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Der Läufer, der eine ganze Nation inspirierte

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Der Läufer, der eine ganze Nation inspirierte

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Verhaftet, weil er ein Rennen verpasste

Eine Karriere wie eine Achterbahnfahrt: Miruts Yifter muss ins Gefängnis, weil er nicht rechtzeitig zu einem Rennstart erscheint. Jahre später schreibt er dennoch Sportgeschichte.
Miruts Yifter nach dem 5.000-Meter-Lauf in Moskau 1980
Miruts Yifter nach dem 5.000-Meter-Lauf in Moskau 1980
© IMAGO/Karl-Heinz Stana
Eine Karriere wie eine Achterbahnfahrt: Miruts Yifter muss ins Gefängnis, weil er nicht rechtzeitig zu einem Rennstart erscheint. Jahre später schreibt er dennoch Sportgeschichte.

Am 22. Dezember 2016 starb Miruts Yifter im Krankenhaus von Toronto an einer Atemwegserkrankung. Der Mann, der in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren die Welt des Langstreckenlaufs dominierte, hinterließ ein Erbe, das in der Leichtathletik nie vergessen werden wird.

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„Yifter the Shifter“ - dieser Spitzname, der ihm wegen seiner unnachahmlichen Taktik in den letzten 200 Metern eines Rennens verliehen wurde, ist mittlerweile legendär.

Er kam vermutlich am 15. Mai 1944 in Adigrat, einer Stadt im nordöstlichen Hochland Äthiopiens, zur Welt - oder doch nicht? Sein genaues Geburtsdatum ist ein Mysterium, das ihn wie ein Schatten durch seine Karriere begleitete. Selbst Yifter hatte über sein Alter nie aufgeklärt.

Je nach Quelle reicht seine Geburtsspanne von 1938 bis 1944. Reporter, die sein genaues Alter wissen wollten, sagte er: „Männer können mir meine Hühner stehlen, Männer können mir meine Schafe stehlen. Doch kein Mann kann mir mein Alter stehlen.“

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Karriere von Yifter ein Auf und Ab

Was bekannt ist: Seine erste Begegnung mit der internationalen Leichtathletik fand 1971 in North Carolina statt. Dieser Wettkampf sollte ihn in die große Welt des Sports einführen, doch der Start war alles andere als vielversprechend.

Denn der Äthiopier war mit den arabischen Zahlen noch nicht vertraut und verschätzte sich bei der Rundenzählung. Die Folge: Er sprintete zu früh los und verpasste den Sieg. Doch er lernte aus seinen Fehlern und ließ sich nicht von Rückschlägen entmutigen.

München 1972: Eine verpasste Chance

1972, bei den Olympischen Spielen in München, hatte Yifter erneut die Chance, sich zu beweisen. In einem dramatischen 10.000-Meter-Lauf holte er die Bronzemedaille. Doch ein weiteres Missgeschick überschattete diese Leistung: Yifter konnte nicht rechtzeitig zum Start des 5.000-Meter-Laufs erscheinen.

Der Grund dafür bleibt unklar. Mal hieß es, die Stadionsicherheit habe ihn zu spät in das Stadion gelassen, mal war von einem Fehler seines Trainers die Rede und mal scheint es seine eigene Schuld gewesen zu sein. In Äthiopien war man jedenfalls enttäuscht.

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Und so wurde der junge Athlet in seiner Heimat vorübergehend ins Gefängnis gesteckt. Viele hielten ihn für einen Verräter, anstatt ihn für seine Bronzemedaille zu feiern.

Yifter hat Pech mit dem Olympischen Boykott

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis konzentrierte sich Yifter auf seine Karriere und trainierte härter als je zuvor. Ein Jahr nach dem Vorfall in München gelang ihm der erste große Erfolg. Bei den All African Games 1973 in Lagos gewann er die Goldmedaille im 10.000-Meter-Lauf.

Doch auf diesen Erfolg folgte das nächste Tief: In den Jahren 1976 und 1977 wurde er aufgrund des politischen Boykotts der Olympischen Spiele in Montreal von Äthiopien nicht für die Teilnahme an den Spielen nominiert.

Der Boykott war Teil einer globalen Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika und obwohl Yifter als Favorit gehandelt wurde, konnte er nicht an den Start gehen. Der Athlet blieb allerdings ambitioniert und wurde schließlich belohnt.

Triumph bei den Olympischen Spielen in Moskau

In Moskau sollte es 1980 dann endlich so weit sein: Yifter trat zu seinen ersten Olympischen Spielen an. Er ging mit einer Taktik in die Rennen, die für ihn zum Markenzeichen wurde und die ihm letztlich zwei Goldmedaillen einbrachte.

Über 10.000 Meter setzte er sich mit einem unaufhaltsamen Sprint Richtung Rennende gegen seine Gegner durch und holte die Goldmedaille mit über einer Sekunde Vorsprung.

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Zwei Tage später trat er zum 5.000-Meter-Lauf an. Dieses Rennen war noch dramatischer. Auf der letzten Runde war Yifter in eine unangenehme Position geraten, als er sich zwischen einem äthiopischen Landsmann und einem Iren eingeklemmt sah.

Doch sein Landsmann machte Platz, damit Yifter seinen Endspurt anziehen und sich die zweite Goldmedaille holen konnte. Die für ihn charakteristischen Tempoverschärfungen wurden zu seinem Markenzeichen und bescherten ihm den Spitznamen „Yifter the Shifter“.

Ein Vorbild in Äthiopien

Nach den Olympischen Spielen zog Yifter 1984 in die kanadische Hauptstadt Ottawa.

Zunächst als Trainer tätig, verlor er die Verbindung zu seiner Heimat Äthiopien nie ganz. Auch nach seiner aktiven Laufbahn verfolgte er mit großem Interesse die Erfolge der neuen Langstreckenläufer.

In Äthiopien, dem Land, das ihn geformt hatte, galt der Läufer als Symbol des unerschütterlichen Willens. Dort wird er immer noch als Held verehrt. Yifter diente sogar dem wohl größten äthiopischen Langstreckenläufer, Haile Gebrselassie, als Vorbild.