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Leichtathletik-Ikone: Für Leistung muss man sich fast schämen

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Leichtathletik-Ikone: Für Leistung muss man sich fast schämen

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Diskus-Ikone mit düsterer Prognose

Olympiasieger Robert Harting fordert eine Reform in der deutschen Leichtathletik-Szene und prophezeit eine Krise. Der Diskuswerfer ist bereit, mit anzupacken und kritisiert die gesellschaftliche Entwicklung.
Diskus-Olympiasieger Robert Harting macht sich in Zeiten der Corona-Pandemie große Sorgen um die Leichtathletik.
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Olympiasieger Robert Harting fordert eine Reform in der deutschen Leichtathletik-Szene und prophezeit eine Krise. Der Diskuswerfer ist bereit, mit anzupacken und kritisiert die gesellschaftliche Entwicklung.

Vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris hat sich der ehemalige Diskuswerfer Robert Harting für eine Reform in der deutschen Leichtathletik-Szene ausgesprochen. Als Anlass dienen ihm die schlechten Ergebnisse der letzten Olympischen Spiele in Tokio und die Medaillen-Nullnummer bei der WM in Budapest, wenngleich die EM in Rom ein wenig Hoffnung gemacht habe.

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Harting ist der Meinung, dass die deutschen Athleten in Paris nicht mehr Medaillen als in Tokio, wo es einmal Gold und zweimal Silber gab, holen - „wobei ich mich natürlich sehr freuen würde, wenn ich falsch liegen würde“, wie er in seinem Gastkommentar bei Sports Illustrated erklärte.

Den Tiefpunkt, durch den endlich grundlegende Veränderungen angestoßen werden können, sieht er allerdings erst in vier Jahren. „Ich denke, dass wir erst 2028 wirklich die sportliche Talsohle erreichen werden. Das wären noch vier weitere Jahre, bis wirklich alle verstanden haben dürften, dass es an der Zeit ist für tiefgreifende Makroveränderungen“, meinte Harting.

Leistungsprinzip muss wieder mehr Relevanz bekommen

Grundsätzlich fordert der 39-Jährige in der Ausbildung wieder einen erhöhten Fokus auf das Leistungsprinzip. „Wenn wir jetzt zum Beispiel die Bewertungen bei den Bundesjugendspielen abschaffen wollen, geht das für mich in die falsche Richtung“, betont der mehrfache Welt- und Europameister.

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„Wie in jedem Bereich der Gesellschaft muss man auch im Sport dem Nachwuchs das Leistungsprinzip näherbringen, man muss es vorleben und der gesamten Gesellschaft den Sinn aufzeigen, welch positive Veränderungen man als Mensch durch den Sport erlebt.“

Da muss man sich schon fast für schämen

„Leistung ist bei uns schon fast zu etwas verkommen, für das man sich schämen muss, wenn man darüber auf der Straße spricht“, zeigte sich Harting unzufrieden: „Wer sagt denn heute noch, dass man der Beste sein will? Mir fehlt die Selbsterkenntnis, dass wir eine Politik der Ideologie betreiben, die sich sehr stark an Minderheiten, an den Schwächen orientiert.

Das ist zwar moralisch begrüßenswert und grundsätzlich zu würdigen – aber sich um die Schwachen zu kümmern darf dabei auch nicht ausschließen, dass wir ebenso die Stärksten fördern.“

DLV-Strukturen brauchen Veränderung - Harting erklärt sich bereit

Dennoch sei der für ihn in den Hintergrund gerückte Aspekt des Leistungsprinzips nur ein Teil des existierenden Problems. Reformationsbedarf bestehe für ihn auch bei den Strukturen des DLVs. „Wir können froh sein, dass es die Förderung in der Leichtathletik überhaupt gibt. Aber Fakt ist, dass 60 bis 70 Prozent der Fördergelder, die wir haben, für die Strukturen im Leistungssport ausgegeben werden. Strukturen, die in der Leichtathletik nachweislich keine Medaillen mehr produzieren“, kritisierte Harting.

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Harting würde mit anpacken

Deshalb müsse man den „Apparat verschlanken, digitalisieren, auch Leistungsparameter auf der Ebene der Sportführung einführen“, fordert der Ex-Diskuswerfer, der sich selbst für Hilfe bereit erklärte. „Ich stünde bereit, daran mitzuarbeiten, dass sich in der deutschen Leichtathletik etwas verändert.“

„Am besten sollte man das im Team angehen, als Doppelspitze oder Triumvirat“, lauteten die strukturellen Vorschläge vor Harting, der abschließend klarstellte: „Auch im Sport ist es Zeit für eine Zeitenwende.“