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"So noch nicht gesehen": Leichtathletik-Juwel Jolanda Kallabis sorgt für Aufsehen

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"So noch nicht gesehen": Leichtathletik-Juwel Jolanda Kallabis sorgt für Aufsehen

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Fabellauf mit 17: Das steckt dahinter

Jolanda Kallabis hat mit einem Aufsehen erregenden Rekord ihren Ruf als Leichtathletik-Juwel unterstrichen. Die Europameister-Tochter geht dafür ungewohnte Wege.
Die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten hoffen nach der erfolgreichen Heim-EM in München auf einen langfristigen Schub für ihre Sportart.
Jolanda Kallabis hat mit einem Aufsehen erregenden Rekord ihren Ruf als Leichtathletik-Juwel unterstrichen. Die Europameister-Tochter geht dafür ungewohnte Wege.

Es dauerte ein paar Tage, ehe im Kopf von Jolanda Kallabis wirklich ankam, was sie vollbracht hatte.

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„Es hat eine Weile gebraucht, bis ich das realisiert habe“, sagt sie im Gespräch mit SPORT1: „Ich bin immer noch beeindruckt, was ich da geschafft habe, das hätte ich vorher niemals gedacht.“

Es war der 9. September in Trier, die erst 17 Jahre alte Kallabis lief ein Rennen über 2000 Meter Hindernis - und das Top-Talent des FT 1844 Freiburg pulverisierte in 6:07,72 Minuten die U18-Weltbestzeit über die 2000 Meter Hindernis.

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„Der Plan war eigentlich, die europäische Bestzeit zu verbessern, die bei 6:19 Minuten stand“, verrät sie: „Da waren wir relativ sicher, dass ich das rennen kann, weil meine Bestzeit vorher bei 6:20 Minuten stand. Vielleicht auch unter 6:15 Minuten - aber, dass ich so ein Ding raushaue, hätte ich nicht gedacht.“

Das Husarenstück, mit dem Kallabis nationale Aufmerksamkeit in der Leichtathletik-Szene auf sich zog, kam also unvermutet - aber nicht von ungefähr.

Vater Damian holte 1998 EM-Gold - und kassierte Vorwürfe

Kallabis stammt aus einer echten Leichtathletik-Familie: Mutter Nina Rosenplänter ist Sportwissenschaftlerin und Trainerin ihrer Tochter.

Vater Damian war ebenfalls Hindernisläufer und wurde 1998 in Budapest überraschend Europameister, als er in einem waghalsigen Lauf kurz nach dem Startschuss der Konkurrenz davonstürmte und bis zum Ziel nicht mehr eingeholt wurde.

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Kallabis wirbelte damals nicht nur mit seinem EM-Coup Staub auf: Die von ihm zugegebene Einnahme des Blutverdünnungsmittel HES rief Doping-Experten auf den Plan (die Anti-Doping-Kommission des DLV leitete jedoch kein Verfahren ein).

Schlagzeilen schrieb auch der persönliche Zwist zwischen Kallabis und seinem früheren Coach Stephané Franke mit Langstrecken-Star Dieter Baumann.

Gegen Kallabis und den 2011 tragisch an Krebs verstorbenen Franke wurden gar Anschuldigungen erhoben, für die berühmte und rätselhafte Doping-Manipulation von Baumanns Zahnpasta im Jahr 1999 verantwortlich gewesen zu sein - wogegen sich beide mit eidesstattlichen Versicherungen und juristischen Schritten zur Wehr setzten.

Jolanda Kallabis geht ungewöhnlichen Weg

Die 2005 geborene Jolanda Kallabis war noch nicht auf der Welt, als sich dieses filmreife Drama vollzog, für sie ist Vater Damian „Motivation, es ihm gleichzutun oder sogar besser zu werden“, sagt sie.

Dass sie die Anlagen dazu hat, gilt als ausgemacht - die Frage ist nur, welche Strecke sie in Angriff nimmt.

Dass sie die nächsten Jahre einen anderen Weg einschlagen und einen Bogen um die Hindernis-Strecke machen wird, teilte sie unmittelbar nach ihrem Rekordlauf mit.

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„International müsste ich ab nächstem Jahr 3000 Meter Hindernis laufen und dafür bräuchte ich deutlich höhere Trainingsumfänge“, erklärte sie. „Wir haben bislang aber noch recht wenig Umfänge gemacht, deshalb bin ich noch nicht so weit.“

Mutter und Trainerin Rosenplänter ergänzt bei SPORT1: „Die Abkehr vom Hindernislauf ist vorübergehend gedacht, bis wir in der Trainingsarbeit auch so weit sind, dass die hohen Umfänge verträglich sind und vielleicht auch die Bereitschaft gekommen ist.“

Kallabis langfristig wohl über 800 Meter

Künftig wird man Kallabis vor allem über die 800-Meter-Strecke sehen, auf der sie bereits beachtliche 2:04 Minuten stehen hat.

