Das Ende eines der historischsten Leichtathletik-Stadien Deutschlands ist besiegelt! Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin wird abgerissen. Trotz zahlreicher Proteste wird das altehrwürdige Jahnstadion diese Woche Stück für Stück zurück gebaut.
Historische Sportstätte verschwindet
„Es ist beabsichtigt, den Rückbau des bestehenden Stadiongebäudes in der KW 41 zu beginnen“, antwortete die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen jüngst auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg. Das bedeutet, dass in dieser Woche der „hochbauliche Rückbau“ ansteht.
Ist diese Phase abgeschlossen, wird danach auch der Wall abgerissen. „Die genauen Abrisszeiträume werden mit den ausführenden Firmen abgestimmt und stehen noch nicht fest“, teilte die Senatsverwaltung mit.
Der Abriss des legendären Stadions sorgt für zahlreiche kritische Stimmen. Die Bürgerinitiative Jahnsportpark sammelte in einer Petition 14.000 Unterschriften. Aus der Sicht der Initiative sei ein Abriss absolut unnötig und zudem finanziell nicht nachhaltig. Auch die Bürgermeisterin des Bezirks Pankow, Cordelia Koch, stellte den Abriss Anfang August in Frage.
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark war Schauplatz zahlreicher Weltrekorde
Trotz des Gegenwindes wird das Stadion nun trotzdem abgerissen. Damit geht der Schauplatz zahlreicher sportlicher Bestleistungen verloren.
Denn das Stadion, in das in den Glanzzeiten knapp 20.000 Zuschauer pilgerten, erlebte in seiner Geschichte den ein oder anderen Leichtathletik-Weltrekord. Satte 16 Weltrekorde wurden hier zwischen 1969 und 1984 aufgestellt.
Über die 100-Meter der Damen wurde so unter anderem gleich dreimal ein neuer Weltrekord erlaufen. Renate Stecher verbesserte die Bestmarke gleich zweimal. 1983 stellte dann Marlies Göhr einen neuen Weltrekord auf.
Über die 100-Meter-Hürden wurde der Weltrekord sogar gleich viermal verbessert. Zwischen 1969 und 1971 knackte Karin Balzer die Bestmarke in vier verschiedenen Rennen.
Speerwurf: Einziger Wurf über 100 Meter im Jahnstadion
Für den mit Abstand historischsten Sportmoment sorgte 1984 aber Uwe Hohn im Jahnstadion. Im Speerwurf stellte er am 29. Juli des Jahres einen Fabel-Weltrekord auf.
Als bisher einziger Mann warf Hohn den Speer über die 100-Meter-Marke. Auf satte 104,80 Meter feuerte er im Sportpark den Speer und sorgte mit dieser Weite gleich auch für eine Revolution im Sport.
Denn im Anschluss wurden 1986 aus Sicherheitsgründen neue Regeln eingeführt. So sollte unter anderem ein veränderter Schwerpunkt des Speeres dafür sorgen, dass das Gerät seitdem eine steilere und kürzere Flugkurve hat.
Ein erneuter Wurf über die magische 100-Meter-Grenze scheint so heutzutage unmöglich zu sein.
An Ort des Rekord-Stadions entsteht ein Neubau
Und eben dieser historische Ort wird bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Immerhin: Nach dem Abriss des Stadions soll an selber Stelle ein neues Stadion entstehen. Die Magie des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks könnte also in anderer Art weiterleben.
Das neue Stadion soll dann das Kernstück eines neuen Sportparks in Prenzlauer Berg werden. So sollen zusätzlich zum neuen Stadion auch noch weitere Sportstätten, wie Fußball- und Beachvolleyballplätze, Tennisplätze und eine Multisportarena entstehen. Zudem soll es auch ein zentrales Begegnungszentrum im Sportpark geben.
Für Begeisterung sorgen die Planungen dennoch nicht überall. Für Kritik sorgen beim Abriss des historischen Stadions gerade die extrem gestiegenen Kosten für den Abriss und Neubau des Stadions. Ursprünglich sollte es im Paket knapp 97 Millionen Euro kosten. Bis zum vergangenen Sommer erhöhten sich die Ausgaben nun auf 182 Millionen.
Zum Abriss des historischen Stadions wird es aber wohl nun trotzdem kommen. Der Sport verliert so eines der historischsten Sportstätten der Leichtathletik-Geschichte.