Bei den Olympischen Spielen 2000 ging der Stern von Marion Jones in Sydney auf. Die US-amerikanische Leichtathletin brillierte in Australien und belohnte sich für eine überragende Leistung mit drei Gold-Medaillen über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x400-Meter-Staffel.
Schmutzige Tränen einer gefallenen Ikone
Dazu holte sie noch zwei Bronze-Medaillen, zum einen im Weitsprung, zum anderen mit der Staffel über 4x100-Meter.
Sieben Jahre später musste diese Leistung dann jedoch neu eingeordnet werden. Heute vor 17 Jahren, am 5. Oktober 2007 gab Jones erstmals öffentlich zu, das Dopingmittel Tetrahydrogestrinon eingenommen zu haben. Einige Tage später gab die US-Amerikanerin weiter zu, auch während den Olympischen Spielen 2000 illegale Substanzen verwendet zu haben. Ein Geständnis, das die Leichtathletik-Welt erschütterte.
Für Jones persönlich hatte ihr Fehlverhalten im Anschluss weitreichende Konsequenzen. Weil sie zuvor unter Eid zweimal ausgesagt hatte, dass sie nie gedopt hätte, wurde sie sogar zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Dazu wurden der heutigen 48-Jährigen sämtliche Medaillen von Sydney sowie die dazugehörigen Prämien entzogen. Ein Verlust, der auf 700.000 US-Dollar geschätzt wurde und den Leichtathletik-Star an den Rand des Bankrotts brachte.
Verletzungs-Rückschlag ebnete Erfolgsweg
Dabei begann die Karriere der Sprinterin zunächst märchenhaft. Jones, die auch für Belize hätte antreten können, spielte in ihrer Jugend neben Leichtathletik zusätzlich Basketball. Zwischen 1992 und 1996 legte sie den Fokus sogar eher weg von der Leichtathletik und widmete sich mit voller Konzentration dem Basketball.
Ein wahres Multitalent, denn auch im Basketball wusste Jones zu überzeugen. Sie setzte sich in der Division I in der National Collegiate Athletic Association (NCAA) durch. Dort konnte die 1,78 Meter große Spielerin die NCAA Division I Women‘s Basketball Championship gewinnen.
Auch wegen der Erfolge im Basketball schien es dann zunächst so, als wenn sie eher eine Profikarriere im Basketball anstreben könnte. Doch es sollte alles anders kommen: Aufgrund von einer Verletzung verpasste Jones die Olympischen Spiele 1996 in ihrem Heimatland. Ein herber Rückschlag, der sich als richtungsweisend herausstellen sollte. Mit 21 Jahren entschied sie sich den Basketball an den Nagel zu hängen und sich wieder auf ihre ursprüngliche Leidenschaft zu konzentrieren: die Leichtathletik.
Ein Schritt, der prompt Erfolge mit sich brachte. Bei der Leichtathletik-WM 1997 in Athen folgte Jones‘ erster Auftritt auf der größten internationalen Bühne, den sie mit Doppel-Gold über 100 Meter und mit der 4x100 Meter-Staffel krönte. Der Startschuss, der ihre Karriere anschließend so richtig ins Rollen brachte. Drei Jahre später setzte Jones die nächste Benchmark bei den Olympischen Spielen. Auf der Sprintstrecke war sie nicht zu schlagen. Darauf wurde sie 2000 neben Tiger Woods auch als Associated Press Athlete of the Year ausgezeichnet.
Der Druck steigt - erstmaliger Dopingverdacht
Ein Karriere-Anstieg der seinesgleichen suchte. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt schwebte der Dopingverdacht über der US-Amerikanerin. Ihr damaliger Ehemann, Kugelstoßer Cottrell J. Hunter, war wegen Dopings für die Olympischen Spielen in Sydney gesperrt worden. Auch deshalb wurde Jones von nun an vermehrt mit dem Dopingverdacht konfrontiert.
Nach der Leistungs-Explosion 2000 in Sydney konnte die Sprinterin nicht mehr an ihre Laufbestzeiten anknüpfen, ihre Leistungen nahmen rapide ab, im Verbund damit rissen die Doping-Vorwürfe nicht ab. Die Skepsis an ihren Erfolgen stieg immer weiter an und entlud sich im Juni 2006 mit einem heftigen Knall.
Bei einer üblichen Doping-Kontrolle wurde die zu dem Zeitpunkt 31-Jährige positiv auf Erythropoetin (EPO) getestet. Eine Substanz, welche die Bildung roter Blutkörperchen anregt und es dem Sportler ermöglicht, mehr Sauerstoff ins Blut aufzunehmen, wodurch die Leistung positiv beeinflusst wird. Die B-Probe der Leichtathletin gestaltete sich aber negativ, weshalb weiter die Unschuldsvermutung galt. Der Druck auf Jones stieg aber weiter und 2007 zerbrach sie schlussendlich an der Last.
Karriere 2.0: Prävention gegen Doping
Sie gestand, von ihrem Trainer Trevor Graham Dopingmittel verabreicht bekommen zu haben, mit denen sie „intensiver trainieren“ hätte können. Jones gab preis, auch bei Olympia 2000 derartige Substanzen konsumiert zu haben und kündigte unter Tränen an, ihre Medaillen zurückzugeben. Vor Gericht verriet Jones: „Ich habe im November 2003 gemerkt, dass Graham mir leistungssteigernde Mittel verabreicht hatte“.
Um Vergebung bittend und völlig aufgelöst entschuldigte sich die US-Amerikanerin: „Es tut mir leid, dass ich alle in vielen Sachen enttäuscht habe. Ich habe meine Familie, mein Land und mich selber hängen lassen.“
Jones muss sogar ins Gefängnis
Daraufhin überschlugen sich die Ereignisse: Der Leichtathletik-Weltverband sperrte die Sprinterin, entzog ihre die Medaillen und die ausgezahlten Preisgelder. Ein herber Schlag für Jones, die ein Großteil ihres Vermögens in Anwaltskosten gesteckt hatte und laut Los-Angeles-Times-Angaben zu dem Zeitpunkt ihrer Karriere nur noch ein Vermögen von 2000 US-Dollar aufweisen konnte.
Damit nicht genug: Jones hatte unter Eid zweimal ausgesagt, dass sie nicht gedopt eingenommen hätte. Diese Falschaussagen fielen ihr mit dem Geständnis auf die Füße und resultierten in sechs Monaten Gefängnisstrafe, die Jones zwischen März und September 2008 absaß.
Mit 33 Jahren kündigte sie das Ende ihrer Karriere an und zog sich ins Private zurück. Auf ihre Bitte um Vergebung folgten Taten: Mittlerweile hat Jones ihren Fehler eingesehen und versucht sich gegen Doping einzusetzen. Im Rahmen dessen reiste sie 2012 im Auftrag der Regierung durch die USA und erzählte Jugendlichen ihre bewegte Geschichte.