Jaroslawa Mahutschich riss jubelnd die Arme hoch, ungläubig schlug sie die Hände vor das Gesicht. Die Ukrainerin konnte es nicht fassen. 2,10 m. Weltrekord im Hochsprung. Im ersten Versuch. „Ich fühle mich fantastisch, denn es war ein unglaublicher Sprung“, sagte Mahutschich.
Aus dem Bunker zum Weltrekord
Es war nicht irgendein Weltrekord, den die 22-Jährige da in Paris um einen Zentimeter verbessert hatte. Die alte Bestmarke von Stefka Kostadinowa hielt 37 Jahre. Aber Mahutschich ist ja auch nicht irgendeine Hochspringerin, seit dem Angriff Russlands auf ihre Ukraine ist sie zum sportlichen Gesicht des Widerstandes aufgestiegen.
„Ich gebe alles für mein Land“, sagte Mahutschich mit der Flagge der Ukraine um den Schultern, ihren Lidschatten hatte die Weltmeisterin auch wieder in Gelb-Blau gezogen. Mit ihren Gedanken ist Mahutschich bei jedem Sprung in der Heimat, „bei all den Ukrainern, die mein Mutterland verteidigen“, sagte sie einmal.
„Wir kämpfen weiter“
„Es ist wirklich schwer, wirklich schlimm“, sagte Mahutschich nach ihrem Sprung in die Geschichtsbücher: „Leider haben mich mehr als zwei Jahre Krieg mental stärker gemacht, als ich es vorher war.“
Sie will der Welt unbedingt zeigen, dass „wir, die Ukraine, eine Nation sind. Und wir kämpfen weiter.“
Fast hätte Mahutschich den russischen Überfall nicht überlebt - wie so viele ihrer Landsleute. Seit dem 24. Februar 2022, „4.30 Uhr morgens“ - sie weiß es noch genau - ist ihr Leben nicht mehr dasselbe.
Es folgten „Stunden der totalen Panik“, wie die Welt- und Europameisterin einmal erzählte: „Explosionen, Brände und Luftschutzsirenen“. Doch ihr gelang noch die Flucht mit dem Auto aus Dnipropetrowsk.
Und nun gelang Mahutschich Historisches an der Seine. Und schonbald will sie bei Olympia in Paris die Ukraine wieder stolz machen: „Ich freue mich drauf.“