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Leichtathletik: Weitsprung-Revolution mit Folgen für Mihambo?

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Leichtathletik: Weitsprung-Revolution mit Folgen für Mihambo?

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Weitsprung-Revolution mit Folgen?

Im Weitsprung bahnt sich offenbar ein radikaler Umbruch der Grundsätze des Wettkampfes an. Die deutschen Weitsprung-Stars Malaika Mihambo und Simon Batz äußern bei SPORT1 ihre Meinung zur möglichen Regel-Revolution.
Für Malaika Mihambo würde sich mit neuen Weitsprung-Regeln einiges ändern
Für Malaika Mihambo würde sich mit neuen Weitsprung-Regeln einiges ändern
© IMAGO/Chai v.d. Laage
Im Weitsprung bahnt sich offenbar ein radikaler Umbruch der Grundsätze des Wettkampfes an. Die deutschen Weitsprung-Stars Malaika Mihambo und Simon Batz äußern bei SPORT1 ihre Meinung zur möglichen Regel-Revolution.

Kommt es zu einer Revolution in der Leichtathletik? Wie aus einem Bericht der Daily Mail hervorgeht, wird der Weltverband World Athletics im laufenden Jahr eine radikale Änderung im Weitsprung testen.

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Seit jeher wird die gesprungene Distanz ab der hinteren Kante des Absprungbalkens vermessen. Aus diesem Grund verschenken Athleten regelmäßig wichtige Zentimeter vor dem Absprung oder übertreten den Balken bei einem ungültigen Versuch. Nun soll der Balken künftig durch eine größere Absprungzone ersetzt werden.

Im Podcast „Anything But Footy“ erklärte Jon Ridgeon, Geschäftsführer von World Athletics, die Idee, die dahinter steckt: „Wir versuchen, die Wettbewerbe anzugehen, die vielleicht weniger populär sind. Wie können wir sie populärer, spannender und interessanter machen?“

Ridgeon: „Bei den Weltmeisterschaften in Budapest (im vergangenen August, Anm. d. R.) waren ein Drittel aller Sprünge ungültig. Das funktioniert nicht. Das ist Zeitverschwendung.“

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Mihambo: „Auf eine Art wäre es fairer“

Durch die Regel-Revolution würde künftig die absolute Weite ab dem individuellen Absprungpunkt der Weitspringer gemessen werden. Ungültige Sprünge würden wohl zu einer Rarität werden.

Der deutsche Weitsprung-Star Malaika Mihambo könnte von dieser Änderung profitieren. Eine olympische Goldmedaille, zwei WM-Siege, ein EM-Erfolg und sieben deutsche Meisterschaften stehen bereits auf dem Konto der Vorzeigeathletin. Erst vor wenigen Tagen holte Mihambo zudem bei den Hallenmeisterschaften ihren siebten nationalen Titel in Folge.

Dennoch hatte Mihambo in der Vergangenheit immer wieder mit ungültigen Sprüngen zu kämpfen oder verschenkte entscheidende Zentimeter vor dem Brett. Meistens rettete sich die 30-Jährige dann doch noch, als es in den wichtigen Momenten darauf ankam.

Bezüglich der Idee von World Athletics zeigt sich die gebürtige Heidelbergerin zwiegespalten. „Beide Formen haben ihre Berechtigung, wobei die Frage besteht, ob man sich auf die relative Weite fokussieren möchte oder die absolute“, erklärt Mihambo, die auch bei den Olympischen Spielen in Paris zu den großen Favoritinnen zählt, bei SPORT1.