„Jolanda läuft sehr gerne kurze Mittelstrecken, sehr erfolgreich und noch ausbaufähig. Wir haben mit 17 keine Eile umzusteigen.“

Dabei sollen die Umfänge weiterhin in kleinen Schritten gesteigert werden: „Mehr Laufkilometer, mehr Schnelligkeit und auch mehr Krafttraining“, sagt Kallabis, die für die kommende Saison die U20-EM in Rumänien anpeilt.

Kallabis‘ Programm: Schwimmen, Radfahren und Skilanglauf

Das Erfolgsgeheimnis ihrer Zusammenarbeit, so erzählt die Mutter, liege auch am vielfältigen Training, das neben dem Laufen auch andere Sportarten umfasst.

„Wir wollen bei aller Professionalität im Wettkampf trotzdem den größtmöglichen Spaß haben, dazu gehören auch andere Sportarten“, führt Rosenplänter aus.

Vor allem auch Radfahren, Skilanglauf und Schwimmen bzw. Aquajoggen stehen auf dem Programm. (NEWS: Alles Wichtige zur Leichtathletik)

Dabei habe ihre Tochter ein großes Mitspracherecht, was Trainings- und Wettkampfplanung angeht.

„Das richtet sich in erster Linie nach den Wünschen und Zielen von Jolanda, dann orientiere ich mich daran und plane die Inhalte und eben auch den Umfang, der unter anderem so gering ist, weil uns die Zeit fehlte und mehr auch nicht nötig war.“

Lea Meyer schwärmt von Jolanda Kallabis

Dass Kallabis trotz ihrer 17 Jahre und der vergleichsweise geringen Trainingskilometer schon derart schnell unterwegs ist, hat auch in der Elite schon mächtig Eindruck hinterlassen, wie Lea Meyer erklärt.

„Das ist wirklich herausragend, muss man sagen. Gerade bei Jolanda ist es außergewöhnlich, welche Breite sie abdeckt - das habe ich so noch nicht gesehen“, schwärmte die sensationelle Vize-Europameisterin über 3000 Meter Hindernis bei SPORT1.

Sie fuhr fort: „Von 400 Hürden bis 3000 Meter Hindernis! Die 5000 Meter würde sie wahrscheinlich auch noch sehr stark laufen. Das ist auf jeden Fall sehr cool und ich bin gespannt, wohin das führen wird.“

Dass Kallabis‘ Leistungskurve auch im Erwachsenenalter steil nach oben führen wird, davon darf man mittlerweile ausgehen. Sogar die Olympischen Spiele 2024 in Paris hat Kallabis schon auf ihrem Zettel - dann wäre sie erst 19 Jahre alt.

„Ich werde alles probieren und alles geben, um es nach Paris zu schaffen. Vielleicht kann ich dann schon mal bei Olympia reinschnuppern, das wäre wirklich schön“, meint sie.

Und in ein paar Jahren? „Langfristig traue ich ihr bei richtiger Betreuung zu, international um Medaillen mitzukämpfen“, betont Nina Rosenplänter. „Wir kommen jetzt in Bereiche, in denen wir auch Fehler machen werden, daraus lernen, es anders probieren. Jolanda wird merken, welche Distanz ihr am besten liegt, welche am meisten Spaß macht - es wäre schön, wenn sich das auch passend gestalten lässt.“

Hindernislauf „auf keinen Fall abgeschrieben“

Über welche Strecke sie möglicherweise in Paris an den Start gehen wird, spielt erst einmal keine große Rolle.

Nur die Hindernisstrecke - die wird es nicht sein. Doch wenn es nach ihrer Mutter geht, wird sie eines Tages auf die Strecke zurückkommen, auf der sie gerade noch als Teenager für Furore sorgte.

„Langfristig, mit Mitte 20, hoffe ich, dass sie auch über 3000 m Hindernis antreten möchte, sie scheint dafür ja wie maßgeschneidert und genießt die Balkenüberquerung, statt sie nur in Kauf zu nehmen.“

Und auch die junge Läuferin will ihre Spezialstrecke zumindest im Hinterkopf behalten.

„Es ist nicht so, dass ich Hindernisrennen nicht gerne mache“, sagt sie. „Im Gegenteil, das hat nochmal einen ganz anderen Reiz als die Flachstrecken. Deswegen ist es auf keinen Fall für immer abgeschrieben.“

Bis dahin soll sich Jolanda Kallabis erst einmal auf anderen Strecken austoben - und vielleicht schon bald die ersten Medaillen bei den Erwachsenen einsammeln.