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DDR-Legende wird 60: Eine denkwürdige Lauf-Rivalität

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DDR-Legende wird 60: Eine denkwürdige Lauf-Rivalität

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DDR-Legende wird 60

Christine Guth, die frühere Christine Wachtel, war eine der erfolgreichsten deutschen Mittelstreckenläuferinnen der Geschichte. Eine interne DDR-Rivalität blieb besonders in Erinnerung.
Christine Wachtel und ihre große Rivalin Sigrun Wodars im Jahr 1990
Christine Wachtel und ihre große Rivalin Sigrun Wodars im Jahr 1990
© IMAGO/Sven Simon
Christine Guth, die frühere Christine Wachtel, war eine der erfolgreichsten deutschen Mittelstreckenläuferinnen der Geschichte. Eine interne DDR-Rivalität blieb besonders in Erinnerung.

Ihr Stern ging im fernen Australien auf – mit einem Lauf, mit dem sie die Weltelite schockte.

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Es war der 5. Oktober 1985, es stieg der Weltcup in Canberra, damals einer der wichtigsten Termine im Leichtathletik-Kalender. Und die 20 Jahre junge Christine Wachtel aus Altentreptow in der Mecklenburgischen Seenplatte verblüffte alle.

Mit einem rauschhaften Schlussspurt hängte das DDR-Talent über die 800 Meter die Konkurrenz um die Weltrekordlerin Jarmila Kratochvilova aus der damaligen Tschechoslowakei um vier Zehntelsekunden ab und legte damit den Grundstein für eine an großen Erfolgen reiche Karriere.

Heute wird Christine Guth, wie Wachtel inzwischen heißt, 60 Jahre alt.

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Wachtel vs. Wodars: Eine denkwürdige DDR-Rivalität

Leichtathletik-Fans der Achtziger ist vor allem Wachtels denkwürdige Rivalität mit Vereinskollegin Sigrun Wodars in Erinnerung.

Die beiden Schützlinge der im vergangenen Jahr verstorbenen Trainer-Legende Walter Gladrow dominierten zeitweise die Weltelite. 1988 bei Olympia in Seoul holte der „Gladrow-Express“ Gold und Silber, Wodars auf 1, Wachtel auf 2.

Wodars schnappte Wachtel auch einige andere große Titel weg, Letztere holte allerdings ebenfalls viele Goldmedaillen: Zwischen 1987 und 1991 wurde Wachtel dreimal Hallen-Weltmeisterin.

Bis heute sind Wodars (1) und Wachtel (2) die schnellsten deutschen 800-Meter-Läuferinnen der Geschichte, auf ihren Zeiten liegt jedoch, wie heute bekannt ist, ein Schatten: Wachtel erhielt ebenso wie Wodars Anabolika vom Staatsdoping-Programm der DDR, nach eigenen Aussagen unwissentlich. Generell galt die damalige Ära als hochbelastet, auch der bis heute gültige Fabel-Weltrekord von Kratochvilova steht unter massivem Dopingverdacht.

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Erster Coup mit dramatischer Vorgeschichte

Wachtel errang auch nach der Wende Erfolge, neben dem Hallen-WM-Titel gab es 1991 in Tokio auch eine Medaille bei der Freiluft-WM in Tokio: Wachtel war Teil der deutschen 4x400-Meter-Staffel, die Bronze gewann – zusammen mit Uta Rohländer, Katrin Krabbe und Grit Breuer. (Der Aufsehen erregende Fall der Katrin Krabbe)

Der erste große Sieg in Canberra nimmt in den Erinnerungen Wachtels trotzdem einen besonderen Platz ein: Sie litt zuvor monatelang unter rätselhaften Rückenschmerzen, ihre Karriere war in Gefahr – bis Untersuchungen einen Riss im Beckenbereich offenbarten.

Wachtel wurden drei Monate Bettruhe verordnet, mit kreativen Trainingsmethoden brachte Trainer Gladrow sie jedoch wieder in die Spur: Er bastelte ihr aus einem alten Bürostuhl eine improvisierte Laufmaschine mit Gummibändern, mit der Wachtel auch im Sitzen Einheiten absolvieren konnte.

In Canberra folgte dann der Überraschungscoup, den Wachtel auch Gladrows strategischem Gespür zuschrieb: „Wenn das ein Bummelrennen wird und du dann irgendwann das Tempo anziehen willst, dann musst du das mit Karacho machen“, habe er ihr eingeschärft, erinnerte sich Wachtel später in einem Interview mit dem Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern.

In ihrer Heimatregion ist Christine Guth bis heute populär: In Neubrandenburg, wo Guth nach ihrer Karriere zeitweise eine Pizzabäckerei betrieb, ist ihr seit 2023 ein Stern auf dem dortigen „Walk of Sport“ gewidmet.