Alica Schmidt wagt sich an eine neue Herausforderung. Kürzlich kündigte die 26-Jährige auf Instagram an, dass sie statt die 400 Meter künftig die doppelte Strecke laufen werde.
So begründet Schmidt ihren Wechsel
Die mit ca. sechs Millionen Followern mit Abstand reichweitenstärkste deutsche Leichtathletin, die bei den Olympischen Spielen in beiden 4x400-Meter-Staffeln (Mixed und Frauen) jeweils im Vorlauf ausschied, geht damit raus aus ihrer Komfortzone.
Über 400 Meter war sie in den vergangenen Jahren etwas auf der Stelle getreten, nun will sie also über 800 Meter den Versuch wagen, näher an die internationale Spitze heranzulaufen.
Im SPORT1-Interview erklärt Schmidt, die sich gerade im Höhentrainingslager in Südafrika befindet, wie sie ihr neues Kapitel angehen will, welches langfristige Ziel sie anpeilt und warum die 400 Meter „einen Ticken schlimmer sind“ als die 800 Meter.
SPORT1: Frau Schmidt, wann genau ist die Entscheidung in Ihnen gereift, nächste Saison schwerpunktmäßig auf die 800 Meter zu wechseln?
Alica Schmidt: Die Entscheidung ist nicht über Nacht gefallen, denn die ersten Gedanken in Richtung 800 Meter hatte ich bereits im Jahr 2022.
„Daran muss ich mich erst mal gewöhnen“
SPORT1: Gab es Menschen, die Ihnen dazu geraten haben oder haben Sie das mit sich alleine ausgemacht?
Schmidt: Ich habe das weitestgehend mit mir selbst ausgemacht, aber natürlich habe ich mich auch mit meinen Freunden, meiner Familie und Experten ausgetauscht, ehe ich mich dann final dafür entschieden habe.
SPORT1: Welcher Trainingsgruppe habe Sie sich angeschlossen?
Schmidt: Ich habe mich für das Trainingslager der Gruppe von Jan Petrac (wohin kürzlich auch Majtje Kolberg, die derzeit beste deutsche 800-Meter-Läuferin, wechselte, Anm. d. Red.) angeschlossen und wir sind derzeit alle gemeinsam im Höhentrainingslager in Südafrika. Ich denke, ich kann dort viel lernen und hoffe, es hilft mir, mit erfahrenen Athleten und Athletinnen über 800 Meter zu trainieren.
SPORT1: Wie unterschiedlich ist das Training im Vergleich zu den früheren Vorbereitungen?
Schmidt: Der Trainingsumfang an Kilometer pro Woche ist definitiv deutlich höher und daran muss ich mich jetzt auch erst mal gewöhnen. Aber die neue Herausforderung macht mir sehr viel Spaß. Gerade nach den Olympischen Spielen ist es ein guter Zeitpunkt, auch mal neue Wege zu probieren.
„Werde den 400 Metern nicht vollständig den Rücken kehren“
SPORT1: Werden Sie dennoch den ein oder anderen 400-Meter-Wettkampf bestreiten und versuchen, in die 4x400-Meter-Staffel für die WM in Tokio zu kommen?
Schmidt: Ich werde den 400 Metern nicht vollständig den Rücken kehren und sicherlich das ein oder andere Race über diese Strecke bestreiten. Sollten meine Zeiten das Team unterstützen können, freue ich mich, wenn ich Teil der 4x400-Meter-Staffel sein darf und wir gemeinsam bei der WM in Tokio (September 2025, Anm. d Red.) an den Start gehen.
SPORT1: Auf der 800-Meter-Strecke sind die zwei Minuten in etwa die Grenze zur internationalen Klasse. Trauen Sie sich diese Marke schon nächste Saison zu?
Schmidt: Zum jetzigen Zeitpunkt dazu schon eine Aussage zu treffen, wäre etwas zu früh. Ich gebe alles, bereite mich akribisch vor, muss meine Race-Erfahrungen über 800 Meter machen - und hoffe dann im Mai mehr dazu sagen zu können.
„Mein langfristiges Ziel ist Olympia 2028 in Los Angeles“
SPORT1: Was sind Ihre kurz- und langfristigen Ziele?
Schmidt: Meine kurzfristigen Ziele sind, dass ich mich in der kommenden Saison auf den 800 Meter beweise. Mein langfristiges Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.
SPORT1: Ketzerisch gesagt müssen Sie jetzt doppelt so lange leiden, wie in den letzten Jahren. Haben Sie auch ein bisschen Angst vor der längeren Belastung? Oder ist es eher so, dass das Laktat auf den 800 Metern nicht ganz so ins Blut schießt wie über die 400 Meter?
Schmidt: Ich bin bereit für die neue Herausforderung und freue mich sehr auf das kommende Jahr. Meinen Erfahrungen nach ist das Gefühl vom Laktat auf den finalen Metern der 400 Meter einen Ticken schlimmer. Mal sehen, ob ich das Mitte des nächsten Jahres immer noch sage.