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Leichtathletik-Star Ogunleye: Kreuzbandriss als Wendepunkt zum Guten

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Leichtathletik-Star Ogunleye: Kreuzbandriss als Wendepunkt zum Guten

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Kreuzbandriss als Wendepunkt

Mit ihrer Silbermedaille bei der Hallen-WM setzt Yemisi Ogunleye ein Ausrufezeichen. Bei SPORT1 erzählt sie von trüben Tagen - und warum ausgerechnet eine schwere Verletzung die deutsche Kugelstoßerin auf den Erfolgsweg führte.
Yemisi Ogunleye bei der Hallen-WM in Glasgow
Yemisi Ogunleye bei der Hallen-WM in Glasgow
© IMAGO/Xinhua
Mit ihrer Silbermedaille bei der Hallen-WM setzt Yemisi Ogunleye ein Ausrufezeichen. Bei SPORT1 erzählt sie von trüben Tagen - und warum ausgerechnet eine schwere Verletzung die deutsche Kugelstoßerin auf den Erfolgsweg führte.

Als Yemisi Ogunleye die Kugel bei der Hallen-WM in Glasgow in ihrem ersten Versuch aus dem Ring stieß, geriet ihre Welt für eine kurze Zeit aus den Fugen. 20,19 Meter stand auf der Anzeigetafel und für einen Moment starrte sie fassungslos auf die Zahlen.

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Mal eben den Hausrekord um 63 Zentimeter gesteigert und die Aussicht auf eine unverhoffte Medaille – kein Wunder, dass sie später sagte, dieser Augenblick sei „surreal“ gewesen.

Am Ende verpasste sie zwar um läppische drei Zentimeter den WM-Triumph, doch das tat ihrer unbändigen Freude keinen Abbruch.

Zwei Kreuzbandrisse führen zu Zweifeln

Eine gute Woche ist das nun her - Zeit also, um alles sacken zu lassen und sich für die zahllosen Glückwünsche, die ihr Smartphone „explodieren“ (O-Ton Ogunleye) ließen, zu bedanken. Und gleichzeitig auch, die Dinge einzuordnen.

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„Es ist natürlich schön, dass sich so viele Leute mit einem freuen“, erzählt sie im Gespräch mit SPORT1. „Aber ich bin auch ehrlich und weiß, dass sich 70 Prozent der Leute nicht mehr melden, wenn es vielleicht mal nicht mehr so läuft.“

Dass Ogunleye auch im bislang größten Moment ihrer Karriere buchstäblich die andere Seite der Medaille im Blick hat, könnte auch an früheren Tagen in ihrem Sportlerleben liegen.

Karriere stand auf der Kippe

Weil sie sich als Jugendliche zweimal einen Kreuzbandriss zuzog, stand ihre Karriere damals auf der Kippe, auch weil sich der DLV (Deutscher Leichtathletik-Verband) nicht wirklich für sie interessierte.

„Ich war mitten im Studium und hatte noch nicht die finanzielle Absicherung“, erinnert sie sich. „Durch den Verband habe ich nicht die erhoffte Rückmeldung bekommen – und das hat mich ein bisschen ins Zweifeln gebracht.“

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Beim DLV habe man sie fast schon gleichgültig behandelt, bedauert sie. „Ich hatte das Gefühl, dass es vom Verband nicht das große Interesse gab, ob ich jetzt aufhöre oder nicht. Die Bundestrainer haben nie gesagt: ‚Du kannst 19 Meter stoßen‘ - das hat mir einfach gefehlt.“

„Wie willst du dein Leben so weiterleben?“

Die Zweifel hätten sich verfestigt, nachdem sie eine Absage von der Landespolizei wegen ihres Kreuzbandrisses bekommen habe. „In dieser Phase habe ich abgewogen: ‚Okay. Bist du jetzt bereit, weitere Opfer zu bringen und den Weg zu gehen?‘ Da macht man sich halt schon Gedanken, wenn man 20 Jahre alt ist und darüber hinaus. Wie willst du dein Leben so weiterleben?“

Die Gedanken, die sie damals mit ihrer Trainerin Iris Manke-Reimers teilte, führten letztlich zum Entschluss, weiterzumachen. „Ich wusste in meinem Herzen, wenn ich zurückschaue und dann nicht den Weg gegangen wäre und es probiert hätte, hätte ich es sehr wahrscheinlich bereut“, blickt Ogunleye auf die schweren Tage zurück. Geholfen habe auch ihre Anstellung bei der Bundeswehr.

Dass sie nun mit 25 Jahren plötzlich zur Weltspitze gehört, lag an mehreren glücklichen Fügungen, zu denen am Ende sogar der zweite Kreuzbandriss gehörte. Weil ihr Knie die Belastung des Angleitens nicht mehr standhielt, musste sie zwangsweise auf die Drehstoßtechnik umsteigen – es war der Startschuss in eine Erfolgsstory mit dem vorläufigen Höhepunkt von Glasgow.

Drehstoß? „Wir sind sehr hinterher, was das angeht“

„Damals weiß ich noch, wie ich ungläubig zu meiner Trainerin gesagt habe: ‚Iris, ich werde den Weg weitergehen, jetzt sind unser Ziel die Olympische Spiele‘“, erinnert sie sich. „Aber ich habe das so im Unglauben gesagt, das weiß ich noch wie gestern.“

Also packte sie die Chance beim Schopf, stellte ihr neues Trainerteam zusammen und legte los. „Okay, wie kommen wir dahin?“, fragte sie sich. „Wir brauchen Unterstützung, was die Reha für mein Knie angeht, weil ich da einfach Probleme hatte, sogar im Alltag lange zu laufen.“

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Daneben galt es vor allem, die Umstellung zur Drehstoßtechnik hinzubekommen – hierzulande kein einfaches Unterfangen. „Drehstoß war sehr lange in Deutschland ein bisschen abgelehnt worden“, sagt die Athletin der MTG Mannheim. „Wir sind sehr hinterher, was das angeht, und haben ein bisschen den Sprung verpasst.“

Weil der Drehstoß auch für ihre Trainerin „nicht das Spezialgebiet gewesen ist, haben wir uns da einen Profi (Artur Hoppe; Anm. d. Red.) reingeholt. Es dauerte einige Zeit, bis sich erste Erfolge einstellten, zudem gab es immer wieder kleinere Rückschläge“.

Auf einmal machte es Klick

Noch vor 15 Monaten wusste Ogunleye nicht, ob ihr Olympia-Traum nicht doch eine Träumerei bleiben würde.

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„Das hat damals im Winter noch nicht so ganz gefruchtet und dann kommen natürlich wieder die Zweifel“, sagt die gebürtige Pfälzerin, die vor allem dank ihres Glaubens durchhielt. „Ich musste dranbleiben, hatte eine tiefe Zuversicht und dachte mir: ‚Okay, Gott hat mich für einen bestimmten Grund hierhergebracht. Du machst jetzt weiter und wirst die Früchte ernten von dem, was du jetzt säst.‘“

Dann machte es auf einmal klick - und die deutsche Kugelstoßerin hatte im wahrsten Sinne des Wortes den Dreh raus: Im Sommer 2023 stieß sie erstmals über 19 Meter, in Glasgow fiel sogar die 20-Meter-Schallmauer.

Vier Monate vor den Olympischen Spielen hat Yemisi Ogunleye die Fahrkarte nach Paris endgültig in der Tasche - und lebt ihren Traum: „Jetzt stehe ich hier und kann es gar nicht fassen.“