Bei der abgelaufenen Leichtathletik-WM gab es für Deutschland bekanntlich keine einzige Medaille – der absolute Tiefpunkt in der DLV-Geschichte.
Vetters Hoffnung nach Horror-Jahren
Dies lag einerseits an der mangelnden Konkurrenzfähigkeit der deutschen Athleten in Budapest, andererseits aber auch an deren prominenten Ausfällen.
Blickt man auf die Siegerlisten, hätte beispielsweise eine Malaika Mihambo in Topform durchaus Chancen auf den WM-Titel gehabt, den sich die Serbin Ivana Vuleta mit 7,14 Meter sicherte. Mihambo musste allerdings nach einem Muskelfaserriss auf die Titelkämpfe verzichten.
Noch eklatanter sieht es im Speerwurf der Männer aus, wo der Inder Neeraj Chopra die Goldmedaille mit 88,17 Meter gewann – eine Weite, die Johannes Vetter bis vor einiger Zeit nur ein müdes Lächeln abringen konnte.
Vetter ohne genaue Diagnose
Der deutsche Rekordhalter (97,76 Meter) ließ bis vor zwei Jahren den Speer regelmäßig über 90 Meer fliegen und war zu dieser Zeit der absolute Dominator der Szene. Seine Siegesserie riss ausgerechnet bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021, als er nicht mit der weichen Anlaufbahn zurechtkam.
Als Vetter 2022 auf die Revanche brannte, spielte seine Schulter nicht mehr mit und es begann eine quälend lange Leidenszeit. Der heute 30-Jährige musste 2022 die WM in Eugene und die Heim-EM in München ebenso sausen lassen, wie die Titelkämpfe 2023 in Budapest.
Aufgeben ist für Vetter allerdings keine Option, auch wenn es für seine Schulterprobleme nach wie vor keine genaue Diagnose gibt. Dennoch ist der Athlet der LG Offenburg optimistisch, dass er sein großes Ziel nicht aus den Augen verliert: die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
„Ich bin momentan in der Off-Season und arbeite schon fleißig in der Physiotherapie“, erklärt Vetter bei SPORT1. „Es gibt viele Vermutungen, woher es kommen könnte. Sicherlich ist es auch ein Problem der Ansteuerung und durch die Schmerzen in den letzten eineinhalb Jahren wurde die Problematik noch verschärft. Zurzeit sind wir aber guter Dinge.“
„Wollen schnell wieder ins Werfen kommen“
Vetters Zeitplan für Paris steht bereits in groben Zügen, wie er verrät. „Ich werde demnächst einen dreiwöchigen Urlaub einplanen, anschließend wird das Training Stück für Stück aufgenommen. Wir wollen relativ schnell am Speer arbeiten und schnell wieder ins Werfen kommen.“
Ein Trainingslager in Südafrika sei für „Ende November, Anfang Dezember“ geplant.
Im besten Fall werde man im Winter schon erkennen, wohin die Reise geht. „Wir werden Stück für Stück vorgehen und hoffentlich so schnell es geht Ergebnisse sehen können.“
Um sich wieder eine Wettkampfhärte anzueignen, will Vetter möglichst früh in diesen Modus zurückkehren. „Wenn alles klappt, will ich recht früh schon Wettkämpfe bestreiten. Das ist aber abhängig von der Schulter und meiner Leistungsfähigkeit.“
Es wäre wünschenswert, wenn Vetters Pläne aufgehen würden. Nicht nur für ihn selbst, sondern für die gesamte deutsche Leichtathletik.