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Leichtathletik: Diese Tragödie wirft bis heute Fragen auf

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Leichtathletik: Diese Tragödie wirft bis heute Fragen auf

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Der Tod einer zwiespältigen Ikone

Die schillernde Florence Griffith-Joyner war der weibliche Star bei Olympia 1988. Auf den Rekordläufen der früh Verstorbenen liegt jedoch ein Schatten. Heute hätte Griffith-Joyner ihren 65. Geburtstag gefeiert.
Florence Griffith Joyners Rekorde gelten bis heute
Florence Griffith Joyners Rekorde gelten bis heute
© Imago
Die schillernde Florence Griffith-Joyner war der weibliche Star bei Olympia 1988. Auf den Rekordläufen der früh Verstorbenen liegt jedoch ein Schatten. Heute hätte Griffith-Joyner ihren 65. Geburtstag gefeiert.

Der Final-Triumph über Gabriela Sabatini, der Steffi Graf zur Gewinnerin des Golden Slam machte. Die drei bitteren Fehlstarts von Zehnkämpfer Jürgen Hingsen. Das Doppel-Gold für US-Kunstspringlegende Greg Louganis trotz eines üblen Brett-Unfalls. Der Doping-Skandal um 100-Meter-Sieger Ben Johnson.

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Es waren die großen Geschichten der Olympischen Spiele von Seoul 1988. Und eben sie: Florence Griffith-Joyner.

Gold über 100 Meter, 200 Meter, in der 100-m-Staffel, Silber über 4x400 m. Ein Jahr der unglaublichen Rekorde, die ihr zusammen mit Carl Lewis den Titel als Welt-Leichtathleten einbrachten - und jede Menge Star-Ruhm in ihrer US-amerikanischen Heimat.

Aus heutiger Sicht ist die Geschichte von „Flo Jo“ aber als Tragödie in Erinnerung: Kurz vor den Jubiläums-Tagen ihrer Triumphe in Südkorea starb sie im Alter von nur 38 Jahren - am 21. September 1998. Doch am Wert ihres sportlichen Vermächtnisses gibt es bis heute massive Zweifel.

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„Flo Jo“ fiel mit ihren Fingernägeln auch optisch auf

Griffith-Joyner, geboren am 21. Dezember 1959 in Los Angeles, war seinerzeit nicht nur wegen ihrer sportlichen Leistungen ein Star.

Ihr Hintergrund als aus einfachen Verhältnissen aufgestiegenes Scheidungskind mit zehn Geschwistern bewegte die Öffentlichkeit ebenso wie ihr optisches Auftreten, mit ihren überlangen und grell lackierten Fingernägeln und engen, auffälligen Laufanzügen. Griffith-Joyner war in dieser Hinsicht auch Vorbild der ähnlich schillernden 100-Meter-Weltmeisterin Sha‘Carri Richardson, der US-Sprintqueen von heute.

„Ich gefalle gern und möchte mich von anderen unterscheiden“, sagte Griffith-Joyner einmal. Als ihre Karriere noch nicht groß angelaufen war, arbeitete sie unter anderem auch als Haar-Stylistin.

Sportlich kamen ab 1987 die ersten großen Erfolge - und im Olympia-Jahr eine Leistungs-Explosion: Bei den Trials in Indianapolis schockte sie die Welt, verbesserte den 100-Meter-Weltrekord auf 10,49 Sekunden. Zuvor war ihre persönliche Bestzeit bei 10,96 gelegen.

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In Seoul pulverisierte sie ähnlich spektakulär die 200-Meter-Bestmarke: Sie kam nach 21,34 Sekunden ins Ziel, 38 Hundertstel schneller als Silber-Gewinnerin Grace Jackson aus Jamaika, 61 Hundertstel vor Heike Drechsler aus der DDR. Griffith-Joyners vorheriger persönlicher Rekord: 21,96.

Ging bei dem als Heldinnen-Märchen groß inszenierten Triumphzug alles mit rechten Dingen zu?

