Kurz vor Mitternacht war das Chaos um das vermeintliche EM-Gold für Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause perfekt.
Protest-Chaos um Krause klärt sich
Die deutsche Spitzenathletin lief bei den Leichtathletik-Titelkämpfen in Rom nach 3000 Metern in 9:18,06 Minuten zwar als Zweite ins Ziel, danach wurde ihr wegen eines Regelverstoßes von Finot zwischenzeitlich nachträglich der Titel zugesprochen. Nach einem Protest der Franzosen ging die Goldmedaille ging zurück an die Französin Alice Finot (9:16,22). Bronze ging an Elizabeth Bird (Großbritannien/9:18,39).
Wie DLV-Sportvorstand am Montagmorgen klargestellt hat, gab es keinen Protest aus dem deutschen Lager, ein Schiedsrichter hätte das Rennen von sich aus neu bewertet. Das Hin und Her tue ihm „sehr leid“.
Krause erkannte Finots Sieg an, schrieb bei Instagram: „Gold hätte sich zu keinem Zeitpunkt richtig angefühlt.“
Finot begeht Regelbruch
Finot hatte - wie TV-Bilder belegen - nach dem Wassergraben mehrfach die weiße Linie neben der Innenbahn betreten. Dies stellt einen eindeutigen Regelbruch dar.
Die ursprünglich für Sonntagabend geplante Siegerehrung wurde verschoben, um 0.25 Uhr gab der französische Leichtathletik-Verband Finot via X als Europameisterin bekannt. Auch der DLV hat auf seinen offiziellen Kanälen mittlerweile anerkannt, dass es bei Silber für Krause bleibt. „Das Top-Resultat von heute sind wir euch noch schuldig: SILBER. Und damit gute Nacht und bis morgen“, schrieb der Verband gegen 1 Uhr auf Instagram.
Für den ARD-Experten und ehemaligen Zehnkämpfer Frank Busemann war die moralische Lage umgehend klar: „Ich finde es sportlich nicht korrekt, sie zu disqualifizieren.“ Auch Olivia Gürth, die als Elfte ins Ziel kam, sagte zu SPORT1, dass sie einen Protest nicht gutheiße, weil der Verstoß immer mal passieren könne. Andererseits wäre ein Protest des DLV im Zweifel richtig gewesen, weil man nicht einfach aus Großmut auf eine Goldmedaille verzichten könne.
Meyer enttäuscht
Lea Meyer, vor zwei Jahren in München überraschende Zweite, wurde Neunte (9:27,85), Krauses Vereinskollegin Gürth aus Trier (9:31,98) landete auf Rang elf.
Meyer zeigte sich bei SPORT1 über ihr Abschneiden frustriert: „Die Enttäuschung ist einfach da und das ist einfach nicht das, wie ich mich präsentieren will und auch muss. Also von heute kann man absolut nichts Positives ziehen. Da muss man schon ehrlich sein.“
Dritte Medaille für den DLV
Für Krause ist ihr Silber die vierte EM-Medaille nach ihren Triumphen 2016 und 2018 sowie Bronze 2012.
Krauses Medaille ist nach den Bronzemedaillen von Amanal Petros (Halbmarathon) und Yemisi Ogunleye (Kugelstoßen) die dritte deutsche Einzelmedaille bei der Europameisterschaft. Zudem holten am Sonntagvormittag die Halbmarathon-Teams Silber (Frauen) und Bronze (Männer).
Dass mit Krause zu rechnen ist, war schon vor der Europameisterschaft absehbar gewesen. Bei ihrem ersten großen Wettkampf nach der Geburt von Tochter Lola im Vorjahr knackte die zweimalige WM-Dritte gleich die Norm für die Olympischen Sommerspiele in Paris - ihr übergeordnetes Ziel in diesem Jahr.
Im Rennen bewies die 31-Jährige einmal mehr ihr taktisches Können, war stets in Tuchfühlung zur Spitze, ohne selbst Körner als Tempomacherin zu vergeuden. In der zog sie das nun höhere Tempo mit. Am Ende war lediglich Französin Finot (9:16,22) schneller, das half ihr allerdings nichts. Krauses Tochter und ihr Partner verfolgten den starken Auftritt daheim vom Sofa.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)