Als Konstanze Klosterhalfen an einem regnerischen Abend Mitte August im Münchner Olympiastadion Europameisterin wurde, hätte sie die ganze Welt umarmen können.
Klosterhalfen auf neuen Wegen
Über 5000 Meter brachte sie unter schwierigen Voraussetzungen den Lauf ihres Lebens ins Ziel, und das, obwohl ihr Trainer Pete Julian Bedenken hatte, sie überhaupt starten zu lassen.
Die 25-Jährige, die nach schweren Monaten zuvor samt einer Coronainfektion noch immer nicht ganz fit schien, setzte sich schließlich durch - erst gegen ihren Coach, dann gegen die Konkurrenz.
Knapp zwei Monate später sind die Bilder des magischen Abends von München noch immer präsent, doch Klosterhalfen hat schon wieder ein neues Ziel vor Augen: ein Halbmarathon
Klosterhalfen ist aufgeregt
Am 23. Oktober wird sie in Valencia vermutlich mit leicht zitternden Knien an der Startlinie stehen, denn sie begibt sich auf neues Terrain.
„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt und auch nervös“, gesteht sie vor ihrem Debüt auf der 21,0975 Kilometer langen Strecke bei SPORT1. „Einen Halbmarathon wollte ich die letzten Jahre schon immer mal versuchen, doch es kam immer was dazwischen. Dieses Jahr hat es sich super angeboten.“
Wer Klosterhalfens Ehrgeiz kennt, ahnt, dass die seit Jahren beste deutsche Mittel- und Langstreckenläuferin in einem starken Feld nicht nur Statistin sein will.
Der deutsche Rekord steht seit zwei Jahren bei 1:05:18 Stunde, aufgestellt von Melat Kejeta, die damals im polnischen Gdynia sensationell Vize-Weltmeisterin wurde. Ob „Koko“ in Valencia diese äußerst anspruchsvolle Zeit schon bei ihrer Premiere angreifen kann, bleibt abzuwarten.
„Es wird ein gutes Feld sein und eine schnelle Strecke. Einige Kenianer reisen auch hier aus Iten an, das wird mir vielleicht Selbstbewusstsein sein geben“, sagt sie.
Premiere im kenianischen Hochland
Iten, das ist ein kleines Städtchen im kenianischen Hochland, in dem sich die Läuferelite regelmäßig zum Höhentraining trifft. Während hier beispielsweise Gesa Krause schon seit vielen Jahren regelmäßig ihre Zelte aufschlägt, hat Klosterhalfen bislang einen Bogen um Iten gemacht.
Seit mehr als zwei Wochen hat sie sich nun aber zum ersten Mal unter die vielen Trainingsgruppen eingereiht - und sie ist positiv beeindruckt.
„Mit dem Ankommen in Kenia war ich begeistert vom Land, von den Leuten und vor allem von so vielen Menschen, die den ganzen Tag nur laufen. Es ist unheimlich inspirierend hier trainieren zu dürfen. Und das mit den Besten der Welt.“
Das harte Training auf über 2400 Meter Höhe mit dem herrschenden Sauerstoffmangel wird durch das Gemeinschaftsgefühl kompensiert. „Obwohl Kenia tough ist, erscheint es so viel einfacher hier zu trainieren, weil man irgendwie immer Teil der Gruppe ist, wenn man läuft.“
„Einfach schauen, was geht und laufen“
Noch eine ganze Woche bereitet sich Klosterhalfen auf ihr Abenteuer in Valencia vor und betritt dafür ungewohnte Wege, auch was die Umfänge betrifft.
„Ich wusste, Kenia wird eine Herausforderung“, sagt die WM-Dritte von 2019. „Ich wusste aber nicht was auf mich zu kommt. Man muss sich anpassen. Dazu kommt noch für mich die Herausforderung des umfangreicheren Halbmarathontrainings. Doch bisher klappt es und ich denke der neue Reiz tut mir gut.“
Und während sie Hunderte von Kilometern auf kenianischen Schotterwegen und Straßen abspult, versucht sie die Gedanken an ihr Halbmarathon-Debüt so gut wie möglich auszublenden. „Ich konzentriere mich aber ganz auf die Wochen hier in Kenia, denn ich weiß, wenn ich die gut schaffe bin ich entsprechend vorbereitet auf Valencia.“
Der Lauf ins Ungewisse beginnt am 23. Oktober um 8.25 Uhr. „Dann möchte ich mich an die Startlinie stellen und einfach schauen, was geht und laufen“.