Rätselhafter Rücktritt ein Jahr nach Olympia 1988

Während der Fabellauf von Sprinter-Kollege Johnson bald darauf als Schurkenstück entlarvt war, fielen Griffith-Joyners Dopingtests negativ aus - was, wie die Erfahrung lehrt, nicht zwangsläufig ein Unschuldsbeweis ist, der standhält. Und so wurden dann trotzdem schnell Zweifel laut: Ihre plötzliche Leistungssteigerung, ihr auffälliges Muskel-Wachstum, ihre tiefer gewordene Stimme vor den Spielen sorgten für Tuscheln.

Und die Spekulationen wurden nicht eingedämmt durch das, was im Jahr nach Seoul passierte: Griffith-Joyner kündigte überraschend ihren Rücktritt an - der zusammenfiel mit der Einführung schärferer Dopingkontrollen. Unter anderen wurden Tests außerhalb der Wettkämpfe etabliert, die heute als Standard und geradezu zwingend gelten, um Betrüger ertappen zu können.

1998: Tod im Schlaf mit nur 38 Jahren

Griffith-Joyner startete ein neues Leben mit Dreisprung-Olympiasieger Al Joyner (Bruder der ebenfalls erfolgreichen Leichtathletin Jackie Joyner-Kersee), brachte 1990 Tochter Mary Ruth zur Welt (die vor einigen Jahren als Sängerin in der US-Version vom „Supertalent“ antrat). Einen Comeback-Versuch vor den Spielen 1996 in Atlanta blies „Flo Jo“ wegen Problemen an der Achillessehne ab und beendete ihre Laufbahn endgültig.

Im selben Jahr verstörte die Meldung, dass Griffith-Joyner mit nur 36 Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte. Am 21. September 1998 dann die Schreckensnachricht: Ehemann Joyner fand Florence leblos in ihrem Bett, Todesursache war ein schwerer epileptischer Anfall.

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Griffith-Joyners Ableben löste neue Debatten darüber aus, ob sie ihren Körper mit verbotenen Mitteln kaputt gemacht hatte - wobei bei der Obduktion auch eine andere mögliche Erklärung gefunden wurde: ein Hämangiom, ein Tumor im Kopf, der Auslöser des Anfalls gewesen sein könnte.

Selbst Carl Lewis säte Doping-Verdacht gegen Griffith-Joyner

Unabhängig davon bleibt die Frage, wie Griffith-Joyners bis heute unerreichte Rekorde über 100 und 200 Meter erklärbar sind. Die über 100 Meter etwa: Zwar gibt es auch Diskussionen über nicht korrekt gemessenen Rückenwind in Indianapolis, aber auch ansonsten bleiben viele Fragen offen, wie Griffith-Joyner die Zeit erzielen konnte.

Die Jamaikanerinnen Eliane Thompson-Herah und Shelly-Ann Fraser-Pryce kamen dem Rekord im Olympia-Jahr 2021 zwar so nahe wie nie jemand zuvor, blieben mit 10,54 bzw. 10,60 immer noch ein gutes Stück hinter der „Flo-Jo“-Marke. Platz fünf der ewigen Bestenliste teilt sich die neue Weltmeisterin Richardson mit Marion Jones (10,65), eine überführte Doperin.

Auch gegen Griffith-Joyner gab es Belastungszeugen: Der Sprinter Darrell Robinson behauptete, ihr ein Wachstumshormon verkauft zu haben - was Griffith-Joyner als Lüge zurückgewiesen hatte. Nach ihrem Tod meldete sich Ex-Trainingspartnerin Lorna Boothe zu Wort, die ausplauderte, dass Griffith-Joyner 1987 in einem kalifornischen Krankenhaus regelmäßig mit Anabolika und Wachstumshormen behandelt worden sein soll. Eine dort arbeitende Schwester hätte es ihr erzählt.

Selbst Idol Carl Lewis - der später selbst zugeben musste, dass ein Doping-Schatten auf seinen eigenen Leistungen lag - schürte das Thema: Bei einer Rede an der University of Pennsylvania zeigte er sich Ende 1988 auf Nachfrage sicher, dass Griffith-Joyner Steroide nehme. Er wisse das aus „sehr zuverlässiger Quelle“.

Später ruderte er zurück und erklärte, es doch nicht so genau zu wissen. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass seine ursprüngliche Aussage aufgezeichnet und in den Zeitungen landen würde.