebend beschriebenen Laufstil. Nun ist Klaus Richtzenhain, ein vergessener deutscher Leichtathletik-Mythos, mit 90 Jahren gestorben, wie Thüringer Regionalmedien berichten.

Großer Überraschungs-Coup bei Olympia 1956

Richtzenhain, geboren am 1. November 1934 in Berlin, entwickelte sich in den fünfziger Jahren in der DDR zu einem Mittelstreckenläufer auf Spitzenniveau.

Seinen größten Coup landete er – damals völlig unerwartet – bei Olympia 1956 in Melbourne: Hinter dem irischen Sieger Ron Delany gewann er Silber, vor dem australischen Top-Favoriten John Landy. Der 2017 verstorbene DDR-Landsmann Siegfried Herrmann, eigentlich höher gehandelt, war im Vorlauf mit einem Achillessehnenriss dramatisch ausgeschieden. Die deutsche Mannschaft – die 1956 trotz der Teilung gemeinsam antrat – wählte Richtzenhain nach seinem Husarenstück zum Fahnenträger der Abschlussfeier.

{ "placeholderType": "MREC", "placement": "rectangle", "placementId": "rectangle2" }

Nicht nur aufgrund seiner Erfolge genoss Richtzenhain unter Kollegen große Anerkennung: Auch die Art und Weise, wie das introvertierte Lauf-Ass mit dem ironischen Spitznamen „Zappel“ seine Rennen absolvierte, rang Ehrfurcht ab.

„Als er 1958 bei den DDR-Meisterschaften in Jena den Titel über 1500 Meter gewann, schwebte er förmlich über der Bahn“, erinnerte sich der 2023 verstorbene Ex-Leichtathlet Henner Misersky vor einigen Jahren bei German Road Races: „Wir waren alle hingerissen. Es ging nicht um die Zeit, nicht um den Sieg, es ging wirklich allein ums Laufen.“

Zurückgezogenes Leben nach dem Sport

Im Jahr 1961 beendete Richtzenhain seine Karriere, nachdem er Olympia in Rom ein Jahr zuvor verletzungsbedingt verpasst hatte.

Nach seiner Sportlaufbahn wurde er Ingenieur und lebte sein neues Leben fernab der Öffentlichkeit und nach eigenen Angaben ohne Kontakt zu seinen früheren Sportkollegen.

{ "placeholderType": "MREC", "placement": "rectangle", "placementId": "rectangle3" }

Reporter, die von Richtzenhain gern nostalgische Anekdoten aus der Vergangenheit gehört hätten, waren bei ihm an der falschen Adresse: In den wenigen Interviews, die er gab, strich er immer wieder heraus, dass „die Lauferei“ ferne Vergangenheit, „Schnee von gestern“ sei. In Erinnerungen schwelgen war seine Sache nicht.

Klaus Richtzenhain lebte zuletzt als Rentner in Erfurt.