Es endete, wie es wohl enden musste. Einst als vermeintlich schnellster Mann der Welt gefeiert und dann tief gefallen, wollte Ben Johnson seinen Ruf mit einem großen Comeback retten - und ruinierte ihn stattdessen endgültig.
Das Comeback gab seinem Ruf den Rest
Am 11. Januar 1991 - vor 34 Jahren - bestritt der 100-Meter-Läufer sein erstes Rennen, nachdem er nach seinem Olympiasieg und Weltrekord in Seoul 1988 über die wohl spektakulärste Doping-Affäre der Leichtathletik-Geschichte gestolpert war. Zwei Jahre später wurde Johnson nach einem erneuten positiven Befund lebenslang gesperrt.
Ben Johnson erschütterte den Sport nachhaltig
Zur Erinnerung: Bei den Olympischen Spielen 1988 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul flog Johnson seinem ärgsten Konkurrenten Carl Lewis aus den USA über die 100 m in Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden davon. Doch der Triumph des kanadischen Sprinters sollte nicht lange bestehen. In seiner Urinprobe wurde wenige Stunden später das Anabolikum Stanozolol gefunden. Der Sprintstar war gefallen und flüchtete vom Ort des Geschehens.
Der Wettbewerb, zuvor als Jahrhundertduell mit Spannung erwartet, wurde zu einem Menetekel, das das Image des ganzen Sports beschädigte - Jahre später wurde auch der Ruf von Rivale Lewis belastet, als aufflog, dass der US-Verband im Vorfeld der Spiele verdächtige Substanzfunde bei dem Idol vertuscht hatte.
Skurrile Aktivitäten nach erneutem Skandal
Johnson wagte 1991 die Rückkehr auf die Bahn, damals von großem Echo begleitet (das er unter anderem auch durch einen Überraschungs-Besuch beim VfB Stuttgart verstärkte): Sein Comeback-Rennen in Kanada lockte 17.000 Zuschauer an - er lief den alten Zeiten jedoch hinterher. Zur WM 1991 in Tokio schaffte er es nur mit der kanadischen Staffel und wurde Letzter, das Olympia-Finale 1992 in Barcelona verpasste er als Halbfinal-Schlusslicht klar.
Umso schmählicher, dass Johnson 1993 nochmals als Doper aufflog: Diesmal war sein Testosteronspiegel verboten hoch, der Weltverband IAAF sprach eine lebenslange Sperre aus - Kanadas Sportminister Pierre Cadieux sprach von einer „nationalen Schande“ und sorgte für eine indiskutable Note, als er Johnson aufforderte, in sein Geburtsland Jamaika zurückzukehren.
Johnsons scheiterte mit seinen Versuchen, die Sperre anzufechten und fiel in den Jahren darauf vor allem mit teils fragwürdigen Publicity-Gags auf: Er lief bei Showrennen gegen Pferde und Autos, diente sich als Trainer für die damals ähnlich tief gefallene Fußball-Legende Diego Maradona und den Fußball spielenden Diktatorensohn Al-Saadi Gadaffi an.
Heute lebt der inzwischen 63 Jahre alte Johnson in Kanada und ist immer noch als Privatcoach aktiv. Unter anderem arbeitete er für P.K. Subban, NHL-Spieler, Eishockey-Olympiasieger und Ex-Freund von Lindsey Vonn. Ansonsten hat er sich eingesponnen in einer sehr eigenen Welt: „Alles, was ich in meinem Leben wie geplant ausführe, gelingt mir“, sagte er vor einigen Jahren.
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Mit Sportinformationsdienst (SID)