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Stabiler Anlauf vs. maximale Leistung

„Beim Sprung vom Brett wird die technische Komponente des stabilen Anlaufes unterstrichen. Beim Sprung aus einer Zone wird die maximale Leistung in den Vordergrund gestellt, die besser erreicht werden kann, wenn der konstante Anlauf weniger im Vordergrund steht“, wägt Mihambo ab. „Auf eine Art wäre es fairer, denn das absolute Leistungsvermögen rückt so in den Mittelpunkt.“

Auch die deutsche Nachwuchshoffnung Simon Batz äußert bei SPORT1 eine geteilte Meinung zu der Thematik. „Auf der einen Seite ist es schon so, dass viele Athleten mehr Risiko gehen würden, wenn dieser Balken nicht mehr vorhanden wäre, weil die Chance auf einen ungültigen Sprung wahrscheinlich nicht mehr so hoch wäre“, folgert der 21-Jährige.

Auf der anderen Seite würde sich „auch die ganze Sportart verändern“, da Batz vermutet, dass die bestehenden Rekorde in Kürze reihenweise fallen könnten - kein Wunder, ohne verschenkte Zentimeter am Balken.

„Ich glaube, man muss einfach abwarten, wie es dann tatsächlich bei den Tests abläuft. Ob es sinnvoll ist oder nicht“, findet Batz, der sich bei einem Meeting in Lyon vor wenigen Wochen auf 8,18 Meter steigerte - die beste deutsche Weite seit fast 15 Jahren.

Innovation bleibt diskutabel

Fest steht: Das Wesen des Weitsprungs würde sich grundsätzlich ändern. Die Fähigkeit eines optimal auf das Brett abgepassten Absprungs ist seit jeher ein wesentliches technisches Element des Sports. Generationen von Weitspringern feilten an ihren Anläufen, um möglichst wenige Zentimeter herzuschenken - dies alles wäre durch die Abschaffung des Absprungbalkens passé.

Vor den Bildschirmen würde zudem ein Servicetool wegfallen: Die virtuelle Linie des oder der Führenden wäre hinfällig, da es keinen Anfangsmesspunkt mehr gäbe, der für alle gültigen ist.

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Auf der anderen Seite könnte die deutliche Reduzierung an ungültigen Sprüngen für einen erheblichen Spannungsanstieg sorgen. Statt einer Vielzahl an Fehlversuchen würde die tatsächliche Leistungsfähigkeit der jeweiligen Athleten an Relevanz gewinnen. Alleine durch den wegfallenden Druck, den Balken optimal zu treffen und bloß nicht zu übertreten, bestünde die Möglichkeit sich voll und ganz auf den tatsächlichen Sprung zu konzentrieren.

Der Charakter der Wettkämpfe würde sich ändern unter den neuen Voraussetzungen: Man denke etwa das legendäre WM-Duell zwischen Mike Powell und Carl Lewis 1991, in dem der beim Absprung risikofreudigere Powell den konstanteren Lewis mit dem Weltrekord-Satz von 8,95 übertrumpfte - zwischen zwei ungültigen Versuchen.

„Werden nicht aus einer Laune heraus etwas einführen“

World-Athletic-Chef Ridgeon glaubt, dass die veränderten Regeln zum Besten des Sports wären: „Das erhöht die Gefahr und die Dramatik des Wettkampfs. Gleichzeitig arbeiten wir an Möglichkeiten, um sofortige Ergebnisse zu erhalten, so dass man nicht 20 bis 30 Sekunden warten muss, bis das Ergebnis angezeigt wird. Wir bekommen es sofort“

Man werde dieses Jahr damit verbringen, „es unter realen Bedingungen mit sehr guten Athleten zu testen“, kündigt Ridgeon an. „Wenn es die Tests nicht besteht, werden wir es nicht einführen. Wir werden nicht aus einer Laune heraus etwas einführen, nur weil einer von uns denkt, dass es eine gute Idee ist.“

Sollten in der Testphase vielversprechende Ergebnisse herausspringen, könnte es 2026 zu einer Einführung auf internationalem Niveau kommen. Ob Mihambo bis dahin noch ihre Karriere fortsetzt und tatsächlich profitieren würde, steht allerdings auf einem anderen Blatt.