Es war ein Wurf für die Geschichtsbücher, als Max Dehning bei den Deutschen Meisterschaften im Winterwurf in Halle eine Weite von 90,20 Metern im Speerwurf erzielte. Erst als sechster Deutscher knackte Dehning die 90-Meter-Schallmauer und pulverisierte damit seine eigene Bestmarke - nie zuvor hatte er über 80 Meter geworfen.
„Das gab es meines Wissens noch nie“
Mit diesem Coup überbot der 19-Jährige auch die U23-Rekordmarke von Bundestrainer Boris Obergföll (damals: Boris Henry) aus dem Jahr 1995 um 1,74 Meter. Ein Wurf reichte Dehning, um aller Voraussicht nach auch die Tickets für die Saisonhighlights in Rom (EM) und Paris (Olympia) zu lösen.
Im SPORT1-Interview spricht Dehning über die Hintergründe des Rekordwurfs und seine Verwunderung beim anschließenden Blick auf die Anzeigetafel.
SPORT1: Herr Dehning, Gratulation zu diesem Wurf. Wussten Sie bereits beim Verlassen des Speers aus der Hand, dass der Wurf so gut ist?
Max Dehning: Also ich hätte nicht gedacht, dass das 90 Meter sind. Ich habe dann gehört, dass der Wurf etwas mit 90 ist, aber ich dachte, die 90 wäre hinter dem Komma. Ich muss das erst mal alles verarbeiten. Der zweite war auch sechs Meter über meiner Bestleistung.
SPORT1: Hat sich diese Weite im Training schon angekündigt. Oder waren eher 80 Meter realistisch?
Dehning: Im Training habe ich auch schon weit geworfen. Zwar nicht so weit, aber 80 habe ich da auch geschafft. Zudem habe ich vergangene Woche vier Tage krank im Bett gelegen und musste mich erholen. Ich habe danach nur eine Einheit absolviert, und da sah es auch nicht so blendend aus - es hat gar nichts mehr geklappt.
Dehning: „Das gab es meines Wissens noch nie“
SPORT1: Sie sind der erste Mensch der Welt, der die 80 Meter ausgelassen hat und direkt über 90 geworfen hat…“
Dehning: Stimmt, die 80 habe ich ausgelassen. Das gab es meines Wissens noch nie. Den Europarekord (U23, Anm. d. Red.) hab ich. Und den Weltrekord, auch wenn es keinen offiziellen gibt, hab ich um vier Zentimeter auch überworfen. Auch die Olympia- und EM-Norm habe ich nun geschafft – alles mit einem Wurf.
SPORT1: Waren die Bedingungen bei diesem einen Wurf besonders gut?
Dehning: Ich habe ich gar nicht auf die Bedingungen geachtet. Es war schönes Wetter mit Sonne und Seitenwind. Sonst hätte ich vielleicht nicht so weit geworfen.
„Die Großen haben jetzt auch ein bisschen Schiss“
SPORT1: Das war jetzt ein richtiges Ausrufezeichen - auch in Richtung der Arrivierten…
Dehning: Ich glaube, die Großen haben jetzt auch ein bisschen Schiss. Die sehen, dass da etwas nachkommt.
SPORT1: Wie sieht denn jetzt ihre weitere Saisonplanung aus?
Dehning: In zwei Wochen geht es nach Portugal zum Europacup. Danach geht es in die Vorbereitung auf die Sommersaison nach Portugal und noch nach Belek ins Trainingslager.
SPORT1: Bei der EM in Rom und bei den Olympischen Spielen in Paris sind Sie sicher dabei. Da müssten schon drei Werfer besser sein ...
Dehning: „Ja, es müssten schon drei andere Deutsche weiter werfen als ich - dann wäre ich für Paris nicht mehr gesetzt.“