Uli Hoeneß hat in seinem langen Interview mit der Süddeutschen Zeitung über den Zustand des deutschen Sports viele kritische Worte gefunden - nicht nur über den Fußball.
Hoeneß-Kritik: Sie hat er gemeint
Als es über die Ansprüche an deutsche Athleten ging, nannte der Ehrenpräsident des FC Bayern sogar ein Beispiel aus der Leichtathletik.
„Ich habe neulich im Fernsehen einen Wettbewerb bei der Leichtathletik-WM gesehen. Es war ein Laufwettbewerb, aber ich verrate nicht, ob Mann oder Frau oder welche Distanz“, sagte er und hob dann an zu seiner Kritik.
„Es war ein Finale, der Sieger kam etwa 150 Meter vor dem deutschen Teilnehmer ins Ziel … und der Moderator sagt hinterher: Die gute Nachricht lautet, XY ist heute persönliche Bestzeit gelaufen!“
Hoeneß: „Man braucht sich nicht riesig zu freuen“
Worauf er hinauswollte: „Man muss nicht immer unter den ersten drei sein, aber man braucht sich ja auch nicht riesig zu freuen, wenn man unter ferner liefen mehr als 100 Meter hinter dem Sieger ins Ziel kommt.“
Auch wenn Hoeneß nicht verraten wollte, wen er meinte, kann es keine andere Athletin als Olivia Gürth gewesen sein.
Sie lief im Finale bei der WM in Budapest über 3000 Meter Hindernis in 9:20,08 Minuten persönliche Bestzeit, die Siegerin Winfred Mutile Yavi aus Bahrain kam über 25 Sekunden vor der Deutschen ins Ziel.
Allerdings ist Gürth erst 21 Jahre alt und gilt als eine der größten Talente des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.
Sie ist U23-Europameisterin und hat sich mit der in Budapest gelaufenen Zeit schon für Olympia 2024 in Paris qualifiziert. Langfristig hat sie die Perspektive, in die Weltspitze vorzudringen.
Insofern ist es zumindest fragwürdig, ausgerechnet diese noch sehr junge Athletin als Beispiel für die geringer gewordenen Ansprüche im deutschen Sport zu nennen.