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Das Olympia-Idol, das zur Trans-Ikone wurde

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Das Olympia-Idol, das zur Trans-Ikone wurde

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Vom Olympia-Idol zur Trans-Ikone

Mit ihrer früheren Identität als Bruce war sie ein umjubelter „All American Hero“ des Sports. Inzwischen bewegt Caitlyn Jenner die Welt auf andere Weise.
Caitlyn Jenner gewann als Bruce Jenner 1976 Olympia-Gold im Zehnkampf
Caitlyn Jenner gewann als Bruce Jenner 1976 Olympia-Gold im Zehnkampf
© IMAGO/WEREK
Mit ihrer früheren Identität als Bruce war sie ein umjubelter „All American Hero“ des Sports. Inzwischen bewegt Caitlyn Jenner die Welt auf andere Weise.

Olympiasieger. Umjubelter „All-American Hero“ des Sports während des Kalten Krieges. Hollywood-Schauspieler. Rennfahrer. Geschäftsmann. Vater von Kylie Jenner. Stiefvater von Kim Kardashian. Eine Frau im Körper eines Mannes. Ikone der Transgender-Bewegung. Ein Mensch mit vielen Facetten und Widersprüchen.

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Caitlyn Jenner, ehemals Bruce Jenner, feiert am Montag ihren 75. Geburtstag - und kann auf ein Leben wie kein anderes zurückblicken.

Als Bruce Jenner ein amerikanischer Olympia-Held

Geboren am 28. Oktober 1949 im Städtchen Mount Cisco in New York und am College wegen einer Verletzung vom Footballer zum Zehnkämpfer umgeschult erlebte Jenner 1972 in München den ersten Schlüsselmoment der Sportlaufbahn.

Als junger Nachwuchsathlet belegte Jenner bei Olympia 1972 Platz 10 im Zehnkampf und fand Inspiration in dem überlegenen Sieger Mykola Awilow aus der UdSSR (2022 wegen des russischen Kriegs gegen seine ukrainische Heimat nach Deutschland geflüchtet). „Zum ersten Mal wusste ich, was ich von meinem Leben haben wollte und dieser Typ hatte es“, sagte Jenner später ESPN: „Ich habe um Mitternacht mein Training begonnen, bin durch die Straßen von München gelaufen. Ich habe von da bis 1976 in Montréal jeden Tag trainiert, sechs bis acht Stunden pro Tag, 365 Tage pro Jahr.“

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Was der Lohn der Mühe war, weiß jeder, der Jenners Geschichte kennt: Jenner entwickelte sich zum Weltrekord-Athleten, holte in Kanada vor seinem westdeutschen Rivalen Guido Kratschmer und Titelverteidiger Awilow Gold mit 8618 Punkten. Es war ein Triumph, der Jenner zum enorm beliebten Volkshelden machte - speziell auch deshalb, weil er die Königsdisziplin der Leichtathletik von den Sowjets zurückeroberte.

Schon vor den Spielen hatte Jenner beschlossen, im Anschluss an Olympia seine Karriere zu beenden. Die zweite Laufbahn in der Entertainment-Branche begann.

Zweite Karriere in Hollywood

Der telegene Vorzeigeathlet bekam unzählige Angebote aus der Film-, Fernseh- und Werbe-Industrie, trat auf als Motorrad-Cop in „CHiPs“ und Verdächtiger in „Mord ist ihr Hobby“. Auch für die Rolle als „Superman“ war Jenner im Gespräch, bevor Christopher Reeve den Zuschlag bekam. Auch eine kurze Karriere als GT-Rennfahrer und diverse Geschäftsunternehmungen gehören zu Jenners Vita.

Seit 2007 war Jenner omnipräsent in der Reality-Serie „Keeping up with the Kardashians“ - Jenner war in dritter Ehe verheiratet mit Kris Kardashian, der Matriarchin des berühmten Familienclans.

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Jenners Leben abseits der Bühne ist bewegt und teils tragisch überschattet: Kurz nach dem Olympiasieg 1976 kam der kleine Bruder Burt bei einem Autounfall ums Leben, Anfang 2015 war auch Bruce in einen tragischen Autounfall verwickelt, bei dem eine Frau starb. Wenige Wochen später rückte Jenner mehr denn je in den Blickpunkt der amerikanischen und weltweiten Öffentlichkeit.

Caitlyn Jenner: Eine komplexe Ikone

In einem großen Interview mit ABC enthüllte Jenner ihre Transgender-Identität, sie kämpfe seit ihrer Jugend mit Geschlechterinkongruenz, der Nicht-Identifikation mit ihrer zugewiesenen Identität als Mann: „Ich bin in jeder Hinsicht eine Frau.“ Einige Monate später gab Jenner ihren neuen Namen bekannt: „Call me Caitlyn“, grüßte sie vom Cover des Magazins Vanity Fair, abgelichtet von Star-Fotografin Annie Leibovitz.

Jenners öffentliche Verwandlung (Anfang 2017 folgte die operative Angleichung) war und ist ein Meilenstein für das öffentliche Bewusstsein und Verständnis der komplexen Materie Transgeschlechtlichkeit. Jenner wurde zur weltweit wohl bekanntesten Transperson und -aktivistin - wobei ihre Positionen auch innerhalb der Community umstritten sind.

So sehr Jenner für das, was sie ist, von gestrigen Geistern angegriffen wird: Sie selbst sieht sich als konservativ, wählt Donald Trump, tritt regelmäßig bei Fox News auf, ist auch gegen die Teilnahme von als Männern geborenen Transfrauen im Frauensport - und stellte sich deswegen in einer vielbeachteten Kontroverse auch gegen Trans-Schwimmerin Lia Thomas.

Caitlyn Jenner war und ist keine Frau, die sich in Schubladen einfügen mag.