Neue Entwicklung im Fall der unter Dopingverdacht stehenden Leichtathletin Sara Benfares!
Benfares: NADA greift durch
Der 22-Jährigen drohen neben einer Wettkampfsperre nun auch strafrechtliche Konsequenzen. Die Nationale Anti Doping Agentur NADA hat bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken Strafanzeige gegen die Mittelstreckenläuferin erstattet. Das berichtet der Saarländische Rundfunk am Mittwochabend.
Der früheren WM-Teilnehmerin war bei einer Dopingkontrolle in einer Probe EPO und Testosteron nachgewiesen worden. Benfares, die für den LC Rehlingen läuft, ist seit 2022 für Deutschland startberechtigt, zuvor war sie dies für Frankreich. Bei der WM 2022 in Eugene war die frühere deutsche U23-Meisterin im Vorlauf über 5000 m ausgeschieden.
NADA zeigt Benfares an
Die NADA und der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatten Benfares nach Bekanntwerden der positiven Probe suspendiert - sollte sich der Verdacht bestätigen, droht ihr als Ersttäterin eine Vierjahressperre. Bei einem Verstoß gegen das Anti-Doping-Gesetz könnte Benfares mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren belegt werden.
Bemerkenswert: Zuvor hatte das französische, auf Doping-Themen spezialisierte Leichtathletik-Portal Spe15 unter Berufung auf Saras Vater Samir Benfares berichtet, dass hinter dem Fall etwas anderes stecke als bislang bekannt: Die 22 Jahre alte Mittelstreckenläuferin habe Knochenkrebs, ihre Positivtests auf den Blutbeschleuniger EPO und Testosteron seien mit therapeutischer Medikation zu erklären.
Vater Samir: Sara Benfares hat Knochenkrebs
Verbirgt sich hinter der Geschichte also in Wahrheit ein tragisches Drama? Nach Angaben von Vater Samir sei Benfares im vergangenen August mit Knochenkrebs diagnostiziert worden. Eine Serie von insgesamt zehn Ermüdungsbrüchen hätten ihre Ärzte auf diese Spur gebracht.
Testosteron und EPO sei ihr dann ärztlich verschrieben worden: Testosteron zur Stärkung der geschwächten Knochen, EPO, um einen gefährlichen Blutvolumenverlust infolge einer Chemotherapie zu behandeln. Benfares‘ Hämatokritwert sei auf 27 gesunken, ein „deutscher Spezialist, der sie begleitet hat“, habe ihr daher EPO verschrieben, so Spe15.
Benfares wurde am 30. September positiv getestet, die rätselhafte Frage lautet nun: Wann, wie und warum ist der Informationsfluss so geflossen, dass ihre Krankheitsgeschichte erst am Tag nach der Enthüllung des Falls ans Tageslicht kommt?
„Der Arzt hat mir von EPO und Testosteron erzählt“
Nach Darstellung von Spe15 hat Sara Benfares erst nach ihrem Positivtest Schritte unternommen, dass die deutsche Anti-Doping-Agentur NADA „ihre Krankenakte berücksichtigt“. Sie sei dann dreimal in der NADA-Zentrale in Bonn gewesen, „ihr behandelnder Arzt begleitete sie, um den Zusammenhang zu erklären“.
Warum aber gab es bei den handelnden Personen nicht schon vorher Klarheit über die Erkrankung von Benfares, die in Deutschland Pharmazie studiert und seit 2021 nach einem Zerwürfnis mit dem Verband ihres Geburtslands Frankreich für den Deutschen Leichtathletik-Verband startet?
Vater Samir Benfares - selbst ehemaliger Mittelstreckenläufer und zweimaliger französischer Meister über 1500 Meter - wird bei Spe15 wie folgt zitiert: „Der Arzt hat mir von EPO und Testosteron erzählt. Ich habe ihm erklärt, dass meine Tochter eine Spitzensportlerin ist, dass man sich an ein TUE-Protokoll halten muss. Er hat eingewandt, dass wir keine Zeit zu verlieren hätten, man müsse sich so schnell wie möglich darum kümmern.“
TUE ist die Abkürzung für „Therapeutic Use Exemptions“, es sind Ausnahmegenehmigungen für Medikamente, die auf der Dopingliste stehen, aber im Einzelfall medizinisch notwendig sind.
Benfares offenbar ohne nötige Ausnahmegenehmigung
Benfares hatte eine solche Genehmigung offensichtlich nicht - angeblich, weil sie und ihre Familie mit der Situation überfordert gewesen seien. Vater Samir sei „schrecklich betroffen“ gewesen und hätte der medizinischen Behandlung „absolute Priorität“ eingeräumt.
In dem Bericht fällt außerdem auch der Satz „Ihre Krankenakte spricht für sie“, was darauf hindeutet, dass die Journalisten Einblick genommen hätten.
Benfares hat laut Spe15 im vergangenen Jahr trotz ihrer Erkrankung zwei kleinere Rennen bestritten: Eines unter der Regie des CA Montreuil, dem ihr Vater vorsteht, und zuletzt im Dezember die Course de l‘Escalade in der Schweiz.
Am 23. Januar hatte Sara Benfares einen rätselhaften Beitrag bei Instagram gepostet, der nun in neuem Licht erscheint. Neben einer Galerie von Videos und Bildern von Krankenhausbesuchen und Reha-Maßnahmen schrieb sie auf Englisch: „Das ist seit über einem Jahr mein Alltag. Ich fühle mich zwar seit einem Monat besser, aber die medizinischen Tests sind weiter schlecht. Ich habe es satt, meine Behandlungen vor der Obrigkeit zu rechtfertigen. Ich gehe jetzt einen Schritt zurück, um mich besser um mich kümmern zu können. Wir sehen uns bald.“
Der Deutsche Leichtathletik-Verband DLV und die NADA waren für SPORT1 am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)