Bereits in seinem ersten Weltcup-Einsatz im Zweierbob hat Simon Wulff gezeigt, was in ihm steckt. Der 23 Jahre alte Anschieber fuhr mit Bob-Star Francesco Friedrich in Altenberg auf Anhieb auf den ersten Platz und zeigte, welch Sprinterqualitäten er besitzt.
Raketenstart eines Quereinsteigers
Wulff war bis August noch Leichtathlet und zeigte ausgerechnet in seinem letzten Rennen als 100-Meter-Läufer sein Potenzial. In Dresden spurtete er in 10,06 Sekunden zur vierschnellsten Zeit eines Deutschen. Dass er zum Bob wechseln würde, hatte zu diesem Zeitpunkt längst festgestanden.
Wulff bereitete sich anschließend auf seine zweite Karriere als Anschieber von Friedrich vor – mit durchschlagendem Erfolg. In Altenberg setzte er in beiden Läufen einen Startrekord – und sprach anschließend bei SPORT1 über seinen Traumeinstand.
SPORT1: Herr Wulff, erster Start, erster Sieg. Besser hätte es für Sie nicht laufen können, oder?
Simon Wulff: Ja, es lief echt gut. Es ist Erleichterung mit dabei, für mich war auch der Startrekord wichtig. Den hab ich angepeilt, den wollte ich ganz gerne haben. Es lief wirklich perfekt.
SPORT1: Haben Sie sich schon an das Leben eines Bobfahrers gewöhnt? Wie viele Fahrten haben Sie jetzt inklusive des Trainings absolviert?
Wulff spricht über seine Entwicklungskurve
Wulff: Ich glaube, ich habe jetzt etwa 55 Fahrten hinter mir. Man kommt da schon gut rein, es ist aber immer noch etwas Neues. Es gibt jeden Tag ein paar neue Handgriffe, die man neu lernt oder Sachen, die man komplett anders denken muss. Jetzt, wenn die Wettkämpfe losgehen, ist es natürlich das, wofür ich brenne. Dann lernt man auch etwas ganz anderes. Klar, ich hatte schon zwei Wettkämpfe mit Alexander Czudaj, aber das war alles auf nationalem Level und da gibt man zwar 100 Prozent, aber man kann nicht diesen kompletten Fokus bekommen. Aber wenn das jetzt so richtig losgeht, dann lernt man jedes mal viel mehr.
SPORT1: Mit Ihrer Leistung dürfte Ihr Bobpilot Francesco Friedrich zufrieden gewesen sein...
Wulff: Ja, denke ich schon. (lacht) Wir sind ja auch auf der Bahn zweimal top runtergekommen und mit dem Start hätte es auch nicht besser laufen können. Vor zwei Wochen bin ich mit auf der gleichen Bahn Alexander Czudaj in 5,12 Sekunden angelaufen und ich glaube, so gut wie damals waren die Bedingungen am Samstag bei Weitem nicht. Deshalb ist nochmal um so besser.
SPORT1: Wie geht es jetzt weiter?
Wulff: Am Dienstag geht es nach Sigulda nach Lettland und da steht dann er nächste Zweier-Weltcup an.
SPORT1: Das ist eine komplett neue Eisbahn, an die Sie sich erst Mal gewöhnen müssen, oder?
Wulff: Ja, das stimmt. Die bin ich noch gar nicht gefahren. Zumindest in Winterberg und Altenberg habe ich einige Fahrten absolviert, aber in Sigulda muss ich die Bahn innerhalb von drei Fahrten gut drauf haben und dann geht es schon in den Wettkampf.
Wulff auch im Viererbob eingeplant
SPORT1: Sind Sie künftig auch im Viererbob aktiv?
Wulff: Ja, in Winterberg (Anfang Januar, Anm. d. Red.) bin ich eingeplant, Anfang Januar.
SPORT1: Zuletzt gab es zwischen den beiden Bob-Größen Johannes Lochner und Ihrem Piloten Francesco Friedrich einen Streit um die Anschieber Georg Fleischhauer und Thorsten Margis. Ist der beigelegt?
Wulff: Ja, ich glaube, da ist nichts mehr hängen geblieben. Bei uns gibt es überhaupt keine Probleme, mit Georg Fleischhauer ist alles geklärt. Und zu Thorsten Margis (wechselte kürzlich von Friedrich zu Lochner, Anm. d. Red.): kann ich nichts sagen. Ich habe ihn nicht so miterlebt, das ist alles ein bisschen außerhalb meines Bereichs.