Bereits zum Saisonstart hatte er ein Zeichen gesetzt: Jetzt ist Leo Neugebauer im texanischen Austin eine echte Sensation gelungen.
Deutscher Zehnkämpfer mit Sensation
Bei den NCAA Division Championships verbesserte der 22-Jährige den deutschen Rekord im Zehnkampf, der 39 Jahre lang im Besitz von Jürgen Hingsen war. Neugebauer kam auf 8836 Punkte - und damit 4 Zähler mehr als 1984 Hingsen (8832 Punkte). Der deutsche Athlet katapultierte sich zudem in der ewigen Bestenliste auf den achten Rang.
Leo Neugebauer: „Ich weine nie, aber ...“
„Das fühlt sich unglaublich an. Ich bin überglücklich, dass ich hier in Austin mit einem Rekord gewonnen habe“, sagte Neugebauer: „Das macht mich zum Größten der Geschichte im ganzen Land. Ich kann das noch gar nicht glauben.“
Der entscheidende Moment im Stabhochsprung sei .der emotionalste Moment meines Lebens“ gewesen: „Ich weine nie, aber da habe ich die eine oder andere Träne vergossen. Ich wusste, wenn ich diese Höhe (5,21 m, d. Red.) überquere, gewinne ich“
Dabei verbesserte der DLV-Youngster nicht weniger als fünf persönliche Bestleistungen innerhalb des Zehnkampfes: 100 m (10,61 Sekunden), 400 Meter (47,08 Sekunden), Diskus (55,06 Meter)., Stabhochsprung (5,21 Meter) und Speer (57,45 Meter).
In der letzten Disziplin, dem 1500-Meter-Lauf, kam er in 4:48,00 Minuten ins Ziel - eine Punktlandung.
Erst Ende März hatte der Modellathlet der LG Leinfelden-Echterdingen, der in Texas studiert, mit 8478 Punkten eine persönliche Bestmarke gesetzt, gleichbedeutend mit der WM-Norm.
Neugebauer auf einmal WM-Favorit
Mit seinem Paukenschlag in Austin setzte sich Neugebauer nun auch an die Spitze der Jahresweltrangliste und ist plötzlich einer der Medaillenkandidaten bei der WM in Budapest, die Ende August stattfindet.
Zuletzt hatte Niklas Kaul mit seinem WM-Triumph 2019 in Doha und dem EM-Sieg 2022 in München die Rolle des besten deutschen Zehnkämpfers ausgefüllt.
Die deutsche Leichtathletik darf sich nun darüber freuen, gleich zwei Weltklasse-Zehnkämpfer in ihren Reihen zu haben.
Jürgen Hingsens einstiger Weltrekord von 1984 lange unübertroffen
Der bisherige Rekordhalter Hingsen hatte die Bestmarke 1984 aufgestellt: Die Leistung des heute 65-Jährigen - im selben Jahr in Los Angeles Olympia-Zweiter hinter Daley Thompson und heute vor allem auch für seine Disqualifikations-Drama in Seoul 1988 in Erinnerung - war damals Weltrekord.
Bis heute Nacht hatten Hingsens Erben die Marke vergeblich anvisiert, am dichtesten dran waren im selben Jahr seine Zeitgenossen Uwe Freimuth (8792) und Siegfried Wentz (8762), dahinter folgt im ewigen Ranking Frank Busemann (8706) vor Kaul (8